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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Eßzimmer, warf das Prozeßprotokoll in seine Aktentasche und sammelte die Bilder ein. Er wollte die Tasche schon schließen, als ihm die Kopien von Rons Aussagen einfielen, die er am Tag zuvor gemacht hatte. Rasch zog er sie hervor und knallte sie auf den Tisch.
    »Hier, lesen Sie das, Mr. Peterson«, sagte er. »Lesen Sie und fragen Sie sich, ob so ein Mörder spricht. Ron wurde zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt, weil ganz Fairfield County über die Morde sowohl an Jean Carfolli und Mrs. Weiss als auch über den an Ihrer Frau schockiert war. In den vergangenen Wochen kam es zu zwei weiteren Morden an Frauen, die allein auf einsamen Straßen mit dem Wagen unterwegs waren. Sie haben davon gehört. Ich schwöre Ihnen, diese vier Morde hängen zusammen, und ebenso schwöre ich, daß auch der Mord an Ihrer Frau irgendwie dazugehört. Sie wurden alle mit ihrem Schal oder Gürtel erwürgt. Vergessen Sie das nicht. Der einzige Unterschied besteht darin, daß es der Mörder aus irgendeinem Grund vorzog, in Ihr Haus zu kommen. Aber alle fünf Frauen starben auf die gleiche Weise.«
    Die Tür hinter sich zuschlagend verließ Bob das Haus. Peterson wandte sich an Hugh. »Was ist nun mit Ihrer Theorie, daß die Entführung mit der morgigen Hinrichtung zusammenhängt?« meinte er vorwurfsvoll.
    Hugh schüttelte den Kopf. »Wir wissen nur, daß Kurner an keiner derartigen Verschwörung beteiligt ist; aber das haben wir auch nicht angenommen.«
    »Besteht denn irgendeine Möglichkeit, daß er mit dem, was er über Ninas Tod sagt, recht haben könnte?«
    »Er greift nach Strohhalmen. Es ist alles nur >vielleicht< und >möglicherweise<. Er ist Anwalt und versucht, seinen Klienten zu retten.«
    »Wenn Neil hier wäre, würde ich erlauben, daß der Arzt ihn notfalls hypnotisiert. Neil leidet seit jenem Abend unter ständig wiederkehrenden Alpträumen. Erst letzte Woche wollte er mit mir darüber sprechen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er sagte, er fürchte sich und könne nicht vergessen. Ich sprach auch mit einem New Yorker Psychiater, der meinte, es könne eine Verdrängung vorliegen. Hugh, sagen Sie mir aufrichtig: Sind Sie überzeugt, daß Ronald Thompson meine Frau getötet hat?«
    Hugh zuckte die Achseln. »Mr. Peterson, bei so eindeutigen Beweisen wie in diesem Fall kann man unmöglich zu einem anderen Schluß kommen.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ich habe Ihre Frage auf die mir einzig mögliche Art beantwortet. Die Steaks hier sind wahrscheinlich nicht mehr genießbar, aber, bitte, nehmen Sie irgend etwas zu sich.«
    Sie gingen ins Eßzimmer. Steve zerkrümelte ein Stück Weißbrot und griff nach der Kaffeekanne. Dabei stieß er mit dem Ellbogen gegen die Niederschrift von Rons Aussage. Er nahm das oberste Blatt und begann zu lesen: >Ich war ziemlich gebügelt, weil ich den Job verloren hatte, aber ich verstand Mr. Timberly. Er brauchte jemanden, der mehrere Stunden täglich bei ihm arbeitete. Ich wußte, wenn ich an der Uni spielte; würde mir das den Weg aufs College erleichtern, und ich konnte vielleicht sogar ein Stipendium bekommen. Deshalb war es mir nicht möglich, länger zu arbeiten. Mrs. Peterson hörte, was Mr. Timberly zu mir sagte.
    Sie sagte, es täte ihr leid und sie hätte es immer so nett gefunden, daß ich ihr die Pakete zum Wagen brachte. Sie fragte mich, wo ich jetzt Arbeit finden würde. Ich sagte, ich hätte im Sommer Anstreicherarbeiten gemacht. Als wir davon sprachen, gingen wir gerade zu ihrem Wagen. Sie erzählte, sie sei eben umgezogen und es gäbe eine Menge zu streichen, im Haus und außerhalb des Hauses, und sie bat mich vorbeizukommen, um mir das Haus anzusehen.
    Ich packte ihre Einkäufe in den Kofferraum und sagte, das sei wohl mein Glückstag und es sei genauso, wie meine Mutter immer sagt: Auf Regen folgt Sonne. Dann lachten wir, weil sie sagte, so gesehen, sei es auch ihr Glückstag, wenigstens sei im Kofferraum genug Platz für alle diese verflixten Fressalien. Sie sagte, sie hasse diese Einkauferei und kaufe deshalb immer so viel auf einmal. Das war um vier Uhr. Dann…< Steve las nicht weiter. Ninas Glückstag! Er schob das Transkript beiseite.
    Das Telefon läutete. Er und Hugh sprangen gleichzeitig auf. Steve lief ans Telefon in der Küche, Hugh an den Nebenanschluß im Studio. »Steve Peterson?« Die Stimme klang beherrscht. Hoffentlich war es eine gute Nachricht.
    »Mr. Peterson, hier spricht Pater Kennedy von St. Monica. Ich fürchte, etwas ganz

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