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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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Chabon zu seinem letzten Opfer, übergoss sich mit dem Rest des Benzins, das er gerade für eines seiner Opfer verwendet hatte, und zündete es in der Überzeugung an, dass er wie ein Phönix erneuert aus den Flammen aufsteigen würde.
    »Hallo, Mr Chabon. Ich bin Agent Michaels vom Florida Department of Law Enforcement. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Nennen Sie mich Phoenix.«
    Seine Stimme ist rau und heiser, geschädigt von Feuer, und klingt nach Verkohltem und Asche, als müsste Rauch austreten, während er spricht.
    »Wenn ich das tue, lassen Sie mich dann ein paar Fragen stellen?«
    »Versuchen Sie es doch.«
    »Wie haben Sie Ihre Opfer ausgewählt, Mr Phoenix?«
    »Nur Phoenix.«
    Durch die Narben lässt sich sein Alter nicht bestimmen, er hat keinerlei Haare, nicht einmal Augenbrauen, die Hauttransplantate über dem linken Auge hängen herunter und decken den Augapfel teilweise ab.
    »Okay«, sagt sie, diesmal ohne die Frage zu wiederholen.
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    Ein Ohr fehlt ganz, das andere ist ein runzliger Klumpen, wie ein Stück getrocknete Aprikose. Von einer Nase kann praktisch keine Rede sein, dort ist nur ein straff gespanntes Hautläppchen, als läge eine winzige Plane über der Öffnung. Der ganze Kopf ist so klein, so wenig menschlich, geradezu fledermausartig in seiner Ähnlichkeit mit einer teils geschmolzenen Wachsfigur.
    Wenn sie nur alle so aussehen würden, wie sie wirklich sind, dann wäre mein Job verdammt viel einfacher.
    »Sie faszinieren mich«, sagt sie.
    Wenn es stimmt, was man über die meisten Männer wie ihn sagt, wird er das ohne Probleme glauben.
    »Tja, Sie würde ich mir nicht aussuchen«, sagt er.
    »Warum nicht?«
    »Wäre nicht der Mühe wert. Sie sind eine Kämpferin, das sehe ich. Außerdem haben Sie zu viele Muskeln und zu wenig Fett. Mir gefällt das Feuer, wenn Fett verbrennt. Riecht auch besser. Deswegen habe ich mir immer die Kühe ausgesucht.«
    »Hatten Sie einen Plan?«, fragt sie.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wollten Sie etwas erreichen? Hat die Polizei Sie bei Ihrer Arbeit gestört?«
    Er versteht nicht, was sie meint, aber sie sieht, dass er überlegt, dass er sich etwas einfallen lassen will.
    »Ich war dabei zu werden, was ich bin. Ich bin der Phönix.«
    Wenn sie sich nicht komplett in dem Kerl irrt, den sie verfolgt, wird Chabon ihr nicht weiterhelfen. Die beiden sind zu verschieden, ihre Methoden zu unterschiedlich, und Chabon bringt ihr nichts.
    So unheimlich Ian Chabon auch wirkt – der Kerl, den sie verfolgt, ist sehr viel beängstigender. Er ist geduldiger, anspruchsvoller, und er ist in einer Mission unterwegs. Er folgt einer Vision.
    »Schau mich an, Miststück«, sagt er.
    Er scheint zu merken, dass ihr Interesse schwindet, und das erträgt sein Ego nicht.
    »Erblicke den Phönix. Lass dich nicht ablenken von Geringeren.«
    »Danke für Ihre Zeit, Mr Chabon«, sagt sie. »Ich weiß wirklich zu schätzen –«
    Bevor sie den Satz zu Ende bringen kann, springt er sie über den Tisch hinweg an, sodass sie vom Stuhl fällt und der Tisch auf sie kracht. Chabons volles Gewicht lastet auf ihr. Sie kann sich nicht bewegen.
    »Ich bring dich um, Miststück.«
    Er versucht ihr mit der Kette zwischen seinen Handschellen die Luft abzudrücken.
    Sie kämpft, kann sich aber nicht bewegen. Chabon ist zu schwer, der Tisch zu breit.
    Sie will den Kopf wegdrehen, doch Chabon hat sie fest im Griff.
    Dann fällt ihr das kleine Alarmgerät ein, das sie beim Betreten des Kontrollraums bekommen hat, sie hört auf, sich gegen Chabon zu wehren. Und da findet sie es, es klemmt noch am Gürtel, und drückt den kleinen, einzelnen weißen Knopf, der ein Notsignal zum Kontrollraum schickt.
    Jetzt kommt Hilfe, aber wie schnell?

25
    Jetzt, wo er das nächste Opfer ausgewählt und die Vorbereitungen abgeschlossen hat, bleibt nur noch Vorfreude, und die empfindet er wie in Erwartung der ersten Berührung einer Geliebten.
    Das ist das Beste – das Warten, das Genießen, das Hin­ein­stei­gern.
    Er hat alle genau da, wo er sie haben will, denn sie sind ein paar Schritte zurück, beginnen aber, erste Hinweise zusammenzusetzen. Sie haben keine Ahnung, wer er ist. Seine Identität ist ihnen ein ebensolches Rätsel wie seine Mission, sein Meisterstück. Sie kommen nicht an ihn her­an und werden das auch nicht tun – niemals.
    Die Sache neulich nachts war knapp, hat aber einmal mehr bewiesen, dass er überlegen ist, unbesiegbar. Er hätte die Schnitzerei

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