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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gezogen.
    Er beugte sich über sie. »Ich hätte dich sehr geliebt, Sharon, genauso wie du mich geliebt haben könntest.« Mit einer schnellen Bewegung riß er Neil die Augenbinde herunter. Neil zwinkerte. Seine Augen waren geschwollen, seine Iris riesengroß.
    Der Mann schaute ihm gerade in die Augen; dann glitt sein Blick zu dem Bild an der Wand und wieder zu Neils Gesicht.
    Jäh ließ er den Kopf des Kindes los. Er wandte sich ab, schaltete das Licht aus und schlich sich zum letzten Mal aus dem Raum.
    Sharon starrte auf das leuchtende Zifferblatt. Es war 8.36 Uhr.
38
    Glendas Bett war übersät mit losen Blättern, zerknüllten Bogen, neuangefangenen Seiten.
    »Nein, am vierzehnten ging ich nicht direkt zum Arzt, sondern erst zur Bibliothek… Setz das ein, Roger. Ich unterhielt mich dort mit ein paar Leuten…«
    »Ich fange eine neue Seite an. Diese hier ist schon so vollgekritzelt. Mit wem hast du im Wartezimmer beim Arzt gesprochen?«
    Sie überprüften jede Einzelheit und jede Minute des vergangenen Monats. Nichts löste eine Erinnerung aus an den Mann, der sich Foxy nannte. Um vier Uhr früh rief Roger auf Glendas Veranlassung hin beim FBI-Hauptquartier an und bat, mit Hugh sprechen zu dürfen. Hugh berichtete, daß der Kontakt stattgefunden hatte.
    »Der Entführer hat versprochen, daß Sharon und Neil um 11.30 Uhr abgeholt werden können«, sagte Roger zu Glenda.
    »Sie trauen ihm nicht, nicht wahr?« »Nein, ich glaube nicht.«
    »Wenn es jemand ist, den ich kenne, könnte es möglich sein, daß auch Neil ihn kennt. Er könnte Neil gar nicht gehen lassen.«
    »Glenda, wir sind beide so müde, daß wir nicht mehr richtig denken können. Wir sollten versuchen, ein paar Stunden zu schlafen. Vielleicht fällt dir dann etwas ein. Dein Unterbewußtsein arbeitet auch, wenn du schläfst. Das weißt du doch.«
    »Also gut.« Niedergeschlagen begann sie, die Papierbogen auf ihrem Bett chronologisch zu ordnen.

    Er stellte den Wecker auf sieben Uhr. Sie schliefen drei Stunden, erschöpft und unruhig.
    Um sieben Uhr ging Roger hinunter und kochte Tee. Glenda nahm eine Nitrolingual, ging ins Badezimmer und wusch sich das Gesicht. Wieder im Bett, griff sie sofort zu ihrem Block.
    Um neun Uhr traf Marian ein. Eine Viertelstunde später kam sie zu Glenda nach oben. »Es tut mir leid, daß Sie sich nicht wohl fühlen, Mrs. Perry.«
    »Danke.«
    »Ich werde Sie nicht stören. Wenn es Ihnen recht ist, nehme ich mir ein Zimmer nach dem anderen vor.« »Das wäre sehr schön.«
    »Bis zum Wochenende ist dann unten alles blitzblank. Ich habe schon gemerkt, daß Sie Wert auf einen gepflegten Haushalt legen.
    »Ja, das stimmt. Vielen Dank.«
    »Ich bin ja so froh, daß ich kommen konnte und Sie nicht enttäuschen mußte. Wir hatten doch solchen Ärger mit unserem Wagen.«
    »Ja, mein Mann hat mir davon erzählt.« Glenda griff ostentativ zum Bleistift.
    »Es war wirklich schlimm. Wir hatten gerade vierhundert Dollar für die Reparatur ausgegeben. Normalerweise würden wir nicht so viel Geld in ein altes Auto stecken, aber Arty ist ein so guter Mechaniker, daß mein Mann sagte, es würde sich lohnen. Nun, ich sehe, Sie haben zu tun. Ich sollte nicht herumstehen und schwatzen. Hätten Sie gern ein kleines Frühstück?«
    »Nein danke, Mrs. Vogler.«
    Marian verließ das Schlafzimmer. Wenige Minuten später trat Roger ein. »Ich habe mit einigen Leuten im Büro telefoniert. Ich sagte, ich hätte eine leichte Grippe.«
    »Roger… warte einen Moment.« Glenda drückte auf den Knopf des Recorders. Sie hörten den inzwischen schon vertrauten Satz »… in der Telefonzelle an der Exxon-Tankstelle…«
    Glenda schaltete den Recorder ab. »Roger, wann wurde mein Wagen zuletzt gewartet?«
    »Ich glaube, vor etwas mehr als einem Monat. Bill Luft brachte ihn zu der Werkstatt, die er so sehr empfahl.« »Ja, und als er fertig war, hast du mich auf dem Weg zur Arbeit dort abgesetzt… Arty, hieß er nicht so?«
    »Ich glaube, ja. Warum?«
    »Weißt du, der Wagen war fertig, und er tankte ihn nur noch auf. Ich stand daneben und unterhielt mich mit dem Mann. Auf seinem Firmenschild stand A. R. Taggert, und ich fragte ihn, ob das A für Arthur stünde, weil ich hörte, daß Bill ihn Arty nannte.«
    »Roger!« rief sie plötzlich aufgeregt. Sie setzte sich auf und ergriff seine Hand. »Roger, er sagte mir, daß ihn die Leute der Umgebung Arty nennen würden wegen seines Firmenschilds A. R. Taggert, daß er in Wirklichkeit aber August Rommel

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