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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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dachte er an sein eigenartiges Verhalten und kam zu dem Schluss, dass er sich benahm wie ein Junge, der gerade erst das andere Geschlecht entdeckte. Es kam ihm vor, als habe er mit seinem jüngsten Bruder Zachary die Rollen getauscht. In letzter Zeit konnte Zack nämlich keine zwei Sätze von sich geben, in denen nicht die Wörter »Mädchen«, »heiß« und »Sex« vorkamen.
    Theo hatte keine Ahnung, was in ihn gefahren war, aber er hoffte, dass dieser Zustand vorbeiging, sobald er seine Angelrute ins Wasser hielt. Er liebte das Angeln. Wenn er mit seinem Boot Mary Beth hinausfuhr, konnte er vollkommen entspannen. Das war fast so gut wie Sex.
    Bevor er am Dienstagmorgen nach Bowen aufbrach, traf sich Theo mit ein paar hochrangigen Polizeibeamten aus New Orleans, und danach fuhr er zu Dr. Cooper in die Klinik. Der Arzt bat ihn herein, nur um ihm ordentlich die Leviten zu lesen, weil er seinen Untersuchungstermin nach der Operation nicht wahrgenommen hatte. Nach dem Hinweis darauf, dass er seine Zeit auch nicht gestohlen habe, besah er sich Theos Narbe. »Verheilt gut«, sagte er knapp. »Aber es hätten sich auch Komplikationen ergeben können. Sie sollten doch nicht so bald nach der Operation nach Boston fliegen! Das war eine echte Dummheit.«
    Cooper setzte sich auf den Stuhl neben dem Untersuchungstisch. »Doch um ehrlich zu sein, ich habe keinerlei Komplikationen erwartet. Mike hat ihre Sache exzellent gemacht. Wie immer«, fügte er hinzu. »Sie kann so geschickt mit dem Skalpell umgehen wie ich, und das ist wirklich ein großes Lob. Sie ist eine der besten Chirurginnen im Land.« Er nickte zufrieden. »Sie hatten Glück, dass sie über Sie gestolpert ist, als Sie zusammenbrachen. Ich habe ihr eine Stelle in meinem Team angeboten, ihr sogar eine Partnerschaft in Aussicht gestellt. Sie ist sehr begabt«, betonte er. »Als sie mir einen Korb gab, wollte ich sie ermutigen, weiter zu studieren und ihren Facharzt zu machen, aber sie war nicht interessiert. Sie ist so stur, dass sie nicht einsieht, wie sie ihr Talent verschleudert!«
    »Warum denn das?«, fragte Theo, während er sich das Hemd zuknöpfte.
    »Sie möchte stattdessen eine Praxis für Allgemeinmedizin am Ende der Welt eröffnen«, sagte Cooper. »Mike wird zwar ab und zu eine kleine Operation durchführen, aber das war’s auch schon. Es ist die reinste Verschwendung!«
    »Die Leute in Bowen werden das sicher anders sehen.«
    »O ja, sie brauchen dort einen Arzt, das stimmt, aber …«
    »Aber was?«
    Cooper spielte mit der Dose, in der er die Wattebäusche aufbewahrte. Abrupt legte er den Deckel auf die Dose und stand auf. »Bowen ist nicht das süße kleine Städtchen, wie Mike es gern darstellt«, sagte er. »Ich habe heute Morgen am Telefon mit ihr über eine Darmresektion an einem Patienten gesprochen, den sie mir geschickt hat, und sie erzählte mir, dass ihre Praxis verwüstet wurde. Man hat keinen Stein auf dem anderen gelassen.«
    »Und wann ist das passiert?«
    »Letzte Nacht. Die Polizei ermittelt, aber bisher gibt es keine Spuren. Wissen Sie, was ich denke? Das waren Kids, die nach Drogen gesucht haben. Als sie nichts fanden, haben sie alles auseinander genommen.«
    »Kann sein«, sagte Theo.
    »Mike bewahrt nämlich Medikamente dieser Art nicht in ihrer Praxis auf. Leute, die so etwas brauchen, müssten schon in ein Krankenhaus einbrechen. Es ist wirklich eine Gemeinheit!«, setzte er hinzu. »Mike hat schwer gearbeitet, um ihre Praxis einzurichten, und sie war so glücklich und aufgeregt, weil sie endlich wieder nach Hause konnte.« Cooper schüttelte den Kopf. »Ich mache mir ehrlich Sorgen um sie. Ich will damit sagen, wenn es kein Vandalismus war, dann hat vielleicht jemand etwas dagegen, dass sie nach Bowen zurückgekehrt ist.«
    »Ich habe vor, noch heute nach Bowen zu fahren. Ich will mit Mikes Vater zum Angeln gehen«, erklärte Theo.
    »Dann könnten Sie mir einen Gefallen tun«, erwiderte Dr. Cooper. »Ich habe noch eine weitere Kiste mit Praxiszubehör, die ich ihr irgendwann vorbeibringen wollte. Nun könnten Sie die Sachen ja mitnehmen, und während Sie da unten sind, sehen Sie sich die Praxis ein wenig genauer an. Wie wäre das? Vielleicht überreagiere ich, aber …«
    »Woran denken Sie?«
    »Mike ist der Schreck regelrecht in die Glieder gefahren. Sie hat zwar nichts gesagt, aber es ist mir nicht entgangen. Als sie mit mir sprach, hatte ich das Gefühl, dass sie mir etwas verschwiegen hat. Mike kann man nicht so leicht

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