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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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Hause kommt – egal, um welche Zeit.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«
    Sie schüttelt wieder den Kopf.
    »Steve ist ziemlich häuslich. Schläft gern in seinem eigenen Bett. Auch wenn er mit einer von seinen Freundinnen unterwegs war, der kommt immer nach Hause und legt sich in seine eigene Falle, wie er das nennt – egal, wie spät es ist, und immer höre ich ihn. Das ist das erste Mal, seit ich hier wohne, dass er nachts nicht nach Hause gekommen ist.«
    »Darf ich kurz mit Ihnen reden, Ma’am?«
    Sam wendet sich im Großraumbüro des Reviers von der Kaffeekanne ab und sieht einen schwarzen Deputy mittleren Alters, der sich ihr zögerlich nähert. Er ist ziemlich groß und dick und hat kurz geschnittenes, schütteres Haar, dessen Ansatz fast bis zur Mitte des Kopfs zurückgewichen ist.
    »Klar«, sagt sie und schaut kurz auf die Uhr.
    »Dauert bloß eine Minute«, fügt er hinzu und zwinkert mit schweren Lidern hinter seiner großen blau gerahmten Brille.
    »Nein, nein. Tut mir leid. Schon gut. Ich muss nur gleich zum Staatsgefängnis. Was ist los?«
    Er sieht sich um.
    »Können wir da rübergehen?«
    Er weist mit dem Kinn auf einen ruhigen Flur, also ziehen sie sich dorthin zurück und bleiben vor einem Anschlagbrett stehen, an dem amtliche Mitteilungen, Faltblätter, Karteikarten mit Verkaufsangeboten und aus Zeitungen oder Zeitschriften ausgeschnittene Polizeicartoons hängen.
    »Ich … äh, also, ich möchte Ihrer Sondereinheit zugeteilt werden«, sagt er.
    »Das weiß ich zu schätzen, und wir werden wahrscheinlich jeden in der einen oder anderen Weise brauchen, bis wir hier fertig sind, aber der Sheriff ist derjenige, der das Personal für unser Team und für sein Department einteilt.«
    »Der Sheriff ist ein guter Mann«, sagt er. »Hat mir vor langer Zeit einen Job gegeben. Manche sagen, das war bloß politisch … Vielleicht, ich weiß nicht, aber ich müsste längst Ermittlungsbeamter sein. Hätte ich schon weit vor Steve werden müssen. Preacher hat mir einen Job gegeben, klar, aber es geht nichts weiter. Ich komm nicht voran, schöpfe mein Potenzial nicht aus.«
    »Das tut mir leid, aber –«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie rassistisch die Gegend hier ist?«
    »Ja, durchaus. Und wie sexistisch sie ist, weiß ich aus erster Hand.«
    »Das durchdringt die ganze Kultur wie der Gestank von der verdammten Papierfabrik. Es ist in der Luft, die wir alle atmen, und in dem Wasser, das wir trinken. Wissen Sie, wo ich wohne?«
    »Nein.«
    »Im Quartier. So nennt jeder den Stadtteil, in dem ich wohne – als wären wir noch verdammte Sklaven, und ich bin mir nicht mal sicher, ob das vielleicht sogar stimmt.« Er rümpft die Nase, als wollte er ein Niesen unterdrücken, und schiebt seine Brille hoch.
    »Ich weiß, dass es stimmt, was Sie sagen«, erklärt sie, »und es tut mir sehr leid, und ich tue, was ich kann, um etwas zu verändern, aber –«
    »Sie können eins tun, nämlich mich in die Sondereinheit aufnehmen. Geben Sie mir eine Chance, da mitzuhelfen, zu zeigen, was ich kann. Ihnen hat auch jemand eine Chance gegeben. Wie wär’s, wenn Sie mir eine geben?«
    »Ich rede mit Preacher. Mal sehen, was ich tun kann.«
    »Um mehr bitte ich gar nicht.«
    Als Preacher wieder im Wagen sitzt, funkt er die Einsatzkoordinatorin an.
    »Sally, schauen Sie mal, ob jemand weiß, wo Steve Phillips steckt.«
    »Klar, Sheriff. Wird er vermisst?«
    »Vielleicht, aber erwähnen Sie das nicht. Es sollen bloß alle nach ihm suchen. Sagen Sie, ich muss mit ihm reden. Es soll wichtig klingen, aber nicht nach einem Notfall.«
    »Verstanden. Mach ich sofort. Ich hoffe, es ist alles okay mit ihm.«
    »Ja, ganz bestimmt. Ich muss ihn nur mal sprechen.«

23
    Als Daniel den Schneideraum betritt, scheinen sich Ben, Brian, Joel und Esther wirklich zu freuen.
    »Ich sagte doch, er hält, was er verspricht«, sagt Brian. »Und jetzt zur Kasse.«
    »Gern«, sagt Ben. »Das Geld ist gut angelegt.«
    »Hab ich was verpasst?«, fragt Daniel.
    »Ben hat mit Brian gewettet, dass du das Intro für Rabbi Gold vergisst«, sagt Esther.
    Daniel hat etwas über Rabbi Gold schreiben sollen, einen Sohn deutscher Juden, die das Nazi-Konzentrationslager überlebten. Der Rabbi wird am nächsten Tag zu Aufnahmen über die Geschichte des Überlebens seiner Eltern und für ein Interview aus Miami kommen, und Ben will den einleitenden Off-Kommentar heute schon aufnehmen.
    Brian betrachtet den nagelneuen Fünfzigdollarschein, den Ben ihm

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