Glut unter der Haut
du uns nicht schon lange genug aufgehalten? Sieh zu, dass du wieder auf die Mauer kommst, und dann will ich ein nettes Lächeln für die Kamera. Nur gut, dass es niemand schafft, gleichzeitig zu lächeln und zu plappern.«
Gelächter erklang, während T amara ihre Position wieder einnahm. »Danke«, sagte Erik zu Kathleen, als sie an ihm vorbeikam.
»Keine Ursache«, antwortete sie kühl.
So war es die ganze Zeit schon zwischen ihnen gelaufen, seit sie San Francisco verlassen hatten. Höflich und reserviert wie Fremde, die zu einem A uftrag zusammengekommen waren, vielleicht mit ein wenig mehr Distanz, gingen sie miteinander um. Erik kam jeden A bend zu ihrer Suite und besprach mit ihr die A ufnahmefolge des nächsten T ages; Kathleen sorgte dafür, dass für jedes Model das passende Outfit und die A ccessoires zusammengestellt wurden. W enn das erledigt war, bedankte sich Erik, wünschte ihr eine gute Nacht und ließ sie allein. Sie aßen weder gemeinsam, noch plauderten sie, wenn sich die Gelegenheit dazu bot.
Die Leere in ihrem Herzen wuchs, bis sie befürchtete, ganz davon verschlungen zu werden. Je distanzierter ihre Beziehung zueinander wurde, desto deutlicher spürte sie, wie sehr sie Erik liebte. Mochte sie bis jetzt daran gezweifelt haben – nun war es eine nicht mehr zu leugnende T atsache. W as sie für Erik empfand, war mehr als nur ein körperliches V erlangen. Sie liebte den ganzen Mann.
Und doch minderte dieses Gefühl ihre Liebe zu Seth nicht. Ihre Gefühle für ihn waren rein und stark. Sie liebte Seth wie ihren Bruder. Er bedeutete ihr so viel; sie wusste, wie sehr auch er sie und T heron liebte.
Doch ihre Liebe zu Erik war stärker. W enn Seth ihr Herz gehörte, dann gehörte Erik ihre Seele . Nur war er sich dessen nicht bewusst.
Mit jedem T ag schien er sich mehr und mehr von ihr zu entfernen, und dennoch wuchs ihre Liebe zu ihm. Sie liebte es, ihm bei der A rbeit zuzusehen. Er war kompetent, forderte von seinen Mitarbeitern ebenso viel Einsatz, wie er selbst bewies. Unermüdlich feilte er an jeder Einstellung, bis er sicher war, dass er das optimale Resultat erzielt hatte. Er hatte den Drang eines Künstlers nach Perfektion. Sein Körper war schon nach wenigen T agen unter der tropischen Sonne tiefbraun gebrannt, und sein Haar war noch blonder geworden. Er trug selten mehr als Shorts und T -Shirt, und meist hatte er gegen Mittag das T -Shirt bereits abgestreift. Lediglich abends sah sie ihn in langen Hosen und Hemd.
Nach dem Essen versammelte sich die Crew um den Pool, um zu schwimmen, Karten zu spielen oder sich zu unterhalten. Es war eine gesellige Truppe. Die wenigen Männer, die mitgeflogen waren, zogen ihren V orteil aus dem Frauenüberschuss und den zugänglicheren Mädchen unter den Models. Die Bettpartner wechselten häufiger. Kathleen glaubte zu wissen, mit wem Erik das Bett teilte.
Es gab keine weiteren V erzögerungen an diesem T ag; sie beendeten die A ufnahmen in Harrys Bar, als am westlichen Horizont Sturmwolken aufzogen. Es hatte zwar fast jeden Nachmittag einen oder zwei kleine Schauer gegeben, doch diese W olken sahen bei weitem bedrohlicher aus. Erik beeilte sich, die A usrüstung zu verstauen, und gönnte sich erst dann eine V erschnaufpause, als alles sicher eingepackt war.
Genau in dem Moment, als die Karawane in die Hoteleinfahrt bog, brach der Sturm los. Jeder schnappte sich, was gerade in der Nähe war, und lief damit hinein. Da Kathleen viel Platz benötigte, um die Muster und A ccessoires für die A ufnahmen zu verstauen, hatte sie eine große Suite in einem der Bungalows etwas abseits vom Hotel bezogen. Zum Glück konnte sie ihren gemieteten Kombi unter einem V ordach parken, auch wenn das eigentlich nicht erlaubt war. Sie beschloss, den W agen später wegzufahren und abzustellen. Sie lud die Sachen aus dem Kofferraum, wobei die Muster nur geringfügig feucht wurden trotz des gewaltigen W olkenbruchs. Nur sie selbst wurde dabei nass bis auf die Haut.
Gerade als sie die T ür zu ihrer Suite schloss, hörte sie ein Klopfen. Ihr stockte das Herz, als sie die T ür aufriss und Erik triefnass vor ihr stand.
»Hallo«, sagte er. »Hast du alles heil reingeschafft?«
»Ja.« Sie trat zur Seite. »Komm doch rein.«
Er patschte ins Zimmer und schloss die T ür. »Warte, ich stelle eben die Klimaanlage niedriger, sonst erfrierst du noch.« Sie langte hinter ihm an die W and, wo der T hermostat angebracht war. Dabei streifte sie seinen Rücken; unwillkürlich
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