Gnadenfrist
Peterson würde Neils und Sharons Verschwinden vor den Lufts geheimhalten. Er glaubte, Peterson wüßte, daß sich die Lufts über alles das Maul zerrissen.
Wenn Bill nicht in der Alten Mühle war, so deshalb, weil Peterson die Polizei gerufen hatte
- nein, nicht die Polypen, sondern das FBI.
Der Kerl, der sich als Pete Lerner ausgab und der so viele Fragen stellte, war ein FBI-Mann.
Darüber bestand für ihn kein Zweifel.
Er lenkte den dunkelgrauen Käfer auf den Merrit Parkway in Richtung Süden. Die Angst trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Achselhöhlen und Hände klebten vor Feuchtigkeit.
Zwölf Jahre waren wie ausgelöscht. Er saß im FBI-Hauptqartier in Manhattan und wurde verhört. »Komm schon, Arty, der Zeitungsverkäufer hat dich mit der Kleinen gesehen. Wo hast du sie hingebracht?«
»Ich habe sie in ein Taxi gesetzt. Sie sagte, sie würde sich mit einem Kerl treffen.«
»Mit welchem Kerl?«
»Woher soll ich das wissen? Ich hab’ ihr nur den Koffer hinausgetragen.«
Sie konnten ihm nichts nachweisen. Aber sie versuchten es, Mann, und wie.
»Was ist mit den anderen Mädchen, Arty? Schau dir diese Bilder an. Du treibst dich immer in der Nähe des Hafenamts herum. Welchem von diesen Mädchen hier hast du ebenfalls den Koffer getragen?«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
Sie kamen der Sache zu nahe. Das New Yorker Pflaster wurde ihm zu heiß. Er zog nach Connecticut, wo er einen Job bei einer Tankstelle bekam. Vor sechs Jahren hatte er dann die Reparaturwerkstatt in Carley übernommen.
Daß er Arizona erwähnt hatte, war ein schwerer Fehler. Warum nur hatte er gesagt: »Rhode Island ist nicht Arizona.« Wahrscheinlich war es dem Kerl, der sich Pete Lerner nannte, nicht aufgefallen. Aber ein Fehler war es trotzdem. Sie hatten nichts gegen ihn in der Hand, solange sie nicht seine Vergangenheit überprüften und auf das Verhör wegen der Kleinen aus Texas stießen. »Komm mit in meine Wohnung im Village«, hatte er zu ihr gesagt. »Ich hab’ viele Freunde, viele davon sind Künstler, die ein gutaussehendes Modell gebrauchen können.«
Aber sie konnten ihm damals nichts nachweisen, und sie konnten es heute nicht. Absolut nichts. Er hatte keinen Fehler gemacht, das wußte er genau.
»Ist das deine Wohnung«, hatte sie gefragt, »dieses Loch?« Der Merrit ging in den Hutchinson River Parkway über. Er folgte den Schildern, die zur Throgs Neck Bridge führten.
Sein Plan war raffiniert. Einen Wagen zu stehlen, war riskant. Man lief immer Gefahr, daß der Eigentümer nach zehn Minuten zurückkam und die Polypen schon eine Meldung hatten, bevor man mehr als fünf Meilen gefahren war. Man sollte nur dann ein Auto stehlen, wenn man genau wußte, daß der Eigentümer gut aufgehoben war - zum Beispiel vor dem Fernseher bei einem dreißig Jahre alten Film oder in einem abfliegenden Flugzeug.
Auf der Throgs Neck Bridge blinkten Warnlichter. Eis und Wind. Aber er war ein guter Fahrer, und die Angsthasen waren heute nacht daheim geblieben. Auf diese Weise würde er auch nachher besser vorankommen.
Um elf Uhr zwanzig fuhr er am LaGuardia-Flughafen auf Parkplatz fünf, der eigens für Langzeitparker ausgerüstet war.
Er entnahm dem Automaten ein Ticket. Die Schranke hob sich, und er fuhr langsam durch die Anlage, immer darauf bedacht, außerhalb des Sichtfeldes des Kassierers an der Ausfahrt zu bleiben. Er fuhr in eine Lücke im Abschnitt neun zwischen einem Chrysler und einem Cadillac und hinter einem Oldsmobile-Kombi. In ihrer Mitte verschwand der Käfer förmlich.
Er lehnte sich zurück und wartete. Vierzig Minuten vergingen. Zwei Wagen kamen auf den Parkplatz, ein auffallend roter, der andere ein gelber Kombi. Beide ließen sich zu leicht entdecken. Er war froh, daß sie die leeren Plätze in seiner Nähe ausließen und sich weiter unten auf der linken Seite einordneten.
Dann kam ein dunkelblauer Pontiac langsam auf den Platz gefahren und parkte nur drei Reihen von ihm entfernt. Die Scheinwerfer gingen aus. Der Fahrer stieg aus, ging zum Kofferraum und entnahm ihm einen großen Koffer. Dieser Mann würde eine Weile fortbleiben.
Er rutschte tief in den Sitz des Volkswagens, so daß nur noch sein Kopf über den untersten Rand der Windschutzscheibe hinausragte. Der Pontiacfahrer schloß den Kofferraum, nahm sein Gepäck und begab sich zum nächsten Busunterstand, um von dort mit einem Flughafenbus zum Abflugterminal zu fahren.
Wenige Minuten später kam der Bus. Foxy sah die schemenhafte Gestalt
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