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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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vorbei, dann kannst du gleich deinen Scheck abholen.« Jones wusste, er durfte es nicht persönlich nehmen. Das Budget war gekürzt worden. Man konnte ihn nur für ein paar Stunden bezahlen. Dennoch. Er brannte darauf, der Grabung beizuwohnen, und er hatte gehofft, dass er dabei sein durfte.
    Er hängte seinen Mantel auf, hörte Maggie in der Küche herumfuhrwerken. Seit Jahren hielten sie es so, sie hatten damit angefangen, als er noch arbeitete. Falls es sich einrichten ließ, trafen sie sich zu Hause zum Mittagessen. Die Verabredung fiel nur aus, wenn einer von ihnen zu beschäftigt war. Oder wenn Maggie sauer auf ihn war. Er hatte gar nicht damit gerechnet, sie heute in der Küche anzutreffen.
    Er trat ein. Sie schaute nicht auf, sondern blieb am Herd stehen und rührte in der Suppe, deswegen ging Jones zum Küchentresen und sah die Post durch. Rechnungen, Kataloge, Werbung. Bekamen sie überhaupt noch Briefe? Anscheinend wurde heutzutage alles, was irgendwie wichtig war, über Telefon und Internet abgewickelt. Niemand brachte mehr die Geduld auf, tagelang auf einen Brief zu warten. Es musste immerzu jetzt, in diesem Augenblick sein.
    Jones ging zu seiner Frau, umarmte sie und küsste sie auf die Wange.
    »Immer noch böse?«, fragte er.
    Er spürte, wie sie nachgab. In der Glastür der Mikrowelle sah er ihr Gesicht, das zögerliche Lächeln, das ihre Mundwinkel umspielte.
    »Ja«, sagte sie.
    »Tut mir leid, dass ich dich angelogen habe«, sagte er. »Aber ich gebe mir wirklich Mühe, Mags.« Er umarmte sie noch fester.
    »Ich weiß«, sagte sie und rührte in der Suppe. »Ich sollte geduldiger mit dir sein.«
    Er hauchte ihr in den Nacken, weil ihr das so gefiel.
    »Ich habe einen neuen Termin bei Dr. Dahl gemacht.«
    Maggie legte den Löffel hin, drehte sich um und schlang ihre Arme um Jones’ Hals.
    »Ich bin ja so froh«, sagte sie. Sie klang, als würde sie jeden Augenblick zu weinen anfangen. »Danke.«
    Aber als sie den Kopf in den Nacken legte, konnte er sie lächeln sehen. Jenes gewisse Lächeln, stolz und von Herzen kommend, das ihn seit jeher angespornt hatte, ein besserer Mensch und Ehemann zu sein. Es war seine persönliche Goldmedaille, die höchste Auszeichnung. Als sie jung und frisch verliebt waren, schenkte sie es ihm täglich. Damals hatte Maggie sein Potenzial erkannt, von dem er selbst noch nichts geahnt hatte. Er versuchte jeden Tag aufs Neue, dem Ideal gerecht zu werden. Im Laufe ihrer Ehe war es ihm nicht immer gelungen. Manchmal scheiterte er kläglich.
    Er richtete den Salat an, während Maggie Sandwiches belegte und die Suppe in rote Keramikschüsseln füllte. Sie setzten sich an den Esstisch. Der Regen klopfte an die Fensterscheibe über der Sitzecke. Beim Mittagessen erzählte Jones, was er erlebt hatte und wie es ihm ging.
    »Fahr doch einfach hin«, sagte Maggie.
    »Man hat mich nicht hinzugebeten«, antwortete er.
    »Na und? Du bist derjenige, der das Vertrauen von Bill Grove besitzt. Er hat dich gebeten, darauf zu achten, dass die Arbeiten behutsam vonstatten gehen. Nun stehst du in der Verantwortung. Wenn du hier in der Stadt weiterhin private Aufträge bekommen willst, müssen sich die Leute auf dein Wort verlassen können.«
    Jones liebte seine Frau. »Ja«, rief er, »du hast recht!«
    Sie nickte selbstzufrieden und stand auf, um den Tisch abzuräumen.
    »Und, wirst du dich selbstständig machen?«, fragte sie von der Spüle aus.
    »Wie? Als Privatdetektiv?«
    Er trat hinter sie und stellte die Gläser in die Spüle.
    »Ja, so etwas in der Art.«
    Jones schmunzelte.
    »Wir leben in einer Kleinstadt. Ich glaube nicht, dass ich hier viel zu tun hätte.«
    »Du wärst überrascht.«
    Da fiel ihm Paula Carr ein und der Anruf, den er weggedrückt hatte. Er hörte seine Mailbox ab, aber Paula hatte keine Nachricht hinterlassen. Sein alter Bekannter von der Kreditkartengesellschaft hatte sich ebenfalls noch nicht gemeldet. So kam man am schnellsten an die Adresse einer Person; wenn man die richtigen Beziehungen hatte, erfuhr man, wann jemand wo den letzten Kauf getätigt hatte. In einer Gesellschaft, in der die Leute praktisch nur noch mit Karte bezahlten, war es so gut wie unmöglich, keine Spuren zu hinterlassen – es sei denn, man ging in den Untergrund, warf sein Handy weg und zahlte nur noch bar.
    »Na ja«, sagte Maggie, »du könntest es als Nebenerwerb betreiben.«
    »Ich werde drüber nachdenken.« Er machte einen auf cool, dabei wurde er beim Gedanken an eine eigene

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