G'meinsam durch den Monsun in die Nacht
erinnerte mich seine Reaktion an meinen ersten Flug …
wie ängstlich ich damals als siebenjähriger war. Marie kümmerte sich geradezu
rührend um mich, als die Maschine dann endlich abhob und wir die
vorgeschriebene Flughöhe erreicht hatten, sah ich aus dem Fenster und fand es
cool, wie winzig auf einmal alles erschien. Dann holte mich die Stewardess ab
und ich durfte mit ihr zusammen in die Pilotenkanzel. Der Pilot und sein erster
Offizier unterhielten sich kurz mit mir, und bevor ich zu meinem Platz
zurückgeführt wurde, schenkten sie mir noch eine Pilotenmütze, die mir zwar
viel zu groß war, aber trotzdem kehrte ich stolz auf meinen Platz zurück.
„Marco Liebster, du brauchst
absolut keine Angst zu haben. Wirst sehen, das wird ein richtig tolles Erlebnis
für dich.“
Zwar hatte ich immer
noch leichte Zweifel, aber mit Sören an meiner Seite konnte doch wirklich
nichts schief gehen. Wir verstauten unser Gepäck, setzten uns hin und ich
kuschelte mich zärtlich an Sörens Schulter. Wir küssten uns noch kurz ... total
glücklich schaute ich meinen Schnuckel an, als mir auch schon die Augenlider
immer schwerer wurden.
Doch als ich gerade
eingeschlafen war, wurde ich durch einen Schuss geweckt.
Erschrocken riss ich
die Augen auf. Sören saß da und blickte verängstigt in die Richtung aus der,
der Schuss zu hören war. Ein zweiter Schuss fiel. Im nächsten Moment sahen wir
auch schon, wie die Tür zur Pilotenkanzel aufgerissen wurde ... Miro rannte
diabolisch lachend an uns vorbei ... blieb kurz stehen und drehte sich zu uns
um ... fassungslos starrten wir in sein Gesicht.
„I habs euch doch
versproch'n ... diesmal entkommt's ihr mir nit. Angenehmen Flug in den Tod ... ihr
Drecksschwuchteln.“
Lachend rannte er
weiter, entriegelte die Kabinentür ... riss sie auf und sprang hinaus. Durch
den plötzlichen Druckabfall geriet die Maschine in Turbulenzen. Sauerstoffmasken
fielen aus der Kabinendecke.
Sören und ich waren
immer noch wie gelähmt ... ein dumpfer Knall folgte und die Turbinen fingen
Feuer, die Turbulenzen wurden immer stärker die Maschine drohte auseinanderzubrechen
... Sören versuchte aufzustehen und nach vorne in die Kanzel zu kommen ... er
verlor den Halt ... ich wollte noch versuchen ihn zu greifen ... aber ich war
nicht fähig mich zu bewegen. Durch den Sog wurde Sören unaufhaltsam Richtung
Ausgang gezogen ...
„SÖREN
NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!“
Krampfhaft versuchte er
irgendwo Halt zu finden ... er bekam einen Sitz zu fassen ... noch immer war
ich unfähig mich zu bewegen ... die Sitzschale riss aus ihrer Verankerung …
Kapitel 7: Über den Wolken
„ S ÖREN, NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!“
„Marco?“
„SÖREEEEEEEEEEEEEEEEEN!“
„Marco wach auf, i bin ja bei dir.“
Ungläubig öffnete mein Schatz seine
Augen und blickte mich an. Noch immer schien er es nicht zu glauben.
„Was ist passiert, bist d ... du
wirklich in Ordnung und w ... wo sind wir überhaupt?“
Noch immer zitterte der Ärmste am
ganzen Körper.
„Wir sitzen im Flugzeug nach Köln
und warten auf die Startfreigabe.“
„I muss wohl eing'schlafen sein.“
Innerlich immer noch aufgewühlt
erzählte mir Marco, was er soeben im Traum erlebt hatte. Davon, dass Schüsse
aus der Pilotenkanzel zu hören waren und im nächsten Moment Miro vor uns stand.
Nicht das kleinste Detail ließ mein armer Liebling aus. Angst, aber auch
Erleichterung, schwang in jedem seiner Worte mit. Die Ereignisse des Vortages
hatten ihn wohl doch stärker mitgenommen, als er zunächst, zuzugeben bereit
war. Dass sich dies alles, gepaart mit seiner Flugangst, in einem Albtraum
manifestieren würde, war also eine logische Konsequenz.
„Marco Schatz, es war nur ein böser
Traum. Es ist wirklich alles in Ordnung.“
Er zog mich erleichtert in seine
Arme und küsste mich zärtlich. Nun war es endlich soweit, in wenigen Minuten
würde unsere erste gemeinsame Reise beginnen. Sandro ließ die Turbinen an, wir
schnallten uns an ... langsam rollte die Maschine in Startposition.
Als unser Flug endlich freigegeben
war und wir endlich abhoben musste ich an ein Lied denken, welches Marie früher
immer für mich sang. Ein kleines Lied, über die Magie des Fliegens. Als wir die
vorgeschriebene Flughöhe erreicht hatten, sah ich Marco an und begann es für
ihn zu singen.
Der Refrain ging so: ‚ Über
den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle
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