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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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Geschichtsschreibung haben Men­schen daran geglaubt, dass sich im Feuer das Göttliche auf Erden manifestiert. Im Hinduismus gilt Feuer als eines der fünf heiligen Elemente, die alle lebenden Wesen gemeinsam haben, und es ist wichtiges Element aller heiligen Zeremonien. Im Zoroastrismus symbolisiert das Feuer den Gott Ahura Mazda, und Gebetsstätten werden Feuertempel genannt. In der altrömischen Religion wird Vulcanus, Sohn des Jupiter und der Juno und Ehemann der Venus, als Gott des Feuers verehrt. In seiner Schmiede stellt er mit Hilfe von Feuer Kunstwerke, Rüstungen und Waffen für andere Götter und Helden her. Sein Pendant in der antiken griechischen Mythologie ist Hephaistos.
    Im antiken Judentum wird Jahwe als Feuersäule dargestellt, als brennender Busch, als die ewige Flamme. Im Christentum symbolisiert das Feuer den Heiligen Geist. Und bei der ersten Herabkunft des Heiligen Geistes zu Pfingsten erschienen den Anwesenden Zungen wie von Feuer. Außerdem gehört Feuer unbedingt auch zu Alchimie, Hexerei, Halloween und natürlich zur Hölle.
    Es ist sehr spät.
    Daniel ist erschöpft.
    Im Zimmer ist es dunkel, und er liegt nicht bequem.
    Der Schlaf ist nur Augenblicke entfernt, doch bis er kommt, will er sich so viel wie möglich über das Verhältnis von Feuer und Religion ins Gedächtnis rufen. Er will helfen, den Mörder zu fassen, ihn aufzuhalten, bevor er ein weiteres menschliches Wesen in Brand setzt, weil er sich daran freut, es brennen zu sehen.
    Feuer als religiöses Symbol ist so gängig wie Wasser oder Wind, und Daniel muss genauere Einzelheiten wissen und ein Bild von der Schnitzerei im Hochstand sehen, sonst kann er die Bedeutung unmöglich eingrenzen. Er beschließt, sich vorläufig auf den Priester aus Sams Beschreibung zu konzentrieren.
    Ist der Mörder ein Priester? Sieht er sich so?
    Ein Priester ist ein Repräsentant, ein Verbindungsglied zwischen Menschlichem und Göttlichem. Er – denn es sind fast immer Männer – verwendet sich bei Gott für die Menschheit und vertritt Gott vor den Menschen. In den meisten Religionen ist es der Priester, der das Feuer im Tempel unterhält und dafür sorgt, dass es nie erlischt.
    Dann fällt ihm schlagartig etwas ein. Priester sind auch diejenigen, die opfern. Der Priester bringt ein Opfer dar, zündet es an, damit die Flammen es verzehren, als Opfergabe für Gott oder Götter, deren Rauch von der Erde aufsteigt, ein Wohlgeruch vor der Gottheit.
    Dieser Gedanke zieht einen weiteren nach sich.
    Den größten Ausdruck der Anbetung des Feuers, der Hingabe an die göttliche Flamme, gab es im antiken Persien, wo es höchste Verpflichtung der Religion war, für die ewige Flamme zu sorgen und sie zu erhalten. Das Wort für Priester in den zoroastrischen Schriften lautet sogar
athravan
, und das bedeutet, zum Feuer gehörend.
    Er will Sam anrufen und ihr erzählen, worauf er gerade gekommen ist, ist aber so müde, dass er einfach nicht aufstehen kann. Und dann schläft er ein.

22
    Weil es in Bayshore nur eine Wochenzeitung und einen Sendeplatz im regionalen Kabelfernsehen gibt, haben die Medien noch kein Problem gemeldet, doch Sam weiß, mit jedem Tag, der vergeht, wird es wahrscheinlicher, dass Reporter und Mitarbeiter größerer Pressekanäle die Geschichte entdecken und über die Stadt und sie als Ermittlerin herfallen werden, was dann wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man ihr den Fall entzieht.
    Das kann sie nicht zulassen. Also sitzt sie nach wenigen Stunden Schlaf erschöpft, nervös und trotzdem euphorisch in ihrem Kellerbüro und arbeitet an diesem Fall.
    Mal sehen, wie die Aufmerksamkeit der Medien unseren Mann verändern wird.
    »Agent Michaels?«
    Als sie sich umdreht, sieht sie Travis Brogdon in der Tür stehen, einen jungen, schüchternen Deputy mit Stoppelfrisur, schlechter Haut und Bifokalbrille. Er ist süß, aber langsam, und seine ständigen Versuche, zu Diensten zu sein, waren bisher eher hinderlich als hilfreich.
    »Morgen, Travis.«
    Ihr Kellerbüro ist feucht und riecht nach Schimmel. Es handelt sich eher um eine Abstellkammer als um einen Aktenraum – Weihnachtsdekorationen, Leitkegel, alte Computer und ein Sammelsurium aus Plaketten und gerahmten Fotos türmen sich überall dort, wo die großen Aktenschränke Platz dafür lassen.
    Travis steht eine Weile nur da und starrt sie an.
    »Brauchen Sie was?«
    »Ich habe herausgefunden, wem der Hochstand gehört.«
    Ihr fällt ein, dass sie Steve gebeten hatte, sich darum zu

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