Glut in samtbraunen Augen
Etruria , und die Maschinen der Jacht erwachten zu neuem Leben. „Du hast mir keine andere Wahl gelassen. Irgendwie musste ich dich ja wieder zur Vernunft bringen.“
Für Vanessa brach in diesem Augenblick eine Welt zusammen. „Du Scheusal!“, stieß sie mit einem unterdrückten Schluchzen aus, dann wirbelte sie herum und ließ ihn einfach stehen.
Überrascht sah Cesare ihr nach, bis sie aus seinem Blickfeld verschwand, dann schüttelte er den Kopf. Ob es ihm jemals gelingen würde, aus dieser Frau schlau zu werden? Er verstand ja, dass sie über seine Aktion mit der vermeintlichen Motorpanne verärgert war, aber ihre Reaktion ging weit über das hinaus, was er erwartet hatte.
Viel zu weit.
Fluchend schaltete er die Motoren der Etruria wieder aus und setzte den Anker, um zu verhindern, dass die Jacht von der Strömung abgetrieben wurde.
Dann ging er Vanessa nach.
Schon von Weitem hörte er ihr verzweifeltes Schluchzen, und als er sie schließlich sah, wie sie mit angezogenen Knien auf der sandfarbenen Sitzgarnitur des Aussichtsdecks saß und ihre Beine mit den Armen umschlungen hielt, zog sich sein Herz vor Mitgefühl zusammen. Was hatte er da bloß angerichtet?
Er kniete sich vor ihr hin und berührte sie sanft am Unterarm.
Sie schaute auf. Ihr Make-up war verschmiert von den Tränen, die in einem nicht enden wollenden Strom über ihre Wangen strömten. „Was willst du?“, flüsterte sie heiser. „Hast du mich noch nicht genug gedemütigt? Bist du gekommen, um dein Werk zu Ende zu bringen?“
Sanft wischte er ihr mit dem Daumen die schwarzen Kajalspuren vom Gesicht. Der Schmerz in ihren großen grünen Augen erschütterte ihn. Die Tiefe ihrer Gefühle passte so gar nicht zu der oberflächlichen, selbstsüchtigen Frau, als die er sie noch immer am liebsten sehen wollte. „Es lag nie in meiner Absicht, dich zu demütigen“, sagte er leise und stellte im selben Moment, in dem er die Worte aussprach, fest, dass es die reine Wahrheit war. „Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass dich mein kleiner Vorwand so mitnehmen würde.“ Er zuckte die Schultern. „Und um ehrlich zu sein, ich kann es auch jetzt noch nicht wirklich begreifen. Aber eines musst du mir glauben: Es tut mir leid.“
Sie wandte den Blick ab. „Du weißt es wirklich nicht, oder?“
„Was denn?“, fragte er irritiert. „Wovon sprichst du?“
„Damals, als die Limousine, die meine Familie und mich vom Flughafen abgeholt hat, von der Straße abkam und ins Meer stürzte, lief der Innenraum innerhalb weniger Minuten mit Wasser voll“, sagte sie und holte tief Luft, so, als kostete es sie große Kraft, darüber zu sprechen. „Ich habe zusehen müssen, wie meine Eltern ertranken. Das Wasser stieg immer höher, während mein Vater verzweifelt versuchte, die Türen des Wagens zu öffnen, um uns – meine Mutter, meine Schwester und mich – in Sicherheit zu bringen. Doch er schaffte es nicht. Der Druck, der von außen auf sie einwirkte, war einfach zu groß, er hatte keine Chance. Erst als der Wagen mit Wasser vollgelaufen war, gelang einigen mutigen Helfern, was er nicht geschafft hatte: Sie zogen meine Schwester und mich aus dem Wrack. Für meine Eltern kam jede Hilfe zu spät.“ Sie schluckte und wischte sich hastig mit dem Handrücken über die Augen. „Seitdem habe ich Schwierigkeiten damit, mich in engen Räumen aufzuhalten, und …“ Sie atmete tief durch. „Und offene Gewässer, Boote und Schiffe, all das ist einfach …“
Ihr versagte die Stimme, und Cesare hatte das Gefühl, als würde er sie in diesem Moment zum ersten Mal wirklich sehen. Er war geblendet gewesen von den Dingen, die er über sie zu wissen glaubte, hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, einen Blick hinter die Fassade zu werfen. Und jetzt, wo alle Masken fielen, erschütterte es ihn, dass er sie so falsch eingeschätzt hatte.
Was sie durchgemacht hatte, musste furchtbar gewesen sein. Wenn ein Mensch, noch dazu in diesem Alter und auf diese Weise, zusehen musste, wie seine Eltern starben, prägte ihn dies für den Rest seines Lebens.
Er schloss die Augen. Wie hatte er das nur die ganze Zeit übersehen können? Ihm hätte doch klar sein müssen, wie sehr Vanessa leiden musste. Schließlich wusste er, was damals geschehen war, denn die Nachricht von dem Unglück hatte am Ende auch seinem Vater das Leben gekostet!
„Es tut mir leid“, sprach er aus, was er tief in seinem Herzen empfand. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du dich
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