Glut in samtbraunen Augen
Körper verlor, wenn sie Cesare so nah war und sich von ihm führen ließ.
„Darf ich bitten?“ Cesare deutete eine Verbeugung an, und Vanessa folgte ihm auf die Tanzfläche. Sie war sich der Blicke, die auf ihnen ruhten, mehr als bewusst, und als Cesare sie an sich zog, spürte sie, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss.
Ihre Unsicherheit entging ihm nicht. „Tu einfach so, als wäre ich ein Partner in der Tanzschule“, riet er. „Dann wirkt alles ganz normal, und niemand schöpft Verdacht.“
Doch das war reine Theorie, die Praxis sah ganz anders aus. So nah wie jetzt war sie Cesare bisher noch nicht gekommen, und die Auswirkung auf ihre Selbstbeherrschung war, wie sie schon erwartet hatte, verheerend. Sofort fing ihr Herz an, heftiger zu klopfen, und als die Musik zu spielen begann, waren ihre Knie so weich, dass sie nicht wusste, ob sie sich aus eigener Kraft noch auf den Beinen würde halten können.
Sie schaute zu ihm auf – ein folgenschwerer Fehler! Der Blick seiner dunklen Augen schien sie zu durchdringen und hielt sie gefangen, während sie sich im Rhythmus der Musik bewegten. Dies war nicht einfach nur ein Tanz, nein. Irgendwo tief in ihr hatte sich ein Feuer entzündet, das sich jetzt in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Sie spürte, wie seine Hitze sie verzehrte. So sehr sie sich auch dagegen sträubte, sie war wie Wachs in Cesares Armen. Er führte, ja, er dominierte sie. Es war eine außergewöhnliche Erfahrung, wie sie sie noch nie gemacht hatte. Verlockend und wunderbar, gleichzeitig aber auch zutiefst beängstigend.
„Die Summe, die dein Onkel für dich ausgehandelt hat, wird heute noch auf dein Konto überwiesen.“ Er sprach so leise, dass gewiss niemand sonst ihn verstehen konnte. „In den nächsten Tagen wirst du also bekommen, was du so dringend haben wolltest.“ Er zögerte kurz. „Ist es eigentlich ein gutes Gefühl, sich zu verkaufen?“
Entsetzt hielt Vanessa inne, unfähig, etwas zu erwidern. Um ein Haar wäre sie aus dem Takt geraten. Sie wusste selbst nicht, warum, aber es verletzte sie, dass Cesare derart von ihr dachte. Hielt er sie denn wirklich für so oberflächlich? Glaubte er allen Ernstes, dass sie ihn nur wegen des Geldes geheiratet hatte?
Aber warum interessierte es sie eigentlich, was er von ihr hielt? Wichtig war einzig und allein, ihrer Nichte helfen zu können, und das hatte sie mit dieser Hochzeit getan.
Die letzten Takte der Musik verklangen, und Applaus brandete auf. Vanessa hatte den Eindruck, als wären die Blicke der Zuschauer jetzt noch mehr als zuvor schon auf Cesare und sie gerichtet. Cesare spürte dies offenbar ebenso deutlich, doch im Gegensatz zu ihr war ihm dies keineswegs unangenehm. Nein, er schien es regelrecht zu genießen, derart im Rampenlicht zu stehen.
„Wir tun jetzt einfach, was man von uns erwartet“, sagte er.
Fragend sah Vanessa ihn an. Sie wusste nicht, was er damit meinte, und wollte schon von der Tanzfläche gehen, doch er hielt sie mit sanfter Gewalt fest. Und als er sie dann plötzlich an sich zog und seine Lippen auf ihren Mund presste, war ihr erster Impuls, zurückzuweichen. Doch sie konnte es nicht, und gleichzeitig war ihr klar, dass Cesare dies ohnehin nicht zugelassen hätte. Mit seinem Kuss ergriff er von ihr Besitz, dominierte sie voll und ganz – und sein Publikum feierte ihn dafür, denn genau das erwartete es von ihm. Und wenn Vanessa ehrlich zu sich selbst sein wollte, musste sie sich eingestehen, dass sie ihm auch gar nicht hätte widerstehen können.
Cesare löste Gefühle in ihr aus, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Sein Kuss, das verlockende Spiel seiner Zunge, trug sie empor zum Himmel, bis sie glaubte, tatsächlich auf Wolken zu schweben. Die Welt um sie herum versank in Bedeutungslosigkeit. Für einen Moment vergaß sie alles, ihre Sorgen und Probleme.
Und dann war es plötzlich vorbei. Vanessa brauchte ein paar Sekunden, um wieder in die Realität zurückzufinden. Rasch machte sie sich von Cesare los und stolperte, nach Atem ringend, unbeholfen von der Tanzfläche.
Sie gingen durch den Garten, und dabei nahm Vanessa immer wieder die vielen Gäste wahr. Alle waren sie gut gekleidet, wirkten elegant und glamourös.
Vanessa hielt den Atem an, während Cesare und sie sich etwas von der Hochzeitsgesellschaft entfernten. Eines stand fest: Wenn ihr Vater noch leben würde – er hätte niemals zugelassen, dass seine Tochter zu einer Ehe erpresst wurde. Er hätte Onkel Charles …
„Woran denkst
Weitere Kostenlose Bücher