Glut in samtbraunen Augen
Kinn und zwang sie, ihm wieder direkt in die Augen zu schauen. „Was ich bekommen habe, ist die Firma meines Vaters. Die Firma, auf die dein Onkel nie ein Anrecht hatte! Der Preis dafür war, dich zu heiraten. Mit allen Rechten und Pflichten. Und nun forderte ich meine Rechte ein!“
Ehe sie protestieren konnte, zog er sie zu sich heran und presste ihr seine Lippen auf den Mund. Er küsste sie mit einer solchen Leidenschaft, wie Vanessa es noch nie erlebt hatte. Heiße Erregung durchzuckte sie, brachte ihr Blut in Wallung und ließ sie wünschen, für immer in seinen Armen zu liegen.
Doch dann dachte sie daran, was er ihr und ihrer Familie angetan hatte, und stieß ihn von sich.
„Nein!“, schrie sie, und Tränen traten ihr in die Augen. Doch sie durfte nicht weinen, nicht vor diesem Mann, und so hielt sie sich tapfer zurück. „Ich kann das nicht!“
„ Bella gioia , warum so unglücklich? Schau, es ist doch das Beste für uns beide: Je eher du ein Kind von mir bekommst, desto schneller können wir diese unsägliche Verbindung lösen, in der sich keiner von uns sonderlich wohlfühlt, findest du nicht?“
Entsetzten packte sie. Darum ging es ihm also, natürlich! Er wollte mit ihr ein Kind zeugen, weil er dann die Scheidung einreichen konnte, so sah es der Vertrag mit ihrem Onkel vor.
Wie ahnungslos er doch war! Glaubte er tatsächlich, dass es so einfach sein würde? Dass er nur mit ihr schlafen musste, um die Verbindung, die er aus reiner Habgier eingegangen war, wieder zu lösen?
Abermals tauchten die Bilder vor ihrem geistigen Auge auf, die Bilder des Unfalls, als die Limousine von der Straße abkam und … Vanessa schluckte. Damals hatte sie nicht nur ihren Vater verloren, sondern auch die Chance, jemals Mutter werden zu können. Nie würde sie den Augenblick vergessen, als die Ärztin im Krankenhaus ihr mitteilte, dass sie aufgrund schwerwiegender Verletzungen, die sie bei dem Unfall erlitten hatte, keine Kinder würde bekommen können.
Von einem Augenblick zum anderen war ihr Leben zerstört, und die Schuld daran trug einzig und allein der Mann, den sie heute geheiratet hatte. Und genau aus diesem Grund würde Cesare diese Ehe niemals auflösen können. Weil sie keine Kinder bekommen konnte, würde der Name Sanguetti endgültig aussterben.
Das war der große Schlag, der perfide Plan, den ihr Onkel so sorgfältig vorbereitet hatte und für den er seine eigene Nichte als Waffe missbrauchte.
Vanessa hielt es nicht länger in Cesares Nähe aus. Mit einem erstickten Schrei wirbelte sie herum und rannte einfach davon.
Jetzt endlich konnte sie ihren Tränen freien Lauf lassen.
4. KAPITEL
Vanessa rannte, bis ihr die Luft knapp wurde und ihr das Herz bis zum Hals schlug. Sie wusste nicht, wie lange sie gelaufen war. Vermutlich höchstens zwei oder drei Minuten, die ihr jedoch wie eine Ewigkeit vorkamen. Schwer atmend stützte sie sich mit den Händen gegen den knorrigen Stamm einer Zypresse und schloss für einen Moment die Augen.
Sofort waren sie wieder da, die Bilder, die sie seit jenem Abend vor sieben Jahren verfolgten. Sie sah das Innere der Limousine, die vor Schreck verzerrten Gesichter ihrer Familie, das viele Wasser … Doch der Tod ihrer Eltern war nicht die einzige schlimme Nachricht, die sie nach diesem Unglück erwartete. Dann hatte sie erfahren, dass sie niemals Kinder würde bekommen können.
Damals war eine Welt für sie zusammengebrochen. Sie hatte immer davon geträumt, eines Tages einmal eine große Familie zu haben. Einen Mann, der sie liebte, und Kinder … Leider würde das nun für immer ein unerfüllbarer Traum bleiben.
Dass sie einmal den Mann, der für all dies die Verantwortung trug, heiraten würde, wäre ihr natürlich nie in den Sinn gekommen. Doch sie hatte es getan und damit den infamen Racheplan ihres Onkels in die Tat umgesetzt.
Der Name Sanguetti würde aussterben, und genau das war es, was ihr Onkel als seinen großen Schlag gegen die verfeindete Familie bezeichnete.
Deshalb durfte Cesare auch nie von der Diagnose erfahren, die sie damals bekommen hatte. Denn wenn herauskam, dass sie schon vor der Hochzeit von ihrer Unfruchtbarkeit gewusst hatte, gäbe es für ihn keinen Grund mehr, sich an die Vereinbarungen mit ihrem Onkel zu halten.
„Musst du es uns denn so schwer machen, bella gioia ?“ Cesares Stimme hinter ihr riss sie aus ihren Gedanken. „Weglaufen ist doch keine Lösung.“
Abrupt richtete sie sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
Weitere Kostenlose Bücher