Gnadenfrist
Nitrolingualkapsel unter die Zunge, um den Schmerz von vornherein einzudämmen. Foxy. Die Art, wie er diesen Namen aussprach… Welche Erinnerung war damit verknüpft? Es war noch gar nicht so lange her…
Die Tür öffnete sich einen Spalt breit, und Roger sah zu ihr herein. »Ich bin wach, Liebster, komm herein.« »Wie geht es dir?« Er eilte an ihr Bett und nahm ihre Hand.
»Nicht schlecht. Wie lange habe ich geschlafen?« »Über vier Stunden.«
»Wer ist da eben mit dem Wagen weggefahren?« »Das war Mrs. Vogler.«
»Ach, ich hatte sie ganz vergessen. Was hat sie gemacht?«
»Sie schien ziemlich emsig in der Küche beschäftigt. Holte sich die Trittleiter und nahm alle Sachen von den obersten Borden.«
»Gott sei Dank. Sie waren so staubig, und ich hatte Angst, mich so zu recken. Roger, was ist inzwischen geschehen? Hat Steve mit - Foxy gesprochen?«
Roger erklärte ihr, wie es stand. »… Sie haben also nur ein paar Worte. Bist du in der Lage, sie dir anzuhören?« »Ja.«
Fünfzehn Minuten später saß Glenda auf Kissen gestützt in ihrem Bett mit einer Tasse Tee in der Hand und begrüßte Hugh Taylor.
»Sie sind sehr liebenswürdig, Mrs. Perry. Ich weiß, welche Belastung das für Sie ist.«
Sie tat seine Sorge mit einer Handbewegung ab. »Mr. Taylor, ich schäme mich nur, daß ich den ganzen Vormittag vergeudet habe. Bitte, stellen Sie den Apparat an.«
Sie lauschte angestrengt, als Hugh die Kassette abspielte.
»Er spricht so leise. Es ist unmöglich, etwas zu erkennen.«
Die gespannte Erwartung verschwand aus Hughs Gesicht. »Jedenfalls vielen Dank, Mrs.
Perry, daß Sie sich das Band angehört haben«, sagte er, ohne sich seine Enttäuschung anmerken zu lassen. »Wir werden es jetzt nach Stimmenmustern analysieren. Das ist zwar kein zulässiger Beweis, aber wenn wir den Entführer kriegen, hilft es uns vielleicht bei der Identifizierung.«
Er griff nach dem Recorder.
»Nein… Warten Sie!« Glenda legte die Hand auf das Gerät. »Ist das die einzige Aufnahme, die Sie von dem Anruf haben?«
»Nein. Wir haben ein Tonband und eine Kassette mitlaufen lassen.«
»Können Sie mir diese Aufnahme hierlassen?« »Weshalb?«
»Weil ich die Person kenne, mit der ich gestern abend telefoniert habe. Ich kenne diesen Menschen. Ich werde jetzt versuchen, alles zu rekonstruieren, was ich in den letzten Wochen getan habe. Vielleicht fällt mir dabei etwas ein. Und ich möchte zwischendurch die Möglichkeit haben, das Tonband zu hören.«
»Mrs. Perry, wenn Sie sich bloß erinnern könnten…« Hugh biß sich auf die Lippen, als Roger ihm einen warnenden Blick zuwarf. Rasch verließ er zusammen mit Roger das Schlafzimmer.
Auf dem Weg nach unten fragte Roger: »Warum sollte ich Mrs. Vogler heute doch hierbehalten? Sie werden doch nicht sie verdächtigen…?«
»Wir dürfen keine Möglichkeit außer acht lassen. Aber sie scheint in Ordnung zu sein.
Einwandfreier Charakter, gute Familienverhältnisse, gern gesehen. Es war reiner Zufall, daß sie heute morgen von Neil sprach. Außerdem hat sie das beste Alibi für gestern abend; dasselbe trifft auf ihren Mann zu.«
»Inwiefern?«
»Sie wurde von der Kassiererin gesehen, als sie das Kino betrat und als sie es verließ.
Nachbarn der Voglers bestätigten, daß ihr Mann zu Hause bei den Kindern war. Kurz nach sieben erschienen beide auf der Polizeiwache und meldeten ihren Wagen als gestohlen.«
»Ach ja, sie hat davon gesprochen. Welch ein Glück, daß sie ihn zurückbekommen hat.«
»Ja - Sie bekommt ein schäbiges, acht Jahre altes Auto wieder, und wir haben keine Spur von zwei Menschen, die das Opfer einer Entführung wurden. Mr. Perry, welchen Eindruck haben Sie von Sharon Martin? Halten Sie sie für fähig, diese Entführung inszeniert zu haben?«
Roger überlegte. »Instinktiv würde ich sagen: Nein.« »Wie schätzen Sie ihre Beziehung zu Mr. Peterson ein?«
Roger erinnerte sich an Sharons und Steves letzten Besuch. »Sie wirkte ein wenig deprimiert, und Glenda fragte sie, ob irgend etwas nicht in Ordnung sei. Steve war in die Küche gegangen, um frisches Eis zu holen, und sie sagte: >Ach, es ist wegen Neil. Er sperrt sich so gegen mich.< Steve kam zurück und fuhr ihr zärtlich durchs Haar, als er an ihr vorbeiging.« Roger erinnerte sich an den Gesichtsausdruck der beiden. »Ich glaube, sie lieben sich sehr, mehr als sie beide ahnen. Sharon war vermutlich wegen Neils ablehnender Haltung beunruhigt, und natürlich auch Steve. Dazu kommt,
Weitere Kostenlose Bücher