Gnade
im Esszimmer einen Stuhl um. Als er in die Bibliothek kam, trat er die Tür mit dem Fuß hinter sich zu, eilte zu seinem Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Dann setzte er sich auf den gepolsterten Stuhl.
»Komm schon, komm schon, komm schon!«, brummte er, während er wartete, dass der Computer hochfuhr, und trommelte mit den Fingern nervös auf die Schreibtischplatte. In der Sekunde, in der das Symbol aufleuchtete, legte er die Diskette ein und tippte sein Passwort.
Er suchte eine bestimmte Datei, öffnete sie und zählte die Zeilen, wie Catherine ihn in ihrem Brief angewiesen hatte. Und da, in Zeile sechzehn, mitten in den Aufzeichnungen der Transaktion, die vor über einem Jahr getätigt wurde, waren vier Wörter eingefügt: Du sollst nicht ehebrechen. John brüllte wie ein verwundetes Tier. »Du fettes Miststück!«, kreischte er und sank dann vollkommen erschöpft auf seinem Stuhl zusammen.
Sein Handy klingelte, aber er ignorierte es. Einer seiner drei Freunde wollte bestimmt wissen, was ihn so lange aufhielt. Oder Monk rief an, um nachzufragen, wo und wann er endlich sein Geld abholen könne.
Was sollte er Monk nur sagen? Während John über das Problem nachdachte, rieb er sich die Schläfen. Bei Dallas liegt die Lösung, entschied er. Dallas würde mit Monk verhandeln. Monk tat keinen Schritt ohne Dallas’ Erlaubnis, und sicher würde er sich auf gutes Zureden hin einverstanden erklären, auf das Geld zu warten, solange es nötig war.
Aber wie sollte John das alles den anderen beibringen? Lügen würden ihn nicht aus diesem Albtraum befreien, und je länger er wartete, umso schlimmer wurde es. Er musste es ihnen sagen, und zwar bald.
Er brauchte jetzt unbedingt einen Drink. Er ging zur Bar hinüber, entdeckte, dass der silberne Eiseimer leer war, und warf ihn wütend auf den Boden. Als Catherine noch lebte, hatte sie stets dafür gesorgt, dass Eiswürfel da waren – Tag und Nacht. Sie hatte den Haushalt vom Bett aus geführt, genauso perfekt, wie sie ihn mit ihrem Gejammer und den ewigen Forderungen beherrscht hatte.
Er goss sich ein Glas Whisky ein und nahm es mit zum Schreibtisch. Er lehnte sich gegen das Holz und trank den Whisky in einem Zug aus, in der Hoffnung, dass er damit seine Nerven für die Tortur stärkte, die vor ihm lag. Das Handy klingelte erneut, und diesmal ging er dran.
Es war Preston. »Wo bist du denn? Wir warten, weil wir den warmen Regen feiern wollen, der über dich gekommen ist. Also, beweg deinen Arsch hierher!« Musik und Gelächter ertönten im Hintergrund.
John holte tief Luft. Sein Herz fühlte sich an, als würde es gleich seine Brust sprengen. »Es gibt keinen warmen Regen.«
»Was?«
»Wir haben ein Problem.«
»John, ich verstehe dich kaum. Meinst du, dass du das Geld noch nicht bekommen hast?«
»Sind die anderen bei dir?«
»Ja«, antwortete Preston, der mittlerweile hellhörig geworden war. »Wir haben dir sogar schon was zu trinken bestellt und …«
»Hör zu«, sagte John. »Wir haben ein ernsthaftes Problem.«
»Was für ein Problem?«
»Ich möchte nicht am Telefon darüber sprechen.«
»Wo bist du?«
»Zu Hause.«
»Sollen wir zu dir kommen? Ist dieses Problem so dringend, dass wir sofort darüber reden müssen?«
»Ja.«
»Was zum …«
»Es ist entsetzlich!«, schrie John in den Hörer. »Kommt einfach her.«
Bevor noch mehr Fragen auf ihn einprasselten, legte er auf. Er füllte sein Glas noch einmal, dann setzte er sich an den Schreibtisch, und während es draußen immer dunkler wurde, starrte er unbewegt auf den Monitor.
Cameron und Preston trafen in einem Wagen etwa eine Viertelstunde nach dem Telefonat vor Johns Haus ein. Dallas kam gleich nach ihnen an.
John führte sie in die Bibliothek, betätigte den Lichtschalter und deutete auf den Brief, den er wieder glatt gestrichen und auf die Schreibtischunterlage gelegt hatte. »Lest das und heult«, brummte er. Er war auf dem besten Wege, betrunken zu werden.
Cameron nahm den Bogen in die Hand und las schweigend. Als er fertig war, warf er das Blatt auf den Schreibtisch und machte Anstalten, John an die Kehle zu gehen. Preston hielt ihn zurück.
»Bist du eigentlich total verrückt geworden?«, brüllte Cameron, und sein Gesicht lief rot an. »Du hast deine Frau an unsere Aufzeichnungen gelassen?«
»Beruhige dich, Cameron«, befahl Preston und zerrte ihn von John weg.
»Lies den Brief und sag mir dann noch mal, dass ich mich beruhigen soll!«, schrie Cameron.
Dallas erhob
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