Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)
Teil, das alle Abläufe im Motor regelt. Das zu reparieren, würde viele Tage dauern und Tausende von Dollar kosten.«
Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie es immer noch nicht fassen.
»Ich bin in Panik ausgebrochen. Ich musste mich drei Tage krankmelden.«
Jones erinnerte sich.
»Sie wurden gefeuert?«
Er fürchtete schon, sie würde wieder in Tränen ausbrechen. »Ich hatte zu oft gefehlt, wegen der Probleme mit Cole. Ich stand ohnehin auf der Abschussliste. Kevin wusste davon. Ich glaube, ich habe es ihm selbst erzählt.«
»Also hatten Sie kein Telefon, kein Auto und keinen Job mehr.«
»Meine Kreditkarten waren bereits überzogen. Ich hatte keine Ersparnisse. Wissen Sie, ich kann mit Geld nicht besonders gut umgehen. Ich habe mich von einem Monatslohn zum nächsten gehangelt, seit ich denken kann.«
So viele Menschen standen dicht am Abgrund. Ein einziger Stoß, und man befand sich im freien Fall.
»Ich wusste, dass ich die Miete in jenem Monat nicht würde aufbringen können. Ich war in den vergangenen Jahren immer wieder in Rückstand geraten. Die Hausverwaltung hat gesagt, sie würden mir keinen Aufschub mehr geben.«
»Und dann? Sie haben die Wohnung verlassen und sind hierhergekommen?«
Er schaute zum Motel hinüber, dann wieder zu Robin. Sie war eine gute Mutter und eine fleißige Arbeiterin – zumindest wirkte sie so. Die Besitzerin des Motels sah es ähnlich. Jones sträubte sich gegen die Einsicht. Wie die meisten wollte er lieber glauben, dass ein Mensch selbst für seine Misere verantwortlich ist, dass man durch seine eigenen Fehler an einem Ort wie dem Regal Motel landet.
»Kevin kam zu mir, als es mir am schlechtesten ging. Ich war kurz davor, mich von einer Freundin nach The Hollows fahren zu lassen, um ihm vor seinem Haus eine Szene zu machen. Ich wollte die Polizei einschalten.«
»Warum haben Sie das nicht sofort getan?«
»Was? Die Polizei rufen? Eine Szene machen?«
»Ja.«
Sie starrte ihn an, als sei er begriffsstutzig.
»Wegen Cole. Ich wollte nicht, dass er mich ausflippen sieht. Er hatte sich für seinen Vater entschieden.«
»Sagt Kevin.«
Sie blinzelte und schlug die Augen nieder. Die Tischplatte war makellos rein, so als sei sie frisch abgewischt worden.
»Er fragte mich, wie ich mich um Cole kümmern wolle, so ohne Job und ohne Auto. Ob ich nicht auch wolle, dass er in einer netten Familie, in einem großen Haus lebe? Ob er nicht auf die beste Schule gehen solle? Doch, das wollte ich. Ich wünschte Cole all das.«
»Sie haben Cole einfach aufgegeben? Obwohl Sie ahnten, dass Kevin Ihren Telefonanschluss gekündigt und Ihr Auto zerstört hatte?«
Sie schwieg, richtete sich auf und sah Jones aus ihren dunklen Augen an.
»Hören Sie«, sagte sie, »ich habe niemanden. Meine Mom ist in einem Altenheim in Florida. Ich habe sie aus Geldgründen seit über einem Jahr nicht besucht. Sie war alleinerziehend und konnte mir nichts weiter mitgeben als Liebe und Zuversicht. Fürs College hat das leider nicht gereicht. Hätte ich mir eine Ausbildung leisten können, müsste ich mich vielleicht nicht von einem blöden Job zum nächsten hangeln. Ich wollte, dass Cole es einmal besser hat. Er ist intelligent, viel intelligenter als ich. Er hat eine Chance verdient.«
Das klang logisch. Aber Jones fand, dass sie nicht gerade kämpferisch wirkte. Sie hatte sich aufgegeben. Sie traute sich nichts zu. Für einen Mann wie Kevin Carr war sie das perfekte Opfer. Die Sonne lugte hinter den Wolken hervor und goss ihr milchiges Licht in das Diner. Robin drehte das Gesicht wie eine Blume, die sich nach der Sonne richtet.
»Er war der Prinz auf dem weißen Ross. Zumindest, bis ich schwanger wurde. Der Traum eines jeden Mädchens. Attraktiv, wohlhabend, gebildet. Und wenn man endlich hinter seine Fassade schaut, ist es zu spät. Erst später, wenn man älter ist, begreift man, was wirklich zählt. Freundlichkeit, der Mut, zu lieben und sich zu öffnen. Alles andere ist eine Lüge.«
Seit sie in der Sitzecke saßen, war kein einziges Auto vorbeigekommen. Niemand steckte den Kopf durch die Küchentür. Robin wirkte jung und verletzlich. Am liebsten hätte Jones sie mit nach Hause genommen, sie ins Bett gesteckt, zugedeckt und ihr einen Tee gebracht.
»Wollen Sie Ihren Jungen zurück?«, fragte er.
Sie holte tief Luft und schaute ihn ängstlich und doch hoffnungsvoll an.
»Ja.«
Er berichtete ihr, was Paula Carr ihm erzählt hatte. Paula wusste, dass Kevin ihr nur Lügen aufgetischt
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