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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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viel Einfluss. Ich habe ihm mehr vertraut als meinem eigenen Urteil.
    Aus Bewunderung und Wertschätzung für Wilson hatte Preacher zugelassen, dass der ihn manipulierte, und er hatte gehofft, er könnte auf River Scott dieselbe Wirkung haben wie einst Wilson auf ihn und so viele andere Jungen.
    Als Schulleiter im Ruhestand hatte Wilson seinen Traum von einem Heim für schwierige Jungen wahr gemacht, vor fast zwanzig Jahren, als er aus dem Schul­sy­stem ausschied. Und seither sind ein paar Hundert Jungen dort hindurchgegangen – die meisten auf dem Weg in ein besseres Leben.
    Als Hugh Wilson langsam seine arthritische, verformte Hand hebt, um über seine Glatze zu streichen, merkt Preacher erschrocken, wie alt er geworden ist.
    Zum Teufel, ich bin ja schon alt. Aber er ist uralt.
    »Hat er Familie hier in der Gegend?«, fragt Preacher.
    »Die Mutter ist im Gefängnis. Den Vater hat er nie gekannt.«
    Die knarzende Schaukel mit den beiden Männern darin hängt auf der vorderen Veranda des Heims, eines riesigen, dreigeschossigen, kasernenartigen Gebäudes, an dessen Rückseite eine Turnhalle angebaut wurde. Die Bretter, aus denen das Holzhaus errichtet wurde, stammen von Zypressen, die auf dem Grundstück wachsen, und vieles ist mangelhaft, Rohre und elektrische Leitungen sind defekt, es gibt kaum eine gerade Linie. Das Haus wurde an wenigen aufeinanderfolgenden Wochenenden von ein paar Leuten aus der Gemeinde erbaut, die zum Teil für Hugh gearbeitet hatten und die diesen Mann alle liebten und respektierten.
    »Irgendeine Idee, wo er vielleicht hin ist?«
    Hugh schüttelt den Kopf.
    »Ich war traurig, dass er weggegangen ist. Wünschte, er hätte sich wenigstens verabschiedet, aber neulich ist er achtzehn geworden, also kein Ausreißer, wie ich Dr. Rainy schon sagte.«
    »Wenn du was von ihm hörst, sag mir Bescheid.«
    So direkt hat er noch nie mit seinem Mentor gesprochen, den er normalerweise überaus höflich bittet, und es fühlt sich merkwürdig an, als würde er zum ersten Mal einem Elternteil den Respekt verweigern.
    »Und finde heraus, mit welchen Jungen er hier zu tun hatte. Mit denen will ich reden. Es ist in unser aller Interesse, wenn wir es sind, die ihn finden – besonders in seinem.«

18
    Das alte Marshall-Gebäude liegt zurückgesetzt an der Country Road 232 und ist über eine unkrautbefallene, kreisförmige Auffahrt zu erreichen. In der Nähe der Straße hängt ein großes, schiefes Zu-Verkaufen-Schild, dessen Holz mitsamt der Farbe durch die verstreuten Pockennarben einer Ladung Schrot zersplittert ist.
    Man müsste das Gebäude mal gründlich reinigen, ein paar Schichten Farbe draufpinseln und drumherum ein bisschen aufräumen, aber ansonsten ist es nicht schlecht in Schuss, dafür, dass es schon so lange leer steht.
    Es ist Abend, und die Sonne sinkt schnell, als Steve wendet, parkt und aussteigt.
    Während er auf die Hintertür zugeht, öffnet er die Haltebandsicherung seines Halfters und hält die Hand dann dicht am Kolben seiner beruhigenden . 45 er Halbautomatik.
    Selbst wenn der Täter hier seine Leichen verbrennt, ist er wahrscheinlich nicht da. Trotzdem, man kann nie vorsichtig genug sein.
    Sein Herz rast fast so schnell wie seine Gedanken. Wenn es stimmt und er hier richtig liegt, dann wird jeder sehen, was für eine Fotze diese Staatspolizistin ist. Rehabilitation.
    Als er nach dem Knauf der Hintertür greift und feststellt, dass sie nicht verschlossen ist, will er schon Verstärkung rufen, aber scheiß drauf. Was auch immer hinter dieser Tür ist, er kann damit umgehen.
    Er betritt einen staubigen Raum, in dem es nach Schimmel riecht und der düster ist, weil nur wenig Sonnenlicht durch ein schmieriges Fensterscheibchen hinter ausgebleichten Gardinen dringt.
    »Pine County Sheriff’s Department«, brüllt er. »Ist da jemand?«
    Keine Antwort.
    »Wenn Sie sich illegal hier aufhalten, ich bin nicht Ihretwegen hier. Sie können rauskommen und Ihrer Wege gehen. Ich buchte Sie nicht ein. Ich bin in anderer Sache hier.«
    Immer noch keine Antwort, und obwohl alles vollkommen ruhig und still ist, glaubt er, dass er da im Dunkeln jemanden spürt, dass ihm da irgendwas Gänsehaut macht.
    Er geht nach draußen zum Wagen und kehrt mit einer großen Taschenlampe in das Gebäude zurück, diesmal mit der Waffe im Anschlag.
    Der Raum hat einen Kachelboden mit Abfluss in der Mitte, an einer Wand entlang ziehen sich Tresen und Becken aus rostfreiem Stahl. Er wurde offenbar zum Einbalsamieren

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