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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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endlich abnehmen wolle?
    Es war schon beängstigend, wie wenig ihre Bekannten von ihnen wussten. Beispielsweise dachte oder ahnte niemand, dass Paula und die Kinder für Kevin zu einer Bürde geworden waren, zu einem Klotz am Bein, der ihm die Zukunft mit seiner neuen Freundin vermieste. Dass es das Beste wäre, Paula würde mit den Kindern weit wegziehen, denn sonst … tja, sie konnte nicht abschätzen, wozu ihr Mann fähig war. Sie wusste es nicht mehr.
    Paula hörte Claire über das Babyfon weinen. Sie warf einen Blick auf die Uhr und bemerkte, dass eine Stunde vergangen war. Sie musste die Kleine stillen, wickeln und dann Cammy abholen. Wie kam es, dass die Stunden, die Tage so schnell verflogen? Es kam ihr vor wie ein Zaubertrick. Sie nahm sich für die Mittagspause immer so viel vor, aber letztendlich hockte sie regungslos auf dem Sofa und gab sich der Stille hin.
    Als sie aufstand, um zur Treppe zu gehen, sah sie ihn. Seit wann stand er da?
    »Kevin«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln, »du hast mich erschreckt.«
    »Wo sind die Kinder?«
    Plötzlich fingen ihre Hände zu zittern an, deswegen steckte sie sie in die Hosentaschen. Merkwürdig, dass der Körper auf Signale reagierte, die der Verstand ignorieren wollte. Sie hasste sich selbst für die Angst, die sie in diesem Moment empfand.
    »Cole spielt mit seinen Freunden.« Sie verabscheute ihren aufgesetzt unbekümmerten Tonfall, und allmählich schmerzten ihre Wangen, weil sie so krampfhaft lächelte. »Claire ist oben und eben aufgewacht. Cammy ist noch im Kindergarten.«
    Kevin warf einen Blick auf die Uhr.
    »Es ist fast vier.«
    »Er wollte heute im Hort bleiben«, antwortete sie viel zu schnell. Es klang wie eine Lüge und war auch gelogen. »Er wollte mit Nick spielen. Ich wollte ihn gerade abholen.«
    »Tatsächlich? Für mich sah es nämlich so aus, als würdest du hier nur auf deinem fetten Hintern rumsitzen. Ich dachte, du nutzt deine Freizeit, um Sport zu treiben?«
    Paula schwieg und kämpfte gegen eine Welle ungefilterten Hasses an, der in ihrem Unterleib aufbrandete und ein Brennen in ihrer Kehle zurückließ. Früher einmal, vor der Hochzeit, hatte sie ihn betrachtet und sich gedacht, wie viel Glück sie doch gehabt hatte. Er war erfolgreich, gutaussehend und charmant. Sie war überzeugt, ihn zu lieben. Aber vielleicht hatte sie ihn nie geliebt. Sie kannte ihn gar nicht; er hatte ein völlig falsches Bild von sich präsentiert, und sie hatte sich verführen lassen. Niemals hätte sie geahnt, wie eiskalt sein Herz war.
    Sie wollte an ihm vorbei, aber er streckte den Arm aus und versperrte ihr den Weg zur Treppe. Sie hörte, wie Claire zu weinen anfing. Ihr Geheul drang verzerrt und von Rauschen unterbrochen aus dem Babyfon, das am Limit seiner Leistungsfähigkeit war.
    »Sie weint«, sagte Paula.
    »Glaubst du, ich wäre taub? Schalte das Ding aus.«
    Ihr Herz fing zu klopfen an, das Adrenalin schoss durch ihre Adern, aber Paula gehorchte. Sie konnte Claires Geheul immer noch hören, aber nun klang es weit entfernt. Ihr ganzer Körper fing zu kribbeln an, wie immer, wenn sie eines ihrer Kinder weinen hörte; aus ihren übervollen Brüsten tropfte Milch. Es war an der Zeit zu stillen. Zum Glück trug sie Stilleinlagen, sodass sie nicht mit durchnässtem T-Shirt vor Kevin stehen musste.
    »Was machst du so früh zu Hause?«, fragte sie.
    Sie wollte zu Claire, rührte sich aber nicht vom Fleck. Auf dem Tresen, der die Küche vom Esszimmer trennte, lag ein Hammer. Am Morgen hatte sie versucht, ein paar Rahmen mit Fotos von den Kindern aufzuhängen – nirgendwo hingen Bilder. Sie war einfach nie dazu gekommen. Nein, das war nicht der wahre Grund. Als sie in dieses riesige Haus eingezogen waren, das sie sich eigentlich nicht leisten konnten, hatte sie schon geahnt, dass sie keine richtige Familie mehr waren. Sie fürchtete, die Fotos könnten so gestellt aussehen, dass es lächerlich war. Eine ihrer Bekannten, eine andere Mutter, hatte gesagt: Wie schlau von dir, die Wände nicht so vollzuhängen! Bei mir zu Hause kann ich keinen Meter gehen, ohne irgendwem ins Gesicht zu sehen. Was im Grunde nur eine taktvolle Art war, Paula zu sagen, wie seltsam die leeren Wände wirkten.
    »Ich habe heute einen interessanten Anruf bekommen«, sagte Kevin.
    »Von wem?«
    Von seinem Standort an der Tür aus konnte Kevin den Küchentresen nicht sehen. Paula stützte sich mit einer Hand daran ab.
    »Von der Bank. Deiner alten Bank.«
    Sie zog die

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