Gnade
die Position des Centers einnehmen.«
Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht wieder loszulachen, aber als sie vom Parkplatz rollten, waren die Cheerleader schon wieder in Aktion, und Michelle konnte nicht mehr an sich halten.
»Gib mir ein B!«
»Wissen Sie, was diese Kinder brauchen?«, fragte Theo.
»Lassen Sie mich raten: einen Footballtrainer?«
»Nein, einen Englischlehrer, der ihnen das Buchstabieren beibringt.«
»Sie sind einfach nur glücklich, dass Sie da sind!«, sagte sie, wischte sich die Lachtränen aus den Augen und seufzte.
»Hören Sie, ich war nur an der Tankstelle, um zu tanken, und der Junge hat mich sofort für den neuen Trainer gehalten.«
»Sie werden sehr enttäuscht sein, wenn sie die Wahrheit erfahren. O Mann, ich habe schon lange nicht mehr so gelacht!«
»Freut mich, dass ich Sie erheitert habe«, erwiderte Theo trocken. »Sagen Sie mir eins: Wie kommt es, dass mir hier niemand zuhört?«
»Sie sind alle zu sehr damit beschäftigt, einen guten Eindruck auf Sie zu machen. Werden Sie Andy Ferraud dieses Jahr zum Quarterback machen?«
»Sehr komisch!«
»Er hat einen starken Arm.«
Theo hielt den Wagen an der Kreuzung an und wandte sich Michelle zu. »Ich bin hergekommen, um zu angeln.«
Nach ein paar Sekunden bemerkte Michelle, dass sich das Auto nicht mehr vorwärts bewegte. Offensichtlich wartete Theo auf Instruktionen, und sie saß da wie ein Stein und starrte ihn fasziniert an.
»Biegen Sie hier nach links ab«, wies sie ihn rasch an. »Meine Praxis liegt unten an dieser Straße. Wenn man noch ein Stück weiterfährt, kommt man zu meinem Haus. Es ist das kleine Haus gleich in der Kurve, ein Haus mit Wohnzimmer, Schlafzimmer und Gästezimmer, nichts Besonderes. Ich rede zu viel, was? Komisch«, setzte sie hinzu, »ich glaube, Sie machen mich nervös.«
»Warum ist das komisch?«
»Eigentlich sollte ich Sie nervös machen. Immerhin …«
»Was?«
»… habe ich Sie schon nackt gesehen.«
»Und Sie waren natürlich beeindruckt.«
»Ihr Blinddarm hat mich beeindruckt.«
»Mir ist alles recht, was eine schöne Frau auf mich aufmerksam macht«, entgegnete Theo.
»Da ist meine Praxis.«
Sie ließ sich kaum übersehen, denn es war das einzige Gebäude an dem Kiesweg. Theo rollte auf den geteerten Platz an der Seite und parkte in der Nähe einer riesigen Platane. Die Äste reichten bereits bis aufs Dach, die Katastrophe war also vorprogrammiert.
»Sie sollten jemanden bitten, die Äste zu stutzen. Ein ordentliches Unwetter – und Ihr Dach ist hinüber.«
»Ich weiß. Das steht auf meiner Liste mit Dingen, die dringend erledigt werden müssen, ganz oben.«
Es handelte sich um ein kleines, rechteckiges Steingebäude, dessen Mauern jemand offensichtlich vor kurzem frisch getüncht hatte. Die Haustür war schwarz gestrichen, und in der Mitte hing ein schwarzes Schild mit Michelles Namen in goldenen Buchstaben. Die Pflanzenkübel, die die Tür flankierten, hatte jemand umgeworfen und zertrümmert, die Geranien lagen auf der Erde verstreut.
Michelle führte Theo zum Hintereingang. Aufgerissene Abfallsäcke und der umgekippte Container machten den Hinterhof zu einer Müllkippe.
»Ich habe die Tür gerade erst gestrichen, und jetzt sehen Sie sich an, was die Einbrecher damit gemacht haben!«
Über die weiße Tür hatte jemand mit Farbe das Wort »Miststück« gesprüht – in korrekter Orthografie, wie Theo feststellte.
Michelle deutete auf die Farbdose auf dem Boden. »Die haben sie aus meiner Vorratskammer geklaut.«
Theo überblickte noch einmal den Hof, dann trat er zurück, damit Michelle den Schlüssel ins Schloss stecken konnte. Sie berührte ihn, als sie an ihm vorbei in die Diele ging und die Lampen anschaltete.
Es gab drei Untersuchungsräume, und alle schienen keinen allzu großen Schaden genommen zu haben. Nur die Wände hatten die Vandalen mit Farbe beschmiert, die Schränke und Untersuchungstische waren makellos. Die Türen der Schränke standen jedoch offen, und der Inhalt lag überall auf dem Boden.
Das Büro bot allerdings einen anderen Anblick. Als Theo durch die Tür schaute, pfiff er durch die Zähne. Der Raum sah aus, als wäre ein Orkan hindurchgefegt. Der Schreibtisch lag auf der Seite, die Schubladen waren herausgerissen und zerborsten und die Papiere überall verstreut.
»Ich habe ja gesagt, dass ich noch keine Zeit zum Aufräumen hatte«, sagte Michelle. »Ich habe nur einen kurzen Blick auf die Bescherung geworfen und dann Ben
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