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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie ihn Wiedererkennen würde? Sie kauft bei Timberlys ein. Ein Mörder hinterläßt keine Zeugen, Mr. Peterson.« Hugh schüttelte den Kopf. »Das zieht alles nicht. Sie haben nur Vermutungen vorzuweisen, aber keinen stichhaltigen Beweis.«
    »Aber Neil kann uns den Beweis liefern«, bat Bob. »Mr. Peterson, würden Sie Ihr Einverständnis geben, daß man ihn hypnotisiert? Ich habe heute mit mehreren Ärzten gesprochen. Sie erklärten mir, wenn er etwas verdrängt, könnte man es durchaus mit Hypnose herausbringen.«
    »Das ist unmöglich!« Steve biß sich auf die Lippen. Fast wäre er damit herausgeplatzt, daß man ein entführtes Kind nicht hypnotisieren kann. »Gehen Sie«, sagte er. »Machen Sie, daß Sie fortkommen.«
    »Nein, ich werde noch nicht gehen!« Bob zögerte etwas, dann griff er wieder in seine Aktentasche. »Ich bedaure, daß ich Ihnen das hier zeigen muß, Mr. Peterson. Ich wollte Sie eigentlich damit verschonen. Es sind die Bilder, die in diesem Haus nach dem Mord aufgenommen wurden. Ich habe sie eingehend studiert.«
    »Sind Sie wahnsinnig?« Hugh riß die Fotos an sich. »Woher haben Sie sie bekommen? Das ist Beweismaterial der Staatsanwaltschaft.«

    »Egal, woher ich sie habe. Sehen Sie sich dieses Foto hier an. Es ist die Küche. Die Kugellampe schließt nicht ganz mit der Decke ab. Das bedeutet, daß die Beleuchtung möglicherweise ungewöhnlich hell war.«
    Bob Kurner stieß die Küchentür auf und warf Dora und Bill Luft beinahe über den Haufen, die unmittelbar hinter der Tür standen. Ohne sie zu beachten, zog er einen Stuhl unter die Lampe, stieg hinauf und schraubte die Lampe ab. Der Raum wurde merklich heller. Er lief zurück ins Eßzimmer und machte das Licht aus. Dann eilte er in die Halle und schaltete hier das Licht an. Schließlich machte er alle Lampen im Wohnzimmer aus.
    »So, nun schauen Sie ins Wohnzimmer. Man kann jetzt tadellos hineinsehen. Und nun warten Sie.« Er lief in die Küche zurück und schaltete das Licht aus. Steve und Hugh saßen wie gebannt am Tisch und sahen ihm zu. Unter Steves Hand lag das Foto von Ninas Leiche.
    »Sehen Sie«, fuhr Bob flehentlich fort, »wenn das Licht in der Küche nicht brennt, ist das Wohnzimmer fast dunkel. Sellen Sie sich vor, Sie sind ein Kind, das die Treppe hinunterkommt. Bitte… Sie stehen auf dem Treppenabsatz in der Halle, schauen ins Wohnzimmer. Was könnte Neil gesehen haben? Nicht viel mehr als eine Silhouette. Jemand greift seine Mutter an. Er wird ohnmächtig. Er hörte die Türglocke nicht. Erinnern Sie sich. Er hat nie gesagt, daß es läutete. Der Mörder flüchtet. Als Ron, nachdem er geläutet, gewartet, wieder geläutet hat, ums Haus herumgeht, ist der Mörder fort. Und Ron rettete Ihrem Kind wahrscheinlich das Leben, als er an jenem Tag in dieses Haus kam.«
    Ist es möglich? fragte sich Steve. Ist es möglich, daß dieser Junge unschuldig ist? Er stand in der Halle und starrte ins Wohnzimmer. Wieviel hatte Neil gesehen? Könnte er für einige Augenblicke ohnmächtig geworden sein?
    Hugh ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer und machte Licht. »Es reicht nicht«, sagte er entschieden. »Es sind ausschließlich Vermutungen, und es gibt keine Spur von einem Beweis, der sie stützt.«
    »Neil könnte uns den Beweis erbringen. Er ist unsere einzige Hoffnung. Mr. Peterson, ich bitte Sie, lassen Sie ihn befragen. Ich habe mit Dr. Michael Lane telefoniert. Er ist bereit, noch heute abend vorbeizukommen, um Neil zu befragen. Er arbeitet am Mount-Sinai-Krankenhaus. Mr. Peterson, bitte, geben Sie Ron diese Chance.«
    Steve warf einen Blick auf Hugh, der ihm mit einer leichten Kopfbewegung abriet. Wenn er zugab, daß Neil entführt wurde, wäre die Möglichkeit, daß die Entführung mit Ninas Tod zusammenhing, für diesen Anwalt der rettende Strohhalm. Die Sache käme an die Öffentlichkeit, und das bedeutete möglicherweise das Ende jeglicher Hoffnung, Neil und Sharon heil wiederzubekommen.
    »Mein Sohn ist nicht hier«, sagte er. »Ich wurde bedroht - wegen meiner Einstellung zur Todesstrafe. Ich werde seinen Aufenthaltsort nicht bekanntgeben.«
    »Sie werden seinen Aufenthaltsort nicht bekanntgeben? Mr. Peterson, ein unschuldiger, neunzehnjähriger Junge wird morgen für etwas sterben, was er nicht getan hat!«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen.« Steve verlor die Beherrschung. »Verschwinden Sie! Gehen Sie, und nehmen Sie diese verdammten Bilder mit.«
    Bob Kurner erkannte, daß er nichts mehr ausrichten konnte. Er ging ins

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