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Glutnester

Glutnester

Titel: Glutnester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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verstärkt annehmen. Wenn schon der erste Slip so wenig ausgelöst hatte, musste halt ein zweiter her.
    Elsas Gedanken laufen auf Hochtouren. Die Beule am Kopf spürt sie gar nicht mehr. Sie will in eine neue Richtung ermitteln, zögert nicht länger und wählt Helga Kratzers Nummer. Nach mehrmaligem Klingeln springt der Anrufbeantworter an. »Das ist der automatische Anrufbeantworter der Familie Gasteiger-Kratzer«, hört Elsa eine Stimme, die wie Blech klingt. Sie drückt die Aus-Taste und überlegt einen kurzen Moment. Marissa Kratzer war zwar wortgewaltig, gewieft und vorlaut, aber Missbrauch? Dafür sprach nichts. Und bei Gerry konnte sie sich erst recht nichts in der Richtung vorstellen. Zumindest aufs erste Hinspüren. Vielleicht ergab ein zweiter oder dritter Blick mehr Aufschluss. Elsa verlässt ihr Büro. Im Flur angekommen, hört sie energisches Klopfen an der Haustür.
    »Elsa? Ich bin’s. Karl Degenwald!«
    »Degenwald«, fällt Elsa ein. Sie öffnet die Tür und bestürmt ihren Kollegen, ohne ihn zu grüßen, mit ihren Erkenntnissen.
    »Ich muss noch mal nach Kruchenhausen. Wegen der Slips. Missbrauch. Schon mal drüber nachgedacht, dass die Slips darauf hinweisen könnten?«
    »Noch nicht«, gesteht Degenwald. Er schaut irgendwie kleinlaut drein. »Verdammt!«, meint er dann. »Hätte ich aber müssen.«
    »Egal, was wir versäumt haben. Jetzt machen wir Nägel mit Köpfen«, spornt Elsa sich selbst und ihren Kollegen an. Sie dreht sich um und ruft laut ins Haus hinein. »Ich bin noch mal weg, Anna!« Sie schließt, ohne auf eine Entgegnung ihrer Tochter zu warten, die Tür hinter sich. Degenwald vor sich her dirigierend, steuert Elsa ihren Golf an, der längst gewaschen gehört. Seit sie auf dem Land lebt, sieht ihr Auto aus, als treibe sie sich ständig damit im Gelände herum. Auf Wald-, Feld-und Uferwegen.
    »Ich hab Neuigkeiten über Gerd Speckbacher.« Degenwald steigt auf der Beifahrerseite ein, schnallt sich an und schaut Elsa herausfordernd an.
    »Wird auch höchste Zeit«, findet die, startet und gibt gehörig Gas. »Was gibt’s Prickelndes, das mein kriminalistisches Blut in Wallung bringt?«, will sie wissen.

19. Kapitel
    Anna hockt mit verschränkten Beinen auf dem Boden ihres Zimmers. Im Fernsehen spielen ein Mann und ein Hund einträchtig miteinander. Ein Junge kommt dazu, mischt sich ein, wirft dem Hund einen Stock. Der Hund prescht davon. Offenbar geht es um Erziehung, um eine Hundeschule. Anna hat den Ton abgestellt. Lediglich die Bilder flimmern. Der Beitrag interessiert sie nicht. Sie wartet auf ihre Lieblingsserie, in der es um das ewige Wirrwarr der Verliebtheit, einen amerikanischen Campus und eine Horde von Mädchen geht, die allerhand im Kopf haben, nur nichts, was mit Unterricht oder so zu tun hat. Anna hält, nachdem sie eine Nummer eingetippt hat, ihr Handy ans Ohr. Niemand geht ran. Der Beitrag über die Hundeschule ist zu Ende. Die Serie beginnt. Anna sieht die Köpfe der Hauptdarsteller, einen nach dem anderen, erscheinen. Ein älterer Mann lächelt in die Kamera, einer der Lehrer. Er hat den Arm jovial um die Schultern eines jungen Mädchens gelegt. Der Lehrer hat was mit seiner Schülerin, weiß Anna. Die Hand der Macht, denkt sie. Seltsam! Warum meldet Nadine sich nicht? Ist sie etwa immer noch wütend?
     
    Nadines Augen sind so schmal, dass man an eine Bruchkante denken könnte. Oder einen Strich, den jemand mit Lineal auf ein Blatt Papier gezogen hat. Sie liegt auf dem Boden. Unten herum nackt. Ihre Knie schmerzen derart, dass sie schreien könnte. Und Heulen dazu. Doch sie hat bereits so viel Wasser ihre Wangen hinabgeschickt, dass es ihr vorkommt, sie hat alles Nass, das ihr Körper hergibt, verbraucht. In der Stellung einer Büßerin liegt sie unter ihm. Über sich das Gesicht des Mannes, dem sie das, was er jetzt mit ihr anstellt, niemals zugetraut hätte. Er hat ihr die Hose, dann den Slip ausgezogen, den er sich immer wieder unter die Nase hält. Sie fühlt sich nicht nur entblößt, sie fühlt sich, als wäre sie umgestülpt worden. Als sei alles, was sie ist, jeder einzelne Körperteil und jeder Gedanke, den sie je gedacht hat, vor ihm ausgebreitet, damit er tun kann, was immer er will.
    »Gleich legst du deine Hand auf mich. Das tust du doch, oder?«
    Er fummelt an sich herum. An seinem steifen Glied. Diesem Wurm, der sich windet und regt. Nadine spürt, wie ein Ekelgefühl in ihr überhandnimmt. Alles, was sie heute gegessen hat, drückt ihr gegen das

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