Glutopfer. Thriller
versucht aber, es nicht zu zeigen.
»Wir haben Rußpartikel in Atemwegen, Speiseröhre und Magen gefunden«, sagt Michelle, »und erhöhte COH b-Werte im Blut.«
»Und das heißt?«, fragt Gibson.
Sam weiß es, lässt es Michelle aber sagen.
»Die Opfer waren am Leben, als sie verbrannt wurden. Sie haben Rauch und Hitze eingeatmet.«
»Gütiger Gott«, sagt er.
»Er verbrennt sie bei lebendigem Leib«, sagt Michelle. »Er beobachtet sie in ihrer unvorstellbaren Qual und genießt es. Es gibt bei keiner der beiden Leichen Hinweise auf Ligaturen oder Handschellen und Fesseln.«
Er betäubt sie. Macht sie bewegungsunfähig, damit er sich auf das konzentrieren kann, was er da tut.
»Ich glaube, er verabreicht ihnen etwas«, sagt Michelle. »Und ich hoffe, dass ich in ein, zwei Tagen weiß, was das ist.«
»Gut. Das ist gut.«
»Und wir haben vielleicht etwas, das uns bei der Identifizierung hilft.«
»Ach ja?«, fragt Sam, und man hört an ihrer aufgeregten Stimme, dass sich Puls und Atmung beschleunigen. »Was denn?«
»Das Opfer von Louisiana Landing. Es war ja nicht so stark verbrannt. Da haben wir mehr, womit man arbeiten kann. Es trug eine Halskette unter dem Hemd. Ich glaube, es ist noch genug da. Wir arbeiten daran. Sobald wir was haben, sage ich Bescheid.«
»Danke, Michelle«, sagt Sam. »Ich bin –«
»Da ist noch was, und ich glaube, das wird Sie sehr interessieren. Der Mörder hat in beiden Fällen Brandbeschleuniger benutzt, aber verschiedene: Beim ersten Mal war es leicht erhältlicher Treibstoff, wie man das erwartet, ganz normales Benzin, aber bei der Leiche im Eisenbahndepot ist er auf Diesel umgeschwenkt, von der Sorte, die man für Lokomotiven nimmt.«
»Was zum Teufel machst du da?«, fragt Ben.
»Recherchieren«, sagt Daniel.
Sie sitzen im Schneideraum von Bens Pine Key Productions Studio, zusammen mit der Produzentin Esther Behr, dem Kameramann Brian Katz, und dem Cutter Joel Reeves. Im Raum ist es kühl und dunkel, nur drei Stellen werden von den Spots an den Deckenbögen beleuchtet – der Schneidetisch, um den sich die drei Angestellten drängen, ein Bücherregal, das hauptsächlich Benutzerhandbücher zu Hardware und Software für den Filmschnitt enthält, und den Computertisch in der Ecke, wo sich Daniel durch zahllose Seiten mit Informationen über Pyromanie und Ritualmörder scrollt.
»Für das Pessach-Projekt?«
Er sieht genau, dass dem nicht so ist. Und sagt das mit Absicht. Ben hat Daniel engagiert, damit er Intros und Schlussbemerkungen für das Pessach-Projekt schreibt, eine Dokumentation über das wundersame Überleben des jüdischen Volkes im Lauf der Geschichte.
»Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet, dass du heute zur Arbeit erscheinst«, sagt Daniel. »Alles okay mit dir?«
»Ich dachte, du kommst vorbei, um dich nach meinem Wohlergehen zu erkundigen«, sagt Ben. »Funktioniert dein Internet mal wieder nicht?«
»Ich fasse es immer noch nicht, dass ihr mich nicht angerufen habt«, sagt Esther.
»Es ging alles ziemlich schnell«, sagt Brian.
Joel dreht sich um und blickt auf Daniels Bildschirm.
»Er recherchiert offenbar, damit er was hat, worüber er mit Agent Michaels reden kann.«
»Entdeckt Leichen, taucht an Tatorten auf, recherchiert über die Morde, spielt Katz und Maus mit dem Mörder«, sagt Ben, »da redet sie sicherlich gern mit ihm – in einem Vernehmungsraum.«
Die anderen lachen.
»Erinnerst du dich immer noch nicht?«, fragt Daniel.
»Ich hab ein totales Black-out.«
Esther rollt ihren Stuhl neben Daniels und liest vor.
»Etwa fünfundachtzig Prozent der zwanghaften Mörder sind weiß und männlich.«
Die Männer sehen einander an.
»Wenn du in die Todeszelle gehst«, sagt sie zu Daniel, »dann halte ich zu dir. Ich heirate dich sogar.«
Sie flirtet Daniel so ausdauernd wie harmlos an, und da sie zehn Jahre jünger, verheiratet und tief religiös ist, fragt er sich, wie sie regieren würde, wenn er auf ihre Annäherungsversuche einginge.
»Da musst du dich hinten anstellen«, sagt Brian. »Er wird jede Menge Groupies haben, die seine Gattin werden wollen, und der ganze Scheiß.«
Die anderen haben sich von ihrem Schnittplatz abgewendet und hören aufmerksam zu.
»Zweiundsechzig Prozent bringen fremde Menschen um, fährt sie fort, und einundsiebzig Prozent operieren immer nur an einem bestimmten Ort. Um in das FBI -Profil zu passen, muss man drei separate Morde begehen, mit einer Abkühlphase dazwischen, und eine besondere
Weitere Kostenlose Bücher