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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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Detektei ganz aufgeregt. Er wusste, dass Maggie ihn ohnehin durchschaute. Sie küsste ihn flüchtig auf die Wange, drückte ihn kurz.
    »Ich habe eine Patientin«, sagte sie.
    Und dann war sie verschwunden, war durch die Tür geschlüpft, die sie von diesem Leben trennte. Hinter der Tür war sie Dr. Cooper. Auch er hatte einmal ein zweites Leben gehabt. Detective Cooper, Dorfsheriff, Ex-Sportler, der Heimat treu geblieben. Er hatte so lange einem Bild entsprochen, dass er nicht mehr wusste, wie es war, einfach nur Jones Cooper zu sein, Ehemann, Vater und (unfreiwilliger) Rentner. Er dachte an Maggies Worte . Wir müssen uns als die, die wir heute sind, der Zukunft stellen. Wir müssen uns neu erfinden, und unser Leben auch. So langsam begriff er, wie sie das gemeint hatte.
    Auf dem Küchentresen lag ein Zettel mit Nachrichten. Angeblich war der Klempner nicht bezahlt worden. Die Andersons waren im Urlaub, ob Jones bitte die Katzen füttern könne? Und dann eine dritte Mitteilung, die Jones stutzig werden ließ. Kevin Carr hatte angerufen. Der Ehemann von Paula. Ob Jones zurückrufen könne?
    Jones griff zum Handy, durchsuchte die Einträge, fand Paulas Nummer und drückte hastig auf Nummer wählen . Bevor er ihren Mann anrief, musste er mit ihr sprechen.
    »Hallo?« Ein Mann, vermutlich Kevin Carr. Jones spielte mit dem Gedanken, einfach aufzulegen. Aber im Zeitalter der Rufnummernübermittlung nützte das nichts mehr. Jones schwieg.
    »Jones Cooper?« Der Mann klang nervös und gereizt.
    »Ja«, sagte Jones, »wer spricht da?«
    »Kevin Carr. Ich habe Ihren Namen und Ihre Nummer auf der Telefonrechnung meiner Frau gesehen. Hat sie Sie angerufen?«
    Was sollte Jones tun, lügen?
    »Ja«, sagte er. Er schaltete seine Polizistenstimme ein – distanziert und fast, aber nur fast unhöflich. »Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Carr?«
    »Ich will wissen, worüber Sie mit meiner Frau gesprochen haben.«
    Der Tonfall des Mannes gefiel Jones nicht. Er hörte den Zorn und die Anmaßung heraus und erinnerte sich an Paulas Worte: Er ist an seinem eigenen Wohlergehen interessiert, an mehr nicht .
    Jones versuchte, gleichgültig zu klingen.
    »Ich denke, das sollten Sie am besten mit ihr persönlich klären, Mr. Carr.«
    Ein längeres Schweigen.
    »Meine Frau ist verschwunden«, sagte Carr schließlich.
    »Verschwunden?« Jones spürte, wie sein Blutdruck stieg.
    »Sie hat mich gestern verlassen«, sagte Carr. Er hatte seinen Zorn kaum noch im Griff, das konnte Jones spüren. »Sie hat mich angegriffen. Dann hat sie sich meine beiden Jüngsten geschnappt und ist verschwunden. Sie hat meine Kinder entführt .«
    Jones konnte sich nicht vorstellen, wie Paula Carr jemanden attackierte – höchstens in Notwehr. Ja, er konnte sich vorstellen, wie sie sich und ihre Kinder verteidigte. Jones wurde immer hellhörig, wenn ein Mann behauptete, seine Frau habe die gemeinsamen Kinder entführt. Wenn eine Frau wie Paula Carr mit den Kindern von zu Hause verschwand, hatte sie in der Regel einen verdammt guten Grund. Und in der Regel war dieser Grund der Ehemann.
    »Warum ist sie gegangen, Mr. Carr?«, fragte Jones. »Warum hat sie Sie angegriffen?«
    »Hören Sie«, sagte Carr, dessen Stimme immer gereizter und schriller wurde, »ich habe Sie angerufen, um zu erfahren, wer Sie sind und warum Sie mit meiner Frau telefoniert haben.«
    Jones fiel auf, dass Carr kein einziges Mal Paulas Namen benutzt hatte. Er nannte sie immer nur »meine Frau«. Das verriet Jones einiges darüber, wie Carr tickte und wie er Paula sah.
    »Ich bin im Moment nicht bereit, darüber mit Ihnen zu diskutieren«, sagte Jones. »Haben Sie die Polizei über den Angriff informiert, haben Sie Ihre Kinder als vermisst gemeldet? Falls ja, werde ich den zuständigen Ermittlern gern alle Fragen beantworten.«
    Jones hörte, wie Carr nach Luft schnappte. Und dann fing Carr an zu weinen. Jones konnte es absolut nicht ausstehen, wenn Männer weinten. Ihm wurde unbehaglich.
    »Hören Sie, Mr. Cooper«, jammerte Carr mit sanfter, flehender Stimme. »Meine Frau ist krank. Ich weiß ja nicht, was sie Ihnen erzählt hat, aber sie ist psychisch labil und leidet unter Depressionen.« Carr schluchzte. »Ich habe Angst, sie könnte sich oder den Kindern was antun …«
    Zum ersten Mal spürte Jones eine panische Angst. Hatte Carr Paula und die Kinder verletzt? Diente das Telefonat als Ablenkungsmanöver? Hatte der Mann vor, sich als Opfer darzustellen, weil etwas Furchtbares passiert

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