Gnade
Wochenende alles geklärt haben.«
»Du glaubst wirklich, du bekommst das Problem in nur zwei Tagen gelöst?«
»Ja, das glaube ich. Es sei denn, die Brüder haben sich ein bisschen Bargeld auf die Seite geschafft, von dem ich nichts weiß und mit dem sie sich ihrer Ansicht nach über Wasser halten können. Aber auch das würde ihnen letztlich nichts nutzen. Sie haben so viele Gesetze gebrochen, dass ich beide hinter Schloss und Riegel bringen könnte. Das Ordnungsamt und die Dienstaufsichtsbehörde hätten ihren Spaß in diesem Betrieb.«
»Ist dir der Hitzkopf nicht an die Kehle gegangen?«
»Nein.«
Sie grinste. »Das klingt, als wärst du enttäuscht.«
»Das bin ich auch«, bekannte er. »Ich hätte gern gesehen, wie die beiden Brüder zusammenarbeiten. Aber Jim Carson ist heute in New Orleans, er wird erst gegen sechs Uhr in Bowen zurückerwartet. Gary meinte, er würde in der Firma warten, damit er seinem Bruder die neueste Entwicklung persönlich und nicht per Telefon erklären könne. Wahrscheinlich will er ihn noch ein bisschen heiß machen, bevor er ihn auf mich hetzt. Ich schätze, dass ich spätestens fünf Minuten nachdem Gary ihm die Neuigkeit mitgeteilt hat von Jim Carson hören werde.«
»Und hast du Gary rein zufällig verraten, wo du dich heute Abend aufhältst?«
Er grinste. »Möglicherweise habe ich erwähnt, dass ich im Schwan bin.«
Sie seufzte. »Vielleicht musst du doch noch auf jemanden schießen.«
21
Das Footballstadion der neuen Highschool war wirklich imposant, was man von der Mannschaft allerdings nicht behaupten konnte. Die Jungs waren nach Theos Einschätzung unglaublich schlecht.
Natürlich wollten sie sich vor ihm in Szene setzen. Sie hatten ohne Zweifel Talent, sie wussten nur nicht, was sie damit anfangen sollten. Conrad Freeland musste sich die Lunge aus dem Leib schreien, um die brüllenden Kids zu übertönen. Er benutzte seine Pfeife so oft, dass die Jungs gar nicht mehr darauf achteten. Das Training war ein einziges ohrenbetäubendes Chaos.
Conrad gelang es schließlich, die erste Reihe dazu zu bringen, sich ordentlich aufzustellen. Doch dann rannten die Jungs auf dem gepflegten Feld hin und her wie kopflose Hühner.
Theo und Michelle standen neben dem Musiklehrer an der Fünfzig-Yard-Linie und schauten zu. Strahlend vor Stolz wandte sich Conrad an Theo und fragte: »Na, was halten Sie von unseren Jungs?«
Theo ignorierte die Vertraulichkeit dieser Frage – er war nicht im Entferntesten dazu bereit, Verantwortung für diesen wirren Haufen zu übernehmen – und sagte: »Warum lassen Sie sie nicht einen Spielzug machen? Michelle und ich setzen uns auf die Tribüne und gucken zu. Es ist zwar schon ein paar Jahre her, dass ich Football gespielt habe, aber vielleicht kann ich Ihnen ein paar Tipps geben.«
Conrad sah ihn verwirrt an und deutete mit dem Kopf zum Feld. »Das war der Spielzug.«
»Wie bitte?«
»Sie haben ihn gerade gesehen.«
»Sie meinen …« Theo verkniff sich ein Grinsen, denn er wollte Conrad auf keinen Fall den Eindruck vermitteln, dass er das Training nicht ernst nahm.
Der Musiklehrer zupfte nervös an seinem Hemdkragen. Er war für ein Konzert gekleidet und trug ein makellos gebügeltes, langärmeliges weißes Hemd mit schmal gestreifter Krawatte und dunkelblauem Blazer. Schwere Regenwolken hingen am Himmel, und es war so schwül, dass Theo glaubte, Conrad müsse in dem Outfit ersticken.
Michelle stieß Theo in die Seite. »Es war doch ein gelungener Spielzug, nicht wahr?«
Bevor er antworten konnte, meldete sich Conrad zu Wort. »Wir haben erst diesen einen Spielzug perfektioniert, den Sie gerade gesehen haben. Es ist ein Pressschlag.«
»Verstehe«, erwiderte Theo knapp. Ihm fiel nichts Besseres ein, und lügen wollte er nicht.
»Gut, was?«
Michelle boxte Theo erneut. Er ignorierte sie und blickte Conrad aufmerksam an. Er wollte die Gefühle des Mannes nicht verletzen. Es war offensichtlich, dass er sich mächtig angestrengt hatte, um die undisziplinierten Jungs so weit zu bringen. Aber Theo war auch nicht bereit, ihm etwas vorzumachen. Deshalb sagte er schlicht: »Interessant.«
»Sie müssen mehr über meine Position und den Hintergrund des Teams erfahren«, sagte Conrad ernsthaft. »Letztes Jahr war unsere erste Saison, und der Trainer … nun ja, er hat mitten in der Saison das Handtuch geworfen. Natürlich haben wir kein einziges Spiel gewonnen. Die Jungs wissen nicht, was sie da draußen machen sollen. Und ich weiß
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