Gnade
empfängt.«
»Stimmt.«
»Wallbash wird ihn aber bestimmt anrufen und ihm von deinem Besuch in der Bank berichten.«
»Er wird ihn um Punkt ein Uhr anrufen und keine Minute früher, oder ich schicke ihm die Buchprüfer auf den Hals. Die nehmen seine ganze Bank auseinander, bevor er auch nur blinzeln kann. Glaub mir, er wird auf alle Fälle bis eins warten.«
»Würdest du wirklich Ernst machen?«
Theo antwortete nicht. Michelle musterte lange sein Profil, dann sagte sie: »Wenn du etwas willst, dann sorgst du auch dafür, dass dir nichts und niemand in die Quere kommt.«
»Richtig. Das solltest du dir merken.«
»Gewinnst du eigentlich immer?«
Er sah sie an. »Was glaubst du?«
Er hatte die Unterhaltung auf subtile Weise in eine andere Richtung gelenkt. Sie wussten beide, dass sie jetzt darüber sprachen, ob er seinen Willen auch bei ihr durchzusetzen verstand. Dann erinnerte sie sich daran, was er am Tag zuvor zu ihr gesagt hatte: Er müsse nicht in ihr Bett kriechen, sondern sie würde zu ihm kommen. Eher friert die Hölle zu, dachte sie im Stillen. Sie wandte sich ab und schaute aus dem Seitenfenster. Plötzlich kam ihr ein anderer Gedanke in den Sinn. »Was ist mit den Löhnen? Wenn du die Konten eingefroren hast, wie können dann die Arbeiter bezahlt werden?«
»Das Gericht wird sich darum kümmern.«
»Und wenn die Brüder aus Wut die Mühle schließen?«
»Sie verdienen viel zu viel Geld mit dem Betrieb, als dass sie ihn jetzt dichtmachen würden. Und außerdem werde ich das nicht zulassen.«
»Kannst du das denn verhindern?«
»Sicher. Wenn sie nicht kooperieren, dann hetze ich ihnen die Dienstaufsichtsbehörde auf den Hals.«
Theo erblickte die Mühle in der Ferne. Schornsteine ragten aus zwei Betongebäuden, und dazwischen standen runde Silos. Alle Häuser waren miteinander verbunden.
Je näher er herankam, desto düsterer wirkte das Gebäude. Es hatte eine schmutzig graue Fassade und verdreckte Fenster, aber es schien baulich in einem guten Zustand zu sein. Theo parkte auf dem Kiesplatz, stieg aus und sah sich um.
»Mr. Buchanan?«
Er drehte sich um. »Connelly?«
Ein großer, dünner Mann im Anzug kam auf das Auto zu. »Ja, Sir.«
»Haben Sie alles klären können?«
Connelly hob seinen Aktenkoffer hoch. »Ja, ich habe gerade Nachricht bekommen. Er ist aktenkundig.«
Theo bückte sich und schaute durch die offene Tür ins Wageninnere. »Macht es dir etwas aus, hier zu warten?«, fragte er Michelle.
»Nein, aber wenn ich Schüsse höre, stürme ich im Laufschritt rein.«
Theo machte Connelly mit Michelle bekannt. »Wenn ich wieder rauskomme, gehen Sie rein. Ich möchte, dass Sie vor der Tür warten«, wandte er sich an ihn.
Theo hatte den Motor angelassen. Michelle löste ihren Sicherheitsgurt, schob den Sitz etwas zurück und stellte das Radio an. Die Stimme von Willie Nelson erklang. Michelle deutete das als gutes Omen. Vielleicht würde Theo doch nicht in Schwierigkeiten geraten.
Genau drei Songs und neun Werbespots später kam Theo heraus. Als Connelly an ihm vorbeiging und das Gebäude betrat, lächelte er ihm zu. Dann rannte er zum Auto, sprang hinein, und noch bevor er die Tür richtig zugemacht hatte, gab er Gas. Michelle hatte kaum Gelegenheit, den Gurt anzulegen, so schnell rasten sie die Zufahrt hinunter.
»Ist das ein schneller Rückzug?«
»Ich habe Hunger«, war alles, was Theo zu sagen hatte.
»Aber du guckst dauernd in den Rückspiegel«, bemerkte sie und drehte sich um, um einen Blick aus dem Heckfenster zu werfen.
»Ich bin nur vorsichtig. Man weiß nie, wer ein Schießeisen unter dem Schreibtisch aufbewahrt.«
»So gut ist es also gelaufen?«
»Genau genommen ist es bestens gelaufen! Dieser Gary Carson ist wirklich ein netter Kerl. Er hätte kaum verständnisvoller und freundlicher sein können. Er möchte das Richtige tun. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft er das wiederholt hat. Natürlich verband er das mit der verschleierten Drohung, dass er die Mühle sonst schließen müsste, denn – ich zitiere – er kommt ›gerade so über die Runden‹.«
»Und wie hast du darauf reagiert?«
Er grinste. »Ich habe gelacht.«
»Wie taktvoll von dir!«
Er sah Michelle an. »So bin ich eben.«
»Dir macht das richtig Spaß, was?«
Die Frage schien ihn zu überraschen. »Ja. Es fühlt sich gut an, Daryl zu helfen. Wirklich gut.«
»Weil du siehst, dass du etwas bewirkst?«
»Genau. Natürlich ist dieser Fall recht einfach. Ich dürfte noch vor dem
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