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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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meine eigenen Schreie sind. Weißt du, was die Muselm a nen mir angetan haben?« Er beantwortete seine eigene Frage mit einem Kopfschütteln und einem verächtlichen Laut. »Nein. Natürlich nicht. Woher auch? Es hat dich doch nicht intere s siert, was mit dem Jungen geschieht, von dem du behauptet hast, dass du ihn liebst wie einen Sohn.«
    »Ich weiß, was du erreichen willst«, sagte Andrej. »Aber du wirst keinen Erfolg haben. Ich bin damit fertig. Ich habe dre i hundert Jahre um sie getrauert. Selbst sie wäre der Meinung, dass es damit genug ist.«
    »Ihre Schreie klangen nicht so«, erwiderte Frederic. »Sie hat nach dir gerufen, Andrej. Sie hat immer wieder deinen Namen geschrien, und sie war so verzweifelt. Aber du bist nicht g e kommen.«
    »Wer hat dir aufgetragen, dass du das sagen sollst?«, fragte Andrej. »Loki?«
    »Loki?« Der Junge lachte. »Oh nein. Er ist ... nützlich. Aber im Grunde ein Dummkopf. Er könnte so viel erreichen, und er weiß nicht einmal, über welche Macht er wirklich verfügt. Wie die meisten von ihnen.« Er legte den Kopf auf die Seite und musterte ihn aus eng zusammengekniffenen Augen. »Du willst nicht wirklich behaupten, dass du mich nicht erkennst.«
    »Ich weiß, wem du ähnelst«, antwortete Andrej. »Aber Loki hätte sich besser informieren sollen. Frederic ist tot. Genauso tot wie Maria. Er starb -«
    »... in Wien, nachdem du mich zum zweiten Mal an die M u selmanen verraten hast«, unterbrach ihn Frederic. »Oh ja, ich erinnere mich. Willst du wissen, was sie mir angetan haben? Dann versuche dich an die letzten Stunden zu erinnern, und stell dir vor, eine solche Qual würde eine Woche dauern. Vie l leicht bekommst du dann eine ungefähre Ahnung von dem, was ich erleiden musste.« Es war purer Hass, der aus seiner Stimme klang. Ein Hass, so intensiv und uralt, dass die Worte Andrej einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließen. Noch einmal und noch genauer betrachtete er den Jungen, diese so entsetzlich vertrauten Züge. War es möglich, dass ...?
    Nein. Es war nicht möglich. Einfach weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte.
    »Du beginnst zu zweifeln«, sagte der Junge. »Gut.«
    »Vielleicht frage ich mich nur, was Loki damit zu erreichen glaubt«, antwortete er lahm. War es möglich? »Loki?«, wi e derholte Frederic noch einmal. »Andrej, Andrej ... Du bist ja regelrecht besessen von diesem Verraten Auch wenn ich zug e ben muss, dass er eine Zeit lang ganz nützlich war, ich bleibe dabei: Er ist ein Dummkopf. Er und die anderen haben etwas begonnen, über das sie am Ende nicht mehr Herr werden kö n nen. Es wird sie verschlingen ... aber das soll nicht mein Pro b lem sein. Und auch nicht mehr deines. Ich fürchte, du wirst diesen Moment nicht mehr erleben.«
    »Wer bist du?«, fragte Andrej. »Ich meine: Wer behauptest du zu sein?«
    »Oh, du willst mich auf die Probe stellen?« Frederic lachte, ein helles, durch und durch böses Kinderlachen, das wie ein Messer in seine Seele schnitt. »Du willst wissen, wer ich wir k lich bin? Frederic oder Dracul?« Sein Gesicht zerfloss abe r mals, gerann zu den harten Zügen eines grausamen alten Ma n nes und blieb gerade lange genug so, dass die lähmende E r kenntnis kam. Das konnte L oki nicht wissen!
    »Er hätte es gewusst, hättest du jemals in seiner Gegenwart d a ran gedacht«, sagte Frederic. »Aber das hast du nicht. Warum auch?« Las er seine Gedanken?
    »Selbstverständlich«, antwortete Frederic lächelnd. »Wir alle können das. Du könntest es auch, wenn du nicht zu stur wärst, das Geschenk anzunehmen, das dir gemacht worden ist ... oh, ich könnte dir so viel erzählen, Andrej. So viele Geheimnisse verraten, so viele Dinge erklären ... du hast ja nicht einmal eine Vorstellung davon, welche Macht dir zur Verfügung stünde, wärst du nur bereit gewesen, dieses wunderbare Geschenk a n zunehmen.« Er seufzte. »Aber ich fürchte, nun ist es zu spät, und du wirst es nie mehr erfahren.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte Andrej - und sei es nur, um Zeit zu gewinnen. Seine Gedanken bewegten sich immer noch träge hinter seiner Stirn, wie ein Wanderer, der unversehens in zähen Sumpf geraten war und nun all seine Kraft brauchte, um auch nur einen Schritt nach dem anderen zu tun; zugleich aber schienen sie sich auch zu überschlagen und immer schneller und schneller im Kreise zu drehen. Was er sah, war unmöglich. Was er hörte, war unmöglich. Frederic war tot, schon vor Jahrhunderten

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