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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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dass es durch die Zahnfüllungen der eingeäscherten Verstorbenen zu Quecksilbervergiftungen kommt. Irgendwas ist immer.«
    Der Urgroßvater hatte eigentlich vorgesehen, dass das Bestattungsinstitut im Erdgeschoss liegen und die Familie in den oberen Stockwerken wohnen sollte, aber John Kent hat sich unten im Salon eingerichtet, weil er zu dick ist, um die Treppe hinaufzugehen. Sein hinter Schiebetüren verstecktes dämmriges Zimmer ist voller verstaubter, altmodischer Möbel, und überall liegen Kleidung, Zeitungsstapel und Essenskartons aus nahe gelegenen Imbissbuden herum.
    »Wohnt von den Fachleuten jemand hier in der Nähe?«
    »Nicht dass ich wüsste. Aber einer, der in Rente war, ist drüben zu Sue Ann ins Heim gezogen.«
    Sue Ann Grambling hat aus ihrem Haus ein Seniorenheim gemacht, und sechs bis zehn alte Leute wohnen bei ihr.
    »Hat mich vor einer ganzen Weile mal nach einem Job gefragt. Meinte, dass er einäschern kann, war aber ein komischer Vogel. Mit Akzent. Hat immer so geglotzt. Sein Mund stand ein bisschen offen, wenn er nichts gesagt hat. Bei dem hätten sich meine Kunden nicht wohlgefühlt, und, wie gesagt, ich brauchte keinen, der einäschert, weil, na ja, ich hab ja kein Krematorium.«
    »Wissen Sie noch, wie er hieß?«
    Joe Kent schaut zur hohen Decke hinauf, blinzelt eine Weile, senkt dann den Blick und schüttelt den Kopf.
    »Wenn Sie mir sagen, wer da wohnt, sage ich Ihnen, welcher es ist.«
    »Wird gemacht«, sagt Steve. »Und nach allem, was Sie wissen, hat es in Bayshore oder sonst wo hier in der Gegend nie ein Krematorium gegeben?«
    Joe Kent schüttelt seinen riesigen Kopf, dass die Hängebacken beben.
    »Das habe ich nicht gesagt«, erklärt er. »Ich sagte, ich hatte nie eins. Die Konkurrenz schon, bevor sie zugemacht hat. Wenn ich mir das recht überlege, ist er vielleicht deswegen ausgestiegen – weil er so verdammt viel Geld durch sein Krematorium verloren hat. Hatte aber sowieso keinen Kopf fürs Geschäft. Dämlicher Hund. Sein Krematorium war beschissen. Hat versucht, es zu verkaufen, als er dichtmachen musste, wollte aber keiner haben.«
    »Wer war das?«, fragt Steve, und seine Stimme klingt aufgeregt. »Wohnt er noch hier?«
    »Ich glaube, er ist nach Alabama gezogen. Hat es hier nicht lange gemacht. Nein, Sir, dieses Geschäft ist viel härter, als es aussieht. Das kann ich Ihnen sagen.«
    »Wie war sein Name? Hat er hier noch Familie?«
    »Wendell Marshall. Ich wüsste nicht, dass er Verwandtschaft hatte.«
    Die Synapsen in Steves Gehirn zucken, als er an das alte Marshall-Gebäude an der Country Road 232 denkt.
    »Wo war sein Geschäft?«
    »Das ist auch so eine Sache. Er war viel zu weit draußen. Kein Mensch will als Hinterbliebener raus bis vor die Stadtgrenze fahren. Das macht einfach keiner.«
    »Danke, Mr Kent«, sagt Steve, steht von seinem Stuhl auf und versucht, nicht gleich loszurennen.
    »Kein Problem, junger Mann. Geht’s da um diese verbrannten Leichen, die ihr gefunden habt?«
    »Ob wir bei dem einen Fehler gemacht haben?«, fragt Gibson. »Vielleicht sind doch nicht alle zu retten.«
    »Die sind alle zu retten«, sagt Hugh Wilson. »Bei manchen dauert es bloß länger als bei anderen.«
    Obwohl Preacher nur Sheriff eines kleinen County ist, hat ihn die Erfahrung anderes gelehrt, doch er will dem Älteren nicht widersprechen.
    Einer der beiden Männer ist im Herbst, der andere im Winter seines Lebens, und sie sitzen am frühen Abend nebeneinander auf einer Verandaschaukel, während die Hitze des Tages einer herbstlichen Brise weicht, die unten am Fluss durch die Zypressen weht.
    »Hast du eine Ahnung, wo er steckt?«
    Wilson schüttelt den kahlen, faltigen Kopf.
    Als River Scott dabei erwischt wurde, wie er Brände legte, hatte Hugh Wilson den Sheriff angefleht, ihn nicht zu verhaften, sondern stattdessen in das Wilson Family Boys Home ziehen zu lassen. Unter der Bedingung, dass sich der Junge einer regelmäßigen Therapie bei Dr. Rainy unterzog, hatte Gibson zugestimmt. Wenn ihm damals bekannt gewesen wäre, in welchem Maße der schwierige Teenager seine Welt einschließlich großer Gebäude und kleiner Tiere in Brand gesetzt hatte, hätte er wahrscheinlich anders entschieden, doch das kann er nicht mit Sicherheit sagen.
    Wilson hat wesentlich dazu beigetragen, dass Preachers Name nun nicht mehr ironisch ist, und er hat keinen geringen Einfluss auf diesen Mann, zu dem der Junge, dem er vor langer Zeit geholfen hat, inzwischen geworden ist.
    Vielleicht zu

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