Glut in samtbraunen Augen
überprüfen, und hier und da auf einen Knopf drückte, von dem er genau wusste, dass er damit nichts erreichen würde. „Ein Motorproblem, nehme ich an. Das kann bei solchen hochgezüchteten Maschinen schon mal vorkommen. Schade, dass Luigi nicht bei uns ist, er könnte das Problem sicher beheben.“
In ihrem Blick lag das blanke Entsetzen. „Soll das heißen, wir sitzen hier draußen fest?“
9. KAPITEL
Vanessa klopfte das Herz bis zum Hals, während ihr von Sekunde zu Sekunde immer deutlicher bewusst wurde, dass es um sie herum nichts gab als im Schein der untergehenden Sonne rötlich schimmerndes Wasser, so weit das Auge reichte.
Sie kämpfte gegen die Panik an, die ihr die Kehle zuzuschnüren drohte, und schloss die Augen in dem verzweifelten Versuch, sich selbst zu beruhigen. Ein kleiner, rationaler Teil ihrer selbst war sich darüber im Klaren, dass die Situation im Grunde vollkommen harmlos war. Sie befanden sich in keinerlei Gefahr. Das Schlimmste, was ihnen passieren konnte, war, dass sie möglicherweise die Nacht an Bord der Etruria verbringen mussten, wenn es Cesare nicht gelang, den Schaden zu beheben, der sie an der Weiterfahrt hinderte.
Doch leider half ihr dieses Wissen nicht im Geringsten, denn vor ihrem inneren Auge spielte sich immer und immer wieder der schreckliche Unfall ab, der ihre Eltern vor vielen Jahren das Leben gekostet hatte. Wie eine Flutwelle brach die Erinnerung über sie hinein und riss die dünne Decke der Vernunft und Rationalität mit sich und ließ nichts zurück als lähmende Angst und Verzweiflung.
„Kannst du nicht irgendetwas tun?“, flehte sie, und ihre Stimme klang ungewöhnlich schrill. „Bitte, Cesare!“
„Auf einmal so versöhnlich?“ Spöttisch schaute er von den Armaturen am Schaltpult der Jacht auf, mit denen er bis eben beschäftigt gewesen war. „Wolltest du mich nicht gerade noch verlassen und zurück nach England fliegen?“
„Was ist mit dem Funkgerät?“, fragte sie, ohne auf seine ironische Bemerkung einzugehen. „Wir könnten doch jemanden vom Festland zur Hilfe rufen und …“ Sie keuchte erschrocken auf, als eine Welle die Motorjacht leicht zum Schaukeln brachte.
Cesare musterte sie von der Seite. „Was ist los?“, fragte er schließlich, drehte sich zu ihr um und nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände. „Du bist ja ganz blass geworden. Keine Sorge, die Etruria ist auch ohne laufende Maschinen voll seetüchtig.“
Sie entzog sich seinem Griff, wich einen Schritt zurück und blieb dann schwer atmend mit dem Rücken zu ihm stehen. Verzweifelt versuchte sie, ihre Panik in den Griff zu bekommen, doch sie schaffte es nicht.
Cesare legte ihr von hinten eine Hand auf die Schulter und veranlasste sie mit sanftem Druck, sich wieder zu ihm umzudrehen. „Was hast du denn?“, fragte er sanft. „Versuch bitte nicht, mir etwas vorzumachen. Fürchtest du dich etwa?“
Sie senkte den Blick, doch er legte ihr einen Finger unters Kinn und zwang sie, ihn geradewegs anzuschauen. Obschon sie kein Wort sagte, schien er die Wahrheit von ihren Augen abzulesen. Seine Miene wurde weicher, und im nächsten Moment zog er Vanessa in seine Arme, verschloss ihren Mund mit den Lippen und küsste sie so sanft, dass ihr der Atem stockte.
Nach kurzem Zögern schlang sie die Arme um seinen Nacken und erwiderte seinen Kuss voller Hingabe. Sie spürte seinen Herzschlag an ihrer Brust, fühlte das Spiel seiner Muskeln durch den dünnen Stoff seines Hemdes, und ihre Knie wurden so weich, dass sie glaubte, nicht mehr ohne fremde Hilfe stehen zu können.
„Na siehst du, es geht doch“, raunte er ihr ins Ohr, als er den Kuss für ein paar Sekunden unterbrach. „Wusste ich es doch, dass es mir gelingen würde, dich auf andere Gedanken zu bringen.“
Vanessa fühlte sich, als habe man einen Eimer mit Eiswasser über ihrem Kopf ausgeleert. Eben noch ganz schwindelig vor Verlangen, riss sie sich nun von ihm los. „Was soll das?“, fragte sie verletzt. „Findest du das etwa lustig?“
Er gab sich alle Mühe, gleichgültig zu wirken, doch er konnte seine Verärgerung nicht verbergen. „Offensichtlich geht es dir wieder besser“, sagte er kühl. „Wenn das so ist, können wir ja jetzt wieder weiter.“
Es dauerte einen Moment, ehe Vanessa den Sinn seiner Worte erkannte. Fassungslos starrte sie ihn an. „Was … Soll das heißen, der Motor ist gar nicht ausgefallen? Du hast das alles bloß inszeniert?“
Anstatt zu antworten betätigte Cesare den Anlasser der
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