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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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nicht einfach, aber Paula schaffte es. Mütter konnten fast alles einhändig erledigen. Als die Türen verriegelt waren, schob sie die Waffe unter den Fahrersitz und setzte langsam aus der Einfahrt zurück, so als sei heute ein ganz normaler Nachmittag, an dem sie Cammy vom Kindergarten abholte. Sie drückte auf den Knopf, um das Garagentor zu schließen. Es senkte sich ab, schob sich zwischen sie und dieses Monster von einem Ehemann, das nun nicht mehr weinte, sondern lächelte.
    Das Baby bewegte sich im Schlaf, seufzte auf. Paula hätte so gern ihre Mutter angerufen. Sie war nun seit drei Tagen und Nächten unterwegs. Im Internet hatte sie gelesen, dass man auf der Flucht keinen Gebrauch von Kreditkarten und Handy machen sollte, da die Polizei einen auf diese Weise orten konnte. Sie zahlte mit dem Bargeld, das sie im Auto versteckt hatte. Sie war vorsichtig gewesen – bis heute. Heute Abend hatte sie das Hotelzimmer mit ihrer Kreditkarte bezahlen müssen. Es war hübscher als die Absteigen, die schäbigen Motels am Highway, die sie bislang aufgesucht hatten. Die ganze Nacht hatte sie wach gelegen, die Pistole unter dem Kopfkissen, und die Leute vorbeigehen hören, die Stimmen in den Nachbarzimmern, einen Fernseher. Vermutlich wurde sie von der Polizei gar nicht gesucht, immerhin hatten sie und Kevin eine Abmachung. Eine Abmachung, an die sie sich nicht halten würde.
    Das Hotel akzeptierte keine Barzahlung, bestand auf einer Kreditkarte als Sicherheit. Paula hatte ihnen eine größere Summe als Pfand angeboten, aber man sagte ihr, sie könne nur mit Kreditkarte einchecken und später bar bezahlen. Sie sehnte sich nach einer ruhigen Nacht. Sie war müde und gereizt, auch den Kindern gegenüber. Sie hatte eine alte Karte hervorgekramt, eine, die sie seit Jahren nicht benutzt hatte. Zwar hatte sie gesehen, wie die Karte in ein Gerät eingelesen wurde, aber vielleicht wurden die Daten erst bei ihrer Abreise weitergeschickt. Vielleicht bekam es ohnehin niemand mit.
    Sie rang noch ein paar Minuten mit sich, bevor sie zum Hörer griff und ihre Mutter per R-Gespräch anrief.
    »Paula«, rief sie, »wo steckst du?«
    »Es geht uns gut, Mom. Hat er angerufen?«
    »Nein«, sagte sie. »Aber ein Mann namens Jones Cooper hat mehrere Nachrichten hinterlassen.«
    Den hatte sie ganz vergessen. Woher hatte er die Telefonnummer ihrer Eltern? Warum suchte er nach ihr? Es gab nur eine Erklärung: Ihr Mann hatte ihr Handy überprüft und Jones’ Nummer gefunden. Er hatte ihn kontaktiert. Deswegen suchte Jones Cooper sie.
    »Verrate ihm nichts«, sagte sie schnell, »er ist Privatdetektiv.«
    »Er sagt, er wolle dir helfen. Hat Kevin ihn engagiert?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Sie spürte dieselbe Panik, die sie seit Tagen regelmäßig überfiel. Sie waren im Kreis gefahren und hatten sich kaum weiter als zwei Stunden von The Hollows entfernt. Paula hatte keine Ahnung, wohin sie als Nächstes fahren, was sie tun sollten.
    »Paula.« Ihre Mutter klang ernst. »Du musst mit den Kindern herkommen. Ich habe herumtelefoniert. Ich habe einen Anwalt gefunden, er ist Experte für solche Fälle. Er sagt, du musst herkommen, du musst sofort die Scheidung einreichen und gleichzeitig einen Antrag auf das alleinige Sorgerecht stellen. Außerdem solltest du Kevin bei der Polizei anzeigen und eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirken. Lass uns den Rechtsweg beschreiten.«
    Das klang gut und vernünftig, aber Paula hatte solche Angst.
    »Was, wenn er uns findet? Wie dieser Mann in Kalifornien? Er ist am Weihnachtsabend ins Haus eingedrungen und hat alle umgebracht.«
    Ihre Mutter schwieg für einen Moment. Dann sagte sie: »Wenigstens wären wir dann alle zusammen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du mit Cameron und dem Baby irgendwo da draußen bist. Es macht mich krank. Wir wollen dir helfen und dich beschützen. Um Himmels Willen, wir sind deine Eltern. Bei uns bist du besser aufgehoben als da draußen ganz allein.«
    Paula schwieg. Sie wollte nach Hause. Sie wollte zu ihren Eltern. Sie fühlte sich nicht stark genug, mit den Kindern auf der Flucht zu sein, irgendwo unterzukriechen, damit ihr Mann sie nicht fand. Sie war so unglaublich erleichtert.
    »Okay, Mom«, sagte sie, »wir kommen morgen früh nach Hause.«
    Ihre Mutter atmete erleichtert auf.
    »Nein, wir holen dich, sofort. Wo seid ihr?«
    »Mom, es ist okay, ich muss schlafen. Und morgen packe ich die Kinder ein und komme zu euch. Vielleicht kannst du für morgen

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