Gnade
gehalten, also habe ich bei dieser Gelegenheit bei Dr. Cooper vorbeigeschaut. Besser spät als nie.«
»Es ging Ihnen bestimmt schlecht, als Sie zu Hause ankamen«, sagte sie. »Den harten Mann zu spielen hätte Sie schon vorher das Leben kosten können.«
Er nickte. »Das hat es auch fast«, gab er zu und dachte an die Schmerzen, die er so lange ignoriert hatte. »Jedenfalls hat Cooper mir von dem Vandalismus in Ihrer Praxis erzählt.«
»Siehst du, Mike? Ich habe ihn wirklich nicht angerufen«, schaltete sich Jake ein. »Ich habe ihr nämlich vorgeschlagen, Sie zu benachrichtigen, weil Sie der einzige FBI-Mann sind, den wir kennen«, fügte er an Theo gewandt hinzu.
»Ich arbeite als Anwalt beim Justizministerium«, korrigierte Theo ihn.
»Aber das FBI gehört doch zum Justizministerium, oder nicht?«
»Ja, aber …«
Jake ließ keine weiteren Einwände gelten. »Deshalb wollte ich Sie ja anrufen. Ich dachte, Sie könnten sich die Sache einmal ansehen, aber Mike wollte nichts davon hören. Wissen Sie, was diese Kids noch getan haben? Sie haben die schönen weißen Wände mit schwarzer Farbe besprüht. Und zwar mit Worten, die ich hier nicht wiederholen möchte. Sie haben außerdem die Akten auseinander gerissen und die sterilen Geräte beschmutzt. Michelle muss nun ganz von vorn anfangen. Das stimmt doch, Schätzchen?«
»Es kommt schon alles wieder in Ordnung. Wenigstens das Timing war gut. Ich habe die nächsten zwei Wochen frei und kann dann meine Praxis aufräumen. Die Zeit wird wohl reichen.«
»Aber das sollte eigentlich dein Urlaub sein! Du wolltest dich doch ausruhen und ein bisschen angeln.« Zu Theo sagte er: »Meine Tochter war immer schon eine unverbesserliche Optimistin. Das hat sie von mir. Also, Theo, was denken Sie, was wir in dieser Situation unternehmen sollten?«
»Sie haben sicher sofort die Polizei gerufen, nicht wahr?«, fragte Theo.
Michelle sah ihn ein wenig genervt an. »Natürlich! Ben Nelson, der Polizeichef in St. Claire, ermittelt in dem Fall. Er hat bereits einen Bericht verfasst, und wie mein Vater denkt er, dass es Jugendliche waren, die nach Drogen suchten. Hoffentlich spricht sich schnell herum, dass ich dort gar keine aufbewahre. Dann bleibt dies ein einmaliger Vorfall.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich etwas Konstruktives beitragen kann …«
Jake war da anderer Meinung. »Sie arbeiten für die Regierung, und Sie tragen eine Waffe. Die Leute aus dem Ministerium hätten Ihnen bestimmt keine Waffe gegeben, wenn Sie nicht wüssten, wie man so was benutzt.«
»Daddy, wie du redest! Als wartest du nur darauf, dass er jemanden erschießt.«
»Ich will damit ja nur sagen, dass er ein Experte ist. Ben Nelson ist ein guter Polizeichef, und es ist wirklich ein Segen, dass wir ihn haben«, erwiderte er. »Aber zwei Köpfe sind immer besser als einer. Das stimmt doch, Theo?«
»Ich bezweifle, dass es dem Chief recht wäre, wenn ich mich in seine Ermittlungen einmische.«
»Sie mischen sich doch nicht ein! Ich glaube, er wäre froh, wenn Sie ihn unterstützen.«
»Um Himmels willen, Daddy, es war nur Vandalismus! Ben wird die Kids schon erwischen. Lass ihm einfach noch ein wenig Zeit!«
»Mike, Liebes«, sagte Jake, »würdest du mir ein Glas Milch aus dem Kühlschrank holen?« Sobald sie außer Hörweite war, beugte sich Jake zu Theo hinüber und sagte mit gesenkter Stimme: »Ihr Stolz wird noch ihr Untergang sein. Sie ist sehr selbstständig und dermaßen stur, dass sie glaubt, sie könnte es allein mit der ganzen Welt aufnehmen. Aber sie hat in ihrem Job schon genug um die Ohren. Vielleicht war es Vandalismus, vielleicht aber auch nicht. Da Sie ein paar Tage bei uns sind, sollten Sie sich das Ganze doch mal ansehen. Mike hat Ihnen das Leben gerettet – das haben Sie selbst gesagt-, und nun können Sie es vielleicht wieder gutmachen. Halten Sie die Augen offen, solange Sie hier sind!« Er spähte über die Schulter und flüsterte dann: »Es wäre gewiss eine gute Idee, wenn Sie bei ihr im Haus übernachten würden.« Er sah, dass Michelle aus der Küche kam, und fügte schnell hinzu: »Verraten Sie ihr nicht, dass ich etwas gesagt habe!« Als Michelle ihrem Vater das Glas reichte, sagte Jake laut: »Ja, ich denke, Ben würde es helfen, wenn er eine zweite Meinung hört. So, jetzt habe ich aber genug geredet.«
Michelle grinste. »Für wie lange?«
»Sei nicht so frech zu deinem Dad!«
»Ich würde mir Ihre Praxis gern mal ansehen«, wandte sich Theo an Michelle.
Jake
Weitere Kostenlose Bücher