Glut in samtbraunen Augen
dass Felicia hier sein kann. Aber langsam weiß ich auch nicht mehr, was ich noch tun kann. Obwohl ich ihr jeden Wunsch von den Augen ablese, ist sie noch immer sehr erschrocken und ängstlich und spricht kaum ein Wort, mit Fremden schon gar nicht.“
„Die arme Kleine!“ Vanessa seufzte. „Es ist wirklich schrecklich, was sie durchmachen muss. So ein Schock ist gerade in dem Alter nicht leicht zu verkraften, und bestimmt hat sie auch große Angst um ihre Mutter.“ Mitfühlend sah sie die Hausangestellte an. „Und Ihnen ergeht es sicher ganz genauso. Ich finde es bewundernswert, wie Sie dieses schwere Schicksal meistern.“
Giovanna zuckte mit den Schultern, doch Vanessa sah, dass ihre Augen verdächtig glitzerten. „Was bleibt mir anderes übrig? Das Leben geht weiter, und irgendjemand muss sich schließlich um Felicia kümmern. Sie hat doch sonst niemanden!“ Sie schluckte schwer, aber sie verlor den Kampf mit den Tränen. Hastig wandte sie sich ab und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Signorina , ich wollte nicht, dass mich jemand so sieht, ich …“
Vanessa legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter. „Bitte, es gibt keinen Grund, sich zu schämen“, sagte sie. „Ich bin davon überzeugt, dass alles wieder gut wird.“
Ein paar Minuten saßen die Frauen einfach nur da, bis Giovanna sich einigermaßen beruhigt hatte. Verstohlen wischte sie sich über die Augen und stand auf. „Mille grazie!“, sagte sie tränenerstickt. „Sie sind sehr liebenwürdig, Signora , aber ich werde mich jetzt besser um Felicia kümmern.“
Nachdenklich sah Vanessa ihr nach. Arme Felicia, kam ihr die Kleine wieder in den Sinn. Was sie durchmachte, sollte kein Kind erleben müssen. Unwillkürlich musste sie an Grace denken. Ihre Nichte war etwa so alt wie Felicia, und auch sonst ähnelten sich die Geschichten der beiden Mädchen so stark, dass Vanessa fast nicht glauben konnte, dass es sich um einen Zufall handelte.
Sie nahm sich vor, für die kleine Felicia da zu sein, solange diese bei ihrer Großmutter lebte. Vielleicht gelang es ihr ja irgendwie, ihr dabei zu helfen, wieder ein bisschen Freude am Leben zu finden oder ihr zumindest etwas Trost zu spenden.
Vanessa nickte entschlossen. Ja, das würde sie tun. Denn dann hatte ihr Dasein auf Cesares Anwesen wenigstens einen weiteren Sinn.
„Es sieht also noch schlimmer aus, als wir dachten?“ Seufzend fuhr Cesare sich am Abend mit der Hand durchs Haar und schüttelte den Kopf. Seit einer Stunde saß er nun schon in seinem Arbeitszimmer mit seinem Anwalt und guten Freund Adriano zusammen, und nur der Schein der Schreibtischlampe erhellte den Raum. Gesprächsthema war einzig und allein Fatto in CaSa , die Firma, die sein Vater einst zusammen mit Charles Carlisle aufgebaut hatte und die sich jetzt endlich wieder im Besitz der Familie Sanguetti befand.
Doch das Unternehmen war ein Fass ohne Boden, das weitaus mehr Geld verschlang, als es wahrscheinlich jemals erwirtschaften konnte.
Cesare hielt es nicht länger aus, herumzusitzen, und stand auf. Er hatte gewusst, dass sich Fatto in CaSa in keinem guten Zustand befand, keine Frage. Und es war ihm gleichgültig gewesen. Eine Firma, um die es nicht allzu gut stand, konnte man durch Geschick und neue Ideen durchaus wieder aufblühen lassen.
Doch das, was er nun hatte erfahren müssen, ließ alles in einem vollkommen anderen Licht erscheinen.
„Bisher sind wir davon ausgegangen, dass Carlisle das Unternehmen einfach nur heruntergewirtschaftet hat“, erklärte Adriano. „Jetzt wissen wir es besser.“
„Genauer!“, verlangte Cesare, während er im Zimmer auf und ab ging.
„Nun, unser lieber Freund hat alles ganz genau geplant: Parallel zu Fatto in CaSa hat er eine zweite Firma dieser Art aufgebaut und praktisch die gesamten Geschäftsbeziehungen zu dieser übertragen.“
„Das bedeutet, wir haben keinerlei Abnehmer mehr?“, fragte Cesare kopfschüttelnd.
„Zumindest keine wichtigen. Carlisle wusste genau, was er tat. Und wir können nicht mal etwas dagegen unternehmen. Immerhin hast du dich – entgegen meiner Einwände – ihm gegenüber bereit erklärt, die Firma so zu kaufen, wie sie ist, ohne Wenn und Aber. Das war natürlich nicht gerade …“
„Ich weiß, was ich getan habe!“, wies Cesare ihn zurecht. „Und ich hatte meine Gründe dafür.“
„Wie du meinst. Allerdings …“
„Ja?“
Adriano atmete tief durch. „Ich finde, du solltest ernsthaft über eine Annullierung deiner Ehe
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