Glutopfer. Thriller
kümmern, bevor er unehrenhaft aus der Truppe entlassen wurde.
»Hat Steve Sie darum gebeten?«
»Nein, Ma’am. Aber weil Steve ja gekündigt hat, und ich kenn die meisten Jäger in der Gegend, da dachte ich …«
»Ja, das haben Sie gut gemacht.«
Er lächelt und wird rot.
»Steve hat also gekündigt?«
»Dachte ich mir so.«
»Was haben Sie denn herausgefunden?«
»Es gibt hier ein Ingenieurbüro, die haben eine große Jagdpacht, draußen beim Wildreservat. Denen gehört der Stand. Wurde vor etwa einem Monat gestohlen. Die haben Anzeige erstattet und alles.«
Also hat er das über einen Monat lang geplant. Er ist noch geduldiger, als ich dachte.
Ihr Handy klingelt.
»Gute Arbeit, Travis«, sagt sie, bevor sie sich meldet. »Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
Er läuft wieder rot an, dreht sich um und will gehen.
»Schauen Sie, ob Sie was über Steve in Erfahrung bringen können«, sagt sie, »wo er ist, was er macht, ob er wirklich gekündigt hat.«
»Ja Ma’am. Gern.«
»Sam?«, sagt die Stimme am Telefon.
»Ja.«
»Hier ist Lars Darcy.«
»Hey.«
»Ich habe Ihre Nachricht bekommen. Tut mir leid, dass ich mich nicht früher melden konnte. Die wollen, dass ich nach Gainsville fahre. Da schlitzt jemand Schüler von gemischten Schulen mit einem großen Jagdmesser auf.«
»Wir haben am Tatort eine Schnitzerei mit religiösen Symbolen gefunden.«
»Das hilft sicher weiter. Sie können mir das gern mailen, aber eigentlich brauchen Sie Daniel. Haben Sie mit ihm gesprochen?«
Immer, wenn es irgendwie möglich ist.
Als sie seinen Namen hört, dringt eine Wärme durch ihre Haut, die aus der Seele zu strömen scheint, doch gleich darauf wird ihr ganz schwach zumute. Bin ich schon wieder bereit dafür? So schnell? Bin ich wirklich so weit, dass ich der Sache eine echte Chance geben kann?
»Ja«, sagt sie, und versucht, lässig zu klingen. »Dann hat es wohl einen religiösen Hintergrund, dass er sie so gänzlich und vollständig verbrennt.«
»Könnte sein. Könnte auch Wut sein, oder es geht einfach darum, seine Phantasien zu verlängern.«
»Irgendwelche Vorschläge? Ich bin da ganz offen. Werde alles versuchen.«
»Der Phoenix residiert gleich nebenan im PCI .«
In der Potter Correctional Institution, dem größten Gefängnis des Staats, sitzt der Phoenix, der produktivste Serienbrandstifter des Staats. Das hat Sam nicht gewusst, obwohl sie es wissen müsste.
»Wäre vielleicht nicht schlecht, wenn Sie hinfahren und mit ihm reden.«
Preacher ist für seine Geduld bekannt, besonders, wenn es um seine Männer geht, die sogenannten Jungs – die Deputys von Pine County empfinden wie seine eigenen Kinder und behandeln ihn wie einen Vater. Er weiß, dass Polizisten ein besonderes Temperament und ein besonderes Ego haben, und dass man am besten mit ihnen klarkommt, wenn man ihnen Raum lässt. Wenn ein Mann sich ein Weilchen abregen kann, ist es wahrscheinlicher, dass er einem zuhört, dass er wirklich kapiert, was man sagen will.
Er würde Steve gern mehr Zeit dafür geben, aber das geht einfach nicht, deswegen hämmert Preacher nun an die Eingangstür der kleinen Hütte am See, wo er wohnt. Steves alter Pick-up steht dahinter, aber sein Zivilfahrzeug ist nicht da, und das benutzt er meistens, ob im Dienst oder nicht.
Preacher war Steve früher ähnlicher, als er zugeben will, und er muss unweigerlich daran denken, dass er wesentlich rascher zu Vernunft gekommen und seinen Wegbegleitern viel Elend erspart geblieben wäre, hätte Hugh Wilson ihm früher die Hand gereicht.
Er hat Steve kaum mehr als einen Tag Zeit gegeben, aber es passiert so viel, und er braucht ihn, braucht jeden verfügbaren Mann, und noch einige mehr.
Als er ein paar Minuten gehämmert hat, verlässt er die Veranda und geht um die Hütte herum nach hinten.
»Hey, Preacher«, sagt Minnie Clay. »Suchen Sie Steve?«
Steves Nachbarin, eine Lehrerin im Ruhestand, kommt mit einer schwarzen Mülltüte aus Plastik über der Schulter hinter ihrer Hütte hervor.
»Ja, Ma’am. Haben Sie ihn gesehen?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Letzte Nacht ist er nicht nach Hause gekommen, und heute war er auch den ganzen Tag nicht da.«
»Sind Sie sicher, dass er nicht einmal ganz kurz hier war?«, fragt er. »Vielleicht, um rasch zu duschen und sich umzuziehen?«
»Ich sage nicht, dass das nicht sein kann, Sheriff, aber ich schlafe nicht viel, und wenn, dann nicht tief, und ich wache leicht auf. Ich höre Steve immer, wenn er nach
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