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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hand, als sie antworten wollte. »Weil du so sehr um unser Wohl besorgt bist?«
    »Vielleicht«, antwortete sie. Es klang ehrlich, aber vielleicht war es gerade das, was seinen Zorn noch schürte.
    »Wenn das wirklich die Wahrheit ist«, sagte er bitten »dann kommst du zu spät, Meruhe. Ich hätte deine Hilfe brauchen können. Aber du warst nicht da.«
    Abu Dun sah nun regelrecht entsetzt aus, und auch Andrej war erschrocken. Nicht einmal so sehr über das, was er gesagt hatte, über die Worte, die sie so sehr verletzen mussten, sondern weil es die Wahrheit war. Ein Teil von ihm, ein winzigen bo s hafter Teil, dessen Existenz er sich sehr wohl bewusst war den er bisher aber stets unter Kontrolle zu haben geglaubt hatte, hatte ihr die Schuld gegeben. Nicht, weil sie irgendetwas mit dem zu schaffen gehabt hätte, was Loki ihm angetan hatte, sondern weil sie nicht da gewesen war, um ihm zu helfen. Er wusste, es war Unsinn. Sie hätte es nicht gekonnt. Sie hatte von nichts gewusst, aber da war etwas in ihm, dem Argumente und Wah r heiten gleichgültig waren. Etwas, das sich rächen wollte, weil man ihm wehgetan hatte, ganz gleich an wem.
    Meruhe lächelte unerschütterlich weiter, aber ihr Blick wu r de traurig; seltsamerweise nicht, weil er sie verletzt hatte. Das Schicksal und ein grausamer Mensch hatten ihr ein Auge g e nommen, doch wie zum Ausgleich schien das andere nun mehr zu sehen, als es beide zusammen jemals gekonnt hätten, und direkt in seine Seele zu blicken. Sie war nicht traurig, weil er ihr nach all den Jahren mit sinnlosen Vorwürfen begegnete, sondern weil sie sah, wie sehr er immer noch litt. Und ganz plötzlich, erst jetzt und nach all dieser Zeit, wurde ihm klar was Loki ihm wirklich angetan hatte. Das Wissen um Marias Tod war trotz allem eine Erlösung gewesen, der erste Schritt auf dem Weg, diese uralte schwärende Wunde in seiner Seele en d lich heilen zu lassen. Doch dafür war eine neue Wunde g e schlagen worden.
    »Es gibt Dinge, in die nicht einmal ich mich einmischen darf«, sagte Meruhe. »Ich dachte, das wüsstest du.«
    »Und ich dachte, dich zu kennen«, erwiderte Andrej bitter.
    »Auch das, was ich gestern Abend getan habe und jetzt tue, Andrej«, fuhr sie fort, »ist mir verboten.«
    »Warum tust du es dann?«, fragte er.
    »Vielleicht, weil ich das Gefühl habe, es dir schuldig zu sein, Andrej Delany «, antwortete sie. Dass sie seinen Nachnamen benutzte, war kein Zufall und vergrößerte die Kluft zwischen ihnen nur noch. Das war wohl auch ihre Absicht. »Ich habe dir einmal versprochen, dass wir uns wiedersehen, und ich habe dieses Versprechen nicht halten können, gerade in dem M o ment, in dem du meine Hilfe vielleicht am meisten gebraucht hättest. Vielleicht kann ich auf diese Weise etwas gutmachen.«
    Andrej starrte sie nur weiter an, aber Abu Dun räusperte sich laut und unecht, um ihre Aufmerksamkeit zu erheischen. Er wirkte ebenso unsicher, verwirrt und erschrocken wie Andrej und vielleicht sogar aus - fast -denselben Gründen. Andrej rief sich mit einem sachten Gefühl von schlechtem Gewissen ins Gedächtnis zurück, das Meruhe auch für Abu Dun mehr als e i ne flüchtige Bekannte gewesen war. Er hatte es vergessen, weil er es vergessen wollte.
    »Was genau willst du von uns, Meruhe?«, fragte der Nubier mit belegter Stimme. »Du willst, dass wir London verlassen? Du weißt, warum wir hier sind.«
    »Ich weiß, warum Andrej hier ist«, antwortete die Nubierin. »Und ich kann ihn verstehen. Rache ist eine starke Kraft. Vie l leicht noch stärker als die Liebe. Wer weiß? Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür Nicht für euch.«
    »Wenn du weißt, was geschehen ist«, sagte Abu Dun ernst, »dann weißt du auch, wie lange wir ihn schon suchen.«
    »Und wie verzweifelt diese Suche gewesen ist«, bestätigte Meruhe. »Aber es wäre euer beider Verderben, sie jetzt und hier fortzuführen, Abu Dun. Ihr werdet sterben, wenn ihr die Stadt nicht verlasst. Viele werden sterben, so oder so, aber ich möc h te nicht, dass Andrej und du dazugehören. Ganz gleich, wie n a he ihr ihm auch seid - jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt, um es zu Ende zu bringen.«
    »Dann ist er wirklich hier in der Stadt?«, fuhr Andrej hoch und richtete sich kerzengerade auf seinem Stuhl auf.
    Für einen winzigen Moment sah Meruhe tatsächlich e r schrocken aus; nicht so lange, dass es außer Abu Dun und ihm jemand anderem aufgefallen wäre, aber für ihn war ihr E r schrecken deutlich sichtbar

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