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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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dachte, du hast den Job an den Nagel gehängt«, hatte Jack gestern am Telefon gesagt.
    »Das kann man wohl nicht so einfach«, war Jones’ Antwort.
    »Tja, wahrscheinlich lässt es einen niemals los«, sagte Jack. »Du weißt, du kannst immer auf mich zählen.«
    Früher war Jack eine von Jones’ wichtigsten Quellen gewesen, und es war gut zu wissen, dass die Freundschaft weiterbestand. Falls Jones sich tatsächlich entschloss, eine Detektei zu eröffnen (was bisher nicht der Fall war), wäre das von großer Bedeutung. Wenn man die Kreditkartenabrechnung einer Person einsehen konnte, ließ sie sich mühelos aufspüren. Ob in Hotels, an Tankstellen, Mautstationen und am Geldautomaten – alle benutzten Plastikgeld. Hörte jemand damit auf, war er entweder tot, durchgedreht oder abgetaucht.
    Danach rief er Chuck an, vorgeblich, um ihm von Paula Carr und dem verdächtigen Anruf des Ehemannes zu berichten.
    »Du meinst, es gibt Grund, sich um ihre Sicherheit zu sorgen?«, fragte Chuck.
    »Kann sein«, sagte Jones.
    »Möchtest du eine Vermisstenanzeige aufgeben?«
    »Nein, das will ich vermeiden.«
    »Warum?«
    Jones schilderte das Telefonat mit Denise Smith.
    »Was habe ich damit zu tun?«, fragte Chuck gereizt. Er war überarbeitet und unterbezahlt. Seine Chefin und seine Kundschaft stiegen ihm aufs Dach, und seine Frau vermutlich auch.
    »Ich wollte einfach nur deine Einschätzung hören«, sagte Jones. Das stimmte nicht ganz. Chuck schwieg, immerhin hatte er zu tippen aufgehört.
    »Wenn ich an deiner Stelle wäre«, sagte er schließlich, »würde ich die Eltern anrufen. Frag sie, wenn du dir Sorgen machst.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Jones. Er wusste, dass Chuck geschmeichelt war, weil er ihn um seine Meinung bat. Er hatte angebissen. Kein Cop konnte einem anständigen Fall widerstehen, oder der Einladung, seine Meinung kundzutun.
    »Wenn sie den Jungen nicht abgeholt hätte«, fuhr Chuck fort, »würde ich dir zu einer Vermisstenanzeige raten und die Ermittlungen anlaufen lassen. Aber warum hat ihr Mann, falls sie ihn wirklich angegriffen und die Kinder verschleppt hat, keine Anzeige erstattet? Wenn er ein anständiger Kerl und ehrlich besorgt um seine Kinder wäre, hätte er sich gestern Abend bei uns gemeldet, egal, wie sehr er seine Frau liebt. Er würde überall nach ihr suchen – so wie wir.«
    »Genau«, sagte Jones, »das ist doch verdächtig.«
    »Ich würde die Eltern anrufen«, sagte Chuck. »Bestimmt ist sie dort.«
    »Danke für den guten Tipp. Kann ich dir ihr Autokennzeichen durchgeben?«, fragte Jones. Eigentlich hatte er Chuck nur aus diesem Grund angerufen. Es gab eine neue Software zur Nummernschilderkennung. Durch die privaten und öffentlichen Überwachungskameras, die überall herumhingen, konnte die Polizei Autos neuerdings orten. Die Technik war still und heimlich eingeführt worden, ohne dass man Medien oder Bürgerrechtler informiert hatte. Als Zivilist hatte Jones auf diese Möglichkeit keinen Zugriff, zudem war die Technologie so neu, dass seine alten Kontakte ihm in diesem Fall nichts nützten. »Vielleicht landet ihr einen Treffer und findet das Fahrzeug irgendwo?«
    Wieder Schweigen. Er bat Chuck um einen Gefallen, der nicht ganz legal war. Jones wartete.
    »Okay, kein Problem«, sagte Chuck schließlich.
    Als Jones am Freitag bei Paula Carr gewesen war, hatte er sich Hersteller, Modell und Nummernschild ihres Geländewagens notiert. Die Macht der Gewohnheit.
    »Wo ich dich schon am Telefon habe …«, sagte Chuck.
    »Was ist denn?«
    »Willst du mit zur Grabung kommen? Die Groves machen es meinen Leuten nicht einfach. Es wäre vielleicht besser, wenn du mitkommst und vermittelst.«
    »Und ich dachte schon, du wirst mich niemals fragen«, sagte Jones.
    Chuck kicherte.
    »Schön, wieder mit dir zu arbeiten, Mann.«
    Junge, du hast ja keine Ahnung.

FÜNFUNDZWANZIG
    A ls Eloise in den Rückspiegel schaute, um ihr Aussehen zu überprüfen, entdeckte sie Marla auf dem Rücksitz.
    »So viel hat sich hier verändert«, sagte Marla. Sie klang wehmütig und distanziert, als käme ihre Stimme von einem anderen Ort, aus einer anderen Zeit.
    Eloise ignorierte sie. Das war neu. Sie war sich ihrer selbst bewusst, nahm Ray und das Wageninnere deutlich wahr. Sie spürte Rays warmen Oberschenkel an ihrem. Sie roch den kalten Zigarettenrauch, der sich dauerhaft in den Sitzpolstern festgesetzt hatte. Das Auto war alt, und Ray hätte sich ein besseres leisten können. Das

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