Gnadenfrist
ziemlich alles. Paßt gut, nicht wahr?«
Steve ging, ohne auf eine Antwort zu warten. Hugh schaute ihm nach, wie er in seinem Mercury die Auffahrt verließ und nach links zur Autobahn abbog. »Der Fuchs soll sich in deinem Haus einnisten.« Gott möge diesem Peterson helfen. Er schüttelte den Kopf, um sich des ständigen Gefühls eines drohenden Unheils zu erwehren. Dann griff er nach seinem Mantel. Kein einziger FBI-Wagen stand in der Auffahrt. Er schlüpfte gemeinsam mit den übrigen Beamten durch die Hintertür hinaus und durchquerte das an Steves Grundstück angrenzende Wäldchen. Auf einem schmalen Waldweg am anderen Ende des Wäldchens parkten ihre Autos. Von der Straße aus waren sie nicht zu sehen.
Vielleicht konnte John Owens mit der Kassette etwas anfangen. Er war ein pensionierter FBI-Agent, der vor zwanzig Jahren am grünen Star erblindet war und anschließend ein so feines Gehör entwickelte, daß er die Hintergrundgeräusche von Tonaufnahmen mit bemerkenswerter Genauigkeit analysieren konnte. Bei Fällen wie diesem wurde er stets hinzugezogen. Später unterzog man die Aufnahme selbstverständlich den regulären Labortests, doch das würde Tage dauern.
Hugh hatte Steve über Ninas Herkunft befragt, ohne den Grund für sein Interesse zu nennen.
Sie stammte aus einer alten Philadelphiafamilie, Prominenz in der vierten Generation, hatte ein Schweizer Internat und anschließend das Bryn Mawr College besucht. Ihre Eltern lebten jetzt die meiste Zeit in Monte Carlo. Hugh erinnerte sich, sie bei Ninas Beerdigung gesehen zu haben. Sie waren für den Gottesdienst und die Beisetzung herübergeflogen, hatten aber kaum mit Steve gesprochen. Nach Hughs Einschätzung waren sie Snobs, wie sie im Buche standen.
Mit diesen Informationen konnte sich Owen wahrscheinlich eine ziemlich zutreffende Meinung bilden, ob die Stimme tatsächlich Ninas Stimme oder eine Nachahmung war. Hugh hegte kaum einen Zweifel, wie das Ergebnis ausfallen würde.
Auf dem Merrit Parkway war gestreut. Obwohl es noch immer schneite, fuhr es sich besser, als Steve erwartet hatte. Er hatte befürchtet, der Entführer könnte bei zu schlechten Straßenverhältnissen das Treffen absagen. Jetzt rechnete er fest damit, daß es zu einem Kontakt kommen würde.
Er fragte sich, warum sich Hugh nach Ninas Herkunft erkundigt hatte. Er wollte nur einige grundlegende Fakten wissen. »Welches College besuchte Ihre Frau, Mr. Peterson? Wo ist sie aufgewachsen?«
»Sie ging aufs Bryn Mawr.« Dort waren sie sich im letzten Collegejahr begegnet. Er war damals am College in Princeton gewesen. So kitschig es klingen mochte, aber es war Liebe auf den ersten Blick.
»Ihre Familie gehört seit vier Generationen zur Philadelphiaprominenz.« Man war entsetzt über ihn gewesen. Nina sollte jemand >aus ihren Kreisen heiraten<, wie sie es nannten; jemand mit guter Familie, Geld und einflußreichem Hintergrund, keinen armen Studenten, der in der Nassau Inn als Kellner arbeitete, um sein knapp bemessenes Stipendium aufzubessern, und der die Christopher Columbus High School in der Bronx absolviert hatte.
Mein Gott, wie hatten sie sich angestellt, als er und Nina zusammen ausgingen. Er hatte zu Nina gesagt: »Wie bist du bloß zu solchen Eltern gekommen?« Sie war so lustig, so lebhaft und unvoreingenommen. Unmittelbar nach dem Collegeabschluß hatten sie geheiratet. Dann wurde er eingezogen und nach Vietnam geschickt. Zwei Jahre lang hatten sie sich nicht gesehen. Schließlich bekam er einen kurzen Fronturlaub, und sie trafen sich in Hawaii. Nie würde er vergessen, wie schön sie war, als sie die Gangway heruntergelaufen kam und ihm in die Arme fiel.
Nach seiner Entlassung ging er nach Columbia, um Zeitungswissenschaft zu studieren.
Dann bekam er den Job bei Time. Sie zogen nach Connecticut, und Nina wurde schwanger mit Neil.
Als Neil geboren wurde, kaufte er ihr den Karmann Ghia; man hätte meinen können, es sei ein Rolls-Royce. Das war natürlich das Auto, das ihr Vater fuhr.
Eine Woche nach der Beerdigung hatte er Ninas Wagen verkauft. Er konnte ihn nicht mehr neben seinem Mercury in der Garage stehen sehen. Als er an jenem Abend nach Hause kam und ihre Leiche vorfand, war er in die Garage hinausgegangen, hoffend, wo es nichts mehr zu hoffen gab. »Dein Leichtsinn wird dich eines Tages umbringen!« Aber der neue Reifen befand sich wieder am Vorderrad, der Reservereifen lag im Kofferraum. Wenn sie sich nicht die Mühe gemacht hätte, die Sache noch am selben Tag
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