Glut in samtbraunen Augen
Teufel jagen. Sollte sie tatsächlich glauben, dass …“
Mehr konnte Vanessa nicht verstehen, denn in dem Moment verließ Cesare wieder den Garten und trat ins Haus zurück.
Wie betäubt blieb sie auf dem Balkon stehen und starrte regungslos hinaus in die Nacht. Cesares Worte erfüllten sie mit Schmerz, und sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. Im gleichen Moment fragte sie sich, warum um alles in der Welt sie sich davon so verletzt fühlte. Schließlich wusste sie doch, mit was für einem Menschen sie es zu tun hatte. Er hatte ihr nicht nur den Vater und die Mutter genommen, sondern auch ihr eigenes Leben zerstört, und genau deshalb hasste sie ihn aus tiefstem Herzen.
Aber glaubte er wirklich, dass er als Gewinner aus dieser Hochzeit herausgehen würde? Wenn ja, dann hatte er sich getäuscht, denn Vanessa wusste es besser. Sie wusste, dass ihr Onkel sich mit dieser Hochzeit nicht etwa nach einem jahrelangen Kampf geschlagen gab, sondern lediglich zum letzten großen Schlag ausholte.
Und sie, seine eigene Nichte, würde seine stärkste Waffe sein.
3. KAPITEL
Die Hochzeit lief wie ein Film vor Vanessas Augen ab.
Ein wenig überraschte es sie selbst, dass es ihr gar nicht so schlimm vorkam wie in ihrem Traum auf dem Weg zu Cesares Anwesen vor zwei Tagen. Dann aber wurde ihr klar, dass es nur so erträglich war, weil sie ganz einfach abschaltete: Sie ließ alles über sich ergehen, ohne es wirklich an sich heranzulassen, und so fühlte sie sich beinahe wie eine unbeteiligte Zuschauerin in einem Kinosaal.
Aber du bist keine Zuschauerin, sondern die Braut. Der Mittelpunkt des Ganzen hier!
Immer wieder dachte sie an Grace und daran, dass sie das alles für sie tat, und so gelang es ihr dann während der Zeremonie sogar immer wieder, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.
Geschockt war sie dann allerdings von dem Andrang, der in der herrlichen Parkanlage des Schlosshotels herrschte, das Cesare für die Hochzeitsfeier gebucht hatte. Natürlich war sie sich darüber im Klaren gewesen, dass viele Gäste kommen würden, aber es schienen noch viel mehr zu sein als erwartet, und dann die Presse! Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, dass ihre Hochzeit mit Cesare eines der größten Medienereignisse des Jahres war.
Cesare hingegen schien von all dem Rummel völlig unbeeindruckt zu sein. Er war der perfekte Gastgeber, immer lächelnd, immer gut gelaunt, und Vanessa fragte sich unwillkürlich, ob er diese Farce tatsächlich genoss oder einfach nur besonders gut schauspielerte. So blieb er dann auch die ganze Zeit in ihrer Nähe und berührte sie immer wieder wie beiläufig. Selbstverständlich diente das alles nur dazu, den gewünschten Eindruck zu erwecken. Niemand sollte daran zweifeln, dass Cesare Sanguetti und seiner frisch gebackenen Ehefrau eine Zukunft voller Glück und Liebe bevorstand.
Vor der Presse übernahm er natürlich das Sprechen, gab allerdings nur eine kurze Erklärung ab. Auf die Frage, wie es zu dieser Blitzhochzeit mit der Nichte seines Widersachers kam, erklärte er ohne mit der Wimper zu zucken, dass er Vanessa schon vor einer ganzen Weile kennengelernt habe und die Liebe nun mal stärker sei als sämtliche geschäftlichen Differenzen.
Am liebsten hätte Vanessa laut aufgeschrien. Mit anzuhören, wie leichtfertig er über Liebe sprach, ließ Übelkeit in ihr aufsteigen – und führte ihr einmal mehr vor Augen, wie kalt und abgebrüht dieser Mann war. Umso mehr irritierte es sie, dass seine Berührungen – wenn er ihren Arm streifte oder sanft eine Hand auf ihre Hüfte legte – sie nicht kalt ließen. So sehr sie auch versuchte, es sich nicht einzugestehen, es ließ sich nicht leugnen: Ihr Körper reagierte auf ihn!
„Zeit für den Hochzeitstanz“, rief irgendwann jemand, und die Kapelle spielte einen Tusch.
Unwillkürlich zuckte Vanessa zusammen. Natürlich hatte sie gewusst, dass Derartiges auf sie zukommen würde – dennoch sträubte sich alles in ihr, mit Cesare vor all diesen Menschen zu tanzen und dabei die glückliche Braut zu mimen, die sich nichts Schöneres vorstellen konnte, als den Rest ihres Lebens an der Seite ihres Mannes zu verbringen.
Wenn diese Leute auch nur ahnen könnten, wie sehr sie Cesare in Wahrheit hasste!
Doch zu ihrer eigenen Überraschung wog ein anderer Grund, weshalb sie vor dem bevorstehenden Tanz am liebsten davongelaufen wäre, noch viel schwerer: Sie hatte ganz einfach Angst davor, dass sie vollends die Kontrolle über ihren
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