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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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gefallen hat – nur nicht genug, um es als Vollzeitjob zu machen.«
    Daniel nickt.
    »Wie kann ich herausfinden, ob ich es mir nur einbilde oder ob ich wirklich dabei war?«
    »Warum willst du das?«
    Die Frage überrascht ihn, und er weiß nicht genau, ob er sie beantworten kann.
    »Ich will es schon wissen, seit ich das habe – diese Erinnerungen oder was immer das ist –, und bei allem, was im Moment passiert … Sie kommen häufiger und sind lebendiger.«
    »Wirkt sich das negativ auf dein Leben aus?«
    »Eigentlich nicht. Heißt das, ich soll gar keinen Versuch unternehmen herauszufinden, ob sie real sind?«
    »Ich glaube nicht, dass du dazu in der Lage sein wirst – es sei denn, du findest jemanden, der dabei war«, sagt er. »Aus therapeutischer Sicht ist es irrelevant, weil das Ergebnis dasselbe ist. Geh zu irgendeinem Therapeuten, und er oder sie wird mit dir arbeiten, als wären die Erinnerungen real, denn egal, ob sie das sind oder nicht, sie haben dieselbe Wirkung auf dich.«
    Stille umgibt die beiden Männer, ihre leisen Worte werden unhörbar, sobald sie die kurze Distanz zwischen ihnen überwunden haben.
    »Und wenn ich es einfach wissen will?«
    »Für mich klingt es, als wären diese Erinnerungen so sehr und so lange Teil deiner Psyche, dass du es nie wirklich herausfinden wirst – jedenfalls ist das unwahrscheinlich. Erinnerung ist etwas Geheimnisvolles. Selbst wenn wir gar keinen Zweifel haben, ob etwas wirklich passiert ist oder nicht, erinnern wir uns keineswegs genau an jedes Detail, und wir fügen mit der Zeit neue Schichten hinzu. Das ist der Rashomon-Effekt. Mal gesehen?«
    Daniel nickt.
    »Kurosawa ist ein Genie«, sagt Brian. »Jedenfalls, wenn sich vier Menschen an genau dasselbe Ereignis erinnern, werden sie vier verschiedene Versionen davon im Kopf haben – die sich möglicherweise radikal unterscheiden.«
    »Was ist mit Hypnose?«
    »Ob das, was du erlebst, wirkliche Erinnerung, komplette Phantasie oder eine Kombination von beidem ist – es wird so oder so in der Hypnotherapie zum Vorschein kommen, denn es ist tief in deiner Psyche verwurzelt. Außerdem ist ein Mensch unter Hypnose in einem so verletzlichen und überaus suggestiven Zustand, dass ich der Sache einfach nicht traue.«
    Daniel nickt und denkt darüber nach.
    »Wenn das, woran du dich erinnerst, keine negativen Auswirkungen auf dein Leben hat – warum musst du es dann unbedingt wissen?«
    Daniel holt tief Luft und atmet ganz langsam wieder aus.
    Sag es. Lass es raus. Was könnte schlimmstenfalls passieren?
    »Ich lasse schon eine Weile zu, dass Angst mein Leben kontrolliert.«
    »Ben hat mir von den Panikattacken erzählt.«
    »Ein sehr guter Freund von mir ist gestorben, und das hat mich wirklich fertiggemacht«, sagt Daniel. »Ich kann nicht aufhören, ans Sterben zu denken – beziehungsweise konnte nicht. Ich hatte schon immer Angst, mein Haus würde abbrennen oder ich würde in einem Feuer sterben.«
    Brian nickt.
    »Ich glaube, du könntest deine Zeit besser investieren, wenn du dich mit deinen Ängsten beschäftigen würdest, statt herausfinden zu wollen, ob du in dem Haus warst oder nicht, als deine Eltern starben.«
    »Ich habe mich nur gefragt, ob all meine Ängste – und es sind viele – wohl auf dieses Ereignis zurückzuführen sind oder auf meine Erinnerungen daran. Ob das vielleicht die Wurzel dieser Sache ist, die mich so im Griff hat.«
    Brian nickt.
    »Aber du hast da eben etwas gesagt, das hörte sich so an, als würdest du jetzt nicht mehr die ganze Zeit ans Sterben denken.«
    »Ich hatte in den letzten Tagen keine Panikattacke mehr.«
    »Seit wann genau?«
    »Seit ich die Leiche gefunden habe.«
    »Und du denkst nicht die ganze Zeit ans Sterben?«
    »Eigentlich gar nicht«, sagt er. »Ich denke nur an Sam und an den Mörder.«
    Ian Chabon, der Phönix, wird in Hand- und Fußfesseln her­ein­ge­bracht und gegenüber von Sam auf einen Stuhl gesetzt.
    Die begleitenden Beamten verziehen sich.
    Tür zu.
    Allein mit einem Monster.
    Sam versucht, ruhig zu atmen und die Angst unter Kontrolle zu bringen, bevor sie etwas sagt.
    Verbrennungen.
    Chabons Haut wird bis auf die an Kopf und Händen von einer blauen Häftlingsuniform verdeckt, aber da, wo man sie sieht, ist sie dünn wie Pergament, als wäre das Fleisch auf den Gebeinen darunter geschmolzen. Die Narben sind eine Folge des extrem seltenen Akts der Selbstverbrennung.
    Als das FDLE und die Polizei von Tampa das Netz um ihn zuzogen, machte sich

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