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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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schmeckt, während um ihn herum Deputys und Hunde in die Wälder ausschwärmen, um einen Mann zu suchen, von dem er weiß, dass er tot ist.
    Die Sonne ist noch gar nicht da, und doch ist der Morgen schon hell und heiß. Der Fluss ist ganz ruhig, scheinbar reglos, die Oberfläche des grünlichen Wassers glatt wie Glas. Die Luft ist sehr feucht, auf dem schweigenden Wald und der sandigen Anlegestelle liegt Tau.
    Er kann es sich nicht erklären, doch am Abend zuvor hatte er eine Offenbarung, in deren Folge er nun nichts mehr riechen und schmecken kann, und er weiß mit Sicherheit, dass Steve tot ist.
    In seiner gesamten Zeit als Sheriff hat er nur zwei Männer verloren – einen durch Krebs, den anderen durch einen Autounfall. So etwas gab es noch nie. Nichts war je so merkwürdig oder – bis jetzt – unerklärlich.
    Er kann nur darauf hoffen, dass Steves Leiche nicht schwarz und verkohlt ist, wenn sie gefunden wird, dass man ihn nicht unter unvorstellbaren Qualen bei lebendigem Leib verbrannt hat.
    »Du bist geblieben«, sagt Sam.
    Die Morgensonne strömt in den ohnehin heißen Korridor. Sie hat ihre Tür ein Stück geöffnet und steht von einem dicken Morgenmantel umhüllt in der schmalen Öffnung. Das blonde Haar ist wirr. Ihr Gesicht ist nicht mehr so rot und verquollen, doch das rechte Auge ist noch ein bisschen blau und dick.
    Daniel steht auf.
    »Wie hast du geschlafen?«
    Irgendwann im Laufe der langen Nacht hat er es geschafft, in seinen Sessel zurückzukehren.
    »Eigentlich sehr gut«, sagt sie. »Es hat geholfen zu wissen, dass du über mich wachst.«
    Er lacht verlegen und kommt sich albern vor.
    Macht sie sich über mich lustig? Verspottet meine lächerliche Geste?
    »Im Ernst«, sagt sie. »Danke. Das war wirklich lieb.«
    Er nickt und zuckt leicht mit den Schultern, keine Ursache. Weil er befangen ist und sich lächerlich vorkommt, möchte er einfach nur weg, entwischen, vom Schauplatz seiner Erniedrigung fliehen.
    Was hätte er wohl gemacht, wenn jemand gekommen wäre, um Sam etwas anzutun? Es ist lachhaft. Sein Freund hat einen Herzinfarkt erlitten, und er ist daraufhin abgetaucht und hat lähmende Attacken, die ihn noch schwächer und ohnmächtiger machen, als er ohnehin schon ist.
    »Ich ziehe mich kurz um, und dann lade ich dich zum Frühstück ein«, sagt sie.
    »Danke, aber ich muss jetzt gehen.«
    Obwohl der Morgenmantel fest um sie geschlungen ist, hält sie ihn mit der linken Hand zu. Mit der Rechten streicht sie sich verlegen übers Haar.
    »Komm schon«, sagt sie, und ihr Ton ist lässig und kokett. »Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    »Ich kann wirklich nicht, aber danke«, sagt er, und fängt an, seine Bücher zusammenzusuchen.
    »Was ist denn, Daniel?«, fragt sie. »Hab ich was falsch gemacht?«

27
    Ein Kleinbus älterer Bauart nähert sich der Anlegestelle und parkt dort.
    Preacher dreht sich nach dem Wagen um. Er kennt ihn. Der Kleinbus gehört Joe Kent, dem örtlichen Bestattungsunternehmer, den der Sheriff gar nicht schätzt. Nicht nur, weil die groteske Kreatur bei den letzten Wahlen massiv gegen ihn und für einen wirklich unehrlichen Menschen gekämpft hat. Die Kents und die Gibsons führen darüber hinaus eine kleinstädtische Familienfehde, die sich schon über mehr als drei Generationen hinzieht, und auch wenn sich kein Lebender mehr an Einzelheiten erinnert, sind Hass und Misstrauen auf beiden Seiten nicht weniger ätzend.
    Bald geht die Seitentür des Wagens auf, und ein hydraulischer Lift schiebt sich heraus. Auf die Rampe des Lifts fährt dann Joe Kent in einem uScoot-Elektrorollstuhl, den man kaum noch sieht, weil die enorme Leibesfülle des Mannes wie eine weite, geblähte Bluse darüberquillt.
    Preacher könnte über die Anlegestelle zu ihm hinübergehen, fühlt sich aber nicht im Geringsten veranlasst, es ihm irgendwie leichter zu machen. Also bleibt er, wo er ist, und sieht zu, wie Kent langsam auf den Boden gesenkt wird und dann in seinem motorisierten Vehikel über den Sand und das Geröll der Lichtung fährt.
    »Hast du dafür einen Führerschein?«, fragt Preacher, als dieser Mann, der an einen großen Bär auf einem winzigen Dreirad erinnert, endlich bei ihm angekommen ist.
    »Sehr lustig«, sagt Joe Kent. »Gut zu wissen, dass du dich trotz der Schmach anderer Leute immer prächtig amüsierst.«
    »In einer Kleinstadt muss man sehen, dass man jeden Spaß mitnimmt.«
    »In der Tat.«
    Joe Kent schaut über den Fluss, und Preacher folgt seinem

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