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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Hilfe!«, rief er Ben nach, der Happy vor sich herführte. Noah hatte Harry inzwischen wachgerüttelt und geleitete ihn nun zum Streifenwagen.
    Theo warf einen Blick zur offenen Küchentür. Michelle stand an der Spüle. Er zog sich einen Stuhl heran, setzte sich rittlings drauf und wartete auf die Ankunft des zweiten Carson-Bruders.
    Michelle hatte sich derweil entschlossen, etwas Sinnvolles zu tun, um ihre Gedanken von Theo abzulenken. Sie füllte das Spülbecken mit heißem Wasser, gab Spülmittel dazu, zog die Gummihandschuhe an und begann mit dem Abwasch.
    Als sie die Handschuhe auszog, entdeckte sie einen Fettfleck auf der kupfernen Abzugshaube. Die nächste halbe Stunde verbrachte sie damit, das Ungetüm auseinander zu nehmen und jede Ecke und jede Rille sauber zu machen. Das Zusammensetzen dauerte doppelt so lange. Zwischendurch lugte sie immer wieder in die Bar hinein, um nach dem Rechten zu sehen. Nach einer Weile beobachtete sie, wie Gary Carson in Begleitung seiner Anwälte den Raum betrat. Sie ging wieder in die Küche und schrubbte weiter. Dann spülte sie die Gummihandschuhe ab. Bin ich etwa zwanghaft putzwütig?, fragte sie sich. Was ich jetzt brauche, ist eine lange Operation. Wenn sie operierte, ließ sie sich von nichts und niemandem ablenken. Im OP gelang es ihr stets, alle Gespräche, die um sie herum geführt wurden, vollkommen auszublenden. Sie nahm weder die Witze noch das Gelächter ihrer Kollegen wahr, sondern lauschte die ganze Zeit über Willie Nelson, der ihre Nerven stets beruhigte. Sie und Willie befanden sich in einer Art Kokon, bis sie den letzten Stich gemacht hatte. Erst dann drang die Außenwelt wieder zu ihr durch.
    »Reiß dich zusammen!«, murmelte sie.
    »Haben Sie etwas gesagt?«
    Noah stand auf der Schwelle. Er näherte sich der Spüle und stellte drei Gläser darauf ab.
    »Nein«, erwiderte sie eilig. »Wie spät ist es eigentlich?«
    »Kurz nach eins. Sie sehen müde aus.«
    Sie trocknete sich die Hände ab und blies eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. »Ich bin aber nicht müde. Wie lange wird Theo wohl noch brauchen?«
    »Nicht mehr lange«, sagte er. »Soll ich Sie nach Hause bringen? Theo kann das Lokal ja abschließen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich warte auf ihn.«
    Noah machte sich auf den Weg zurück in die Bar, blieb dann aber noch einmal stehen. »Michelle?«
    »Ja?«
    »Es ist noch eine Ewigkeit bis Montag.«

26
    Sobald Monk sein Motelzimmer betreten hatte, rief er in New Orleans an.
    Das Klingeln riss Dallas aus tiefem Schlaf. »Was ist denn los?«
    »Die Überraschungen reißen nicht ab«, sagte Monk.
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Ein FBI-Agent hat sich zu Buchanan gesellt.«
    »Mist! Geben Sie mir den Namen durch.«
    »Den weiß ich noch nicht. Ich habe nur gehört, wie einige Typen über ihn redeten, die aus der Bar kamen.«
    »Wissen Sie wenigstens, was er in Bowen zu suchen hat?«
    »Nein, aber es sieht so aus, als sei er zum Angeln hergekommen.«
    »Bleiben Sie an ihm dran, ich melde mich wieder.«
    »Oh, übrigens«, setzte Monk rasch hinzu, »ich habe noch eine Neuigkeit, die ganz nützlich sein könnte.«
    »Sie sollte besser gut sein!«, erwiderte Dallas.
    Monk gab einen kurzen Bericht über die Carson-Brüder und die beiden Knochenbrecher ab, die in der Bar gewesen waren.
    »Einer der Männer erzählte dem Polizisten, dass er nicht vorgehabt habe, Buchanan umzubringen. Er wollte ihm nur ein bisschen wehtun. Wenn wir es geschickt einfädeln, können wir die Carsons zum Sündenbock machen, falls das nötig sein sollte.«
    »Ja, gar nicht dumm.«
    »So bin ich«, gab Monk sarkastisch zurück.
    Er legte auf, stellte den Wecker und machte die Augen zu. Mit dem Gedanken an den baldigen Geldsegen schlief er ein.

27
    Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte Michelle nicht einschlafen, und daran war allein Theo Buchanan schuld. Und an ihrer gesamten Verwirrung ebenso. Es war mitten in der Nacht, sie brauchte dringend ihren Schlaf und konnte nicht aufhören, an ihn zu denken. Sie warf sich im Bett hin und her und schlug schließlich wütend auf die Kissen ein. Ihr Bett sah aus, als wäre ein Wirbelsturm hindurchgefegt. Um sich von den lüsternen Gedanken zu befreien, bezog sie kurzerhand ihr Bett neu. Anschließend duschte sie lange und heiß. Aber das half alles nichts. Irgendwann ging sie hinunter und machte sich Milch warm. Sie brachte das Zeug kaum hinunter und fragte sich, warum alle Welt warme Milch trank, wo sie doch kalt so viel besser

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