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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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blasses Mondlicht auf langer stählerner Klinge, sie kann an nichts denken.
    Der Tod ist eine Erleichterung, das Ende der Schmerzen und des Hungers, der an ihr nagt, und als sie ihm wie zu einer intimen Umarmung entgegensinkt, fasst sie noch einen Gedanken.
    Verhungert bin ich jedenfalls nicht.
    »Kannst du nicht schlafen?«, fragt Sam.
    Daniel sitzt am Küchentisch und studiert im Licht flackernder Kerzen und einer kleinen Tischlampe Tatortfotos und andere Beweismittel. Sam kommt gerade in einem seiner Hemden aus dem Schlafzimmer gestolpert und sieht auf verschlafen-wehrlose Art unerträglich sexy aus.
    Es ist spät oder früh, die Welt hinter dem Fenster ist dunkel, das Licht über dem Tisch macht die Scheiben zu Spiegeln, aus denen ihnen ihre müden, mitgenommenen Abbilder entgegenstarren.
    »Ich bin aufgewacht und hatte etwas«, sagt er. »Ein Puzzleteil, aber es war wieder weg, als ich ganz bei Bewusstsein war.«
    »So sagt dir dein Körper, dass er mehr Ruhe braucht.«
    »Was ist mit dir? Ich dachte, du schläfst, bis –«
    »Ich schlafe am Montag, wenn sie mich von dem Fall abziehen. Wenn ich Zeit habe, darüber nachzudenken, was ich anders hätte machen können, wenn ich mich mit der Tatsache konfrontiert sehe, dass meine Fehlschläge Leben kosten, und für alles andere zu deprimiert bin.«
    »Und du bist sicher, dass es nicht River Scott ist?«
    Sie nickt.
    »Sicherer geht’s nicht. Er war zu verrückt.«
    »Beängstigender Gedanke.«
    »Er konnte nicht Auto fahren, hatte nicht mal eine eigene Wohnung, und für die Zeit des Mordes im Eisenbahndepot hat er ein Alibi.«
    Daniel nickt.
    »Ich glaube, wir kommen der Sache näher.«
    Sie lacht bitter.
    »Im Ernst.«
    »Wir waren nie näher dran als in dem Baum neulich nachts«, sagt sie, »und das war Zufall. Ich hätte den Fall nie übernehmen dürfen – nicht, nachdem ich gesehen hatte, was dieser Kerl macht und wie er es macht. Ich bin ihm nicht gewachsen, und ich wusste es, aber mein gottverdammter Stolz stand mir im Weg, und jetzt habe ich nur erreicht, dass er noch immer nicht gefasst ist und dass Leute ums Leben kommen.«
    »Da bin ich anderer Meinung, aber ich verstehe, wie du empfindest, und denke trotzdem, dass wir der Sache näher kommen. Schau.«
    Er zeigt ihr die Karte.
    »Wir glauben, dass er hier arbeitet«, sagt er und zeigt auf die Gegend, wo die Gleise den Fluss überqueren.
    »Das leuchtet ein, aber als wir die Leiche des Teenagers gefunden hatten, wurden die Wälder in dieser Gegend von Polizisten durchkämmt. Sie haben nichts gefunden. Es ist wie diese Theorie, dass die Opfer Juden sind. Sie klingt richtig, aber es wird nun mal niemand vermisst.«
    »Es wird überhaupt niemand vermisst, also kann man nicht sagen, dass es keine Juden sind. Sieh mal hier.«
    Er zeigt ihr das Tatortfoto von den Sachen des Opfers aus dem Eisenbahndepot und dann ein Bild von einem Eisenbahndepot in Deutschland während des Holocaust, auf dem Berge von Schuhen, Gürteln, Uhren und Schmuck zu sehen sind.
    Ihre Augen weiten sich.
    »Er bildet den Holocaust nach«, sagt er. »In kleinerem Maßstab.«
    Daniel berichtet von seiner Theorie, nach der die Opfer Menschen sind, die nach Pine Key kommen, um die Geschichte ihres Überlebens für den Film zu erzählen, und dass diese Theorie mit ein paar Anrufen widerlegt worden ist.
    »Die Theorie ist gut. Das wäre es gewesen.«
    »Siehst du«, sagt er. »Wir kommen weiter.«
    »Vielleicht«, sagt sie, und ihre Stimmung ändert sich, hellt sich auf. »Weißt du jetzt wieder, was dich aufgeweckt hat?«
    Er schnaubt frustriert.
    »Es war fast da, ist aber wieder weg.«
    »Es fällt dir schon wieder ein.«
    »Ich weiß, ich sollte das jetzt nicht sagen, aber das Ganze hier macht mir Spaß.«
    Sie nickt.
    »Eines unserer schmutzigen kleinen Geheimnisse. Noch der düsterste, gefährlichste Fall ist wie ein Rausch. Manchmal fühle ich mich schuldig, weil mir meine Arbeit so viel Spaß macht.«
    »Es ist klasse, mit dir zu arbeiten«, sagt er, streckt die Hand aus, streicht ihr das Haar aus dem Gesicht und lässt die Finger dann über ihre Wange gleiten.
    »Gleichfalls«, sagt sie. »Du machst das wirklich gut – und das sage ich nicht nur, weil ich verknallt bin.«
    »Ich weiß einfach nicht mehr, was mich da aufgeweckt hat.«
    »Denk an was anderes, dann fällt es dir wieder ein. Hier.«
    Sie knöpft ihr Hemd auf, bis die Narben zu sehen sind, die er so heilig und erotisch findet, und er begreift, was für ein Geschenk sie

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