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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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befreien, ihn aus diesem Zimmer zu bringen. Wenn er die Tür von innen öffnete, würde die Bombe dann auch explodieren?
    Der Griff im WC. Wenn Foxy zurückkäme, wenn er sie noch einmal dorthin gehen ließe -
    vielleicht gelänge es ihr doch noch, den Griff abzuziehen oder abzubrechen.
    Was würde er mit ihnen tun, wenn er das Geld erhalten hatte? Ihre Gedanken verschwammen. Sie wußte nicht, wie die Zeit verging, wieviel Zeit vergangen war, ob es Tag war oder Nacht… Dumpfe Eisenbahngeräusche… Steve, komm und hole uns… Ich mache Sie verantwortlich, Miß Martin… Das ist der springende Punkt, Miß Martin… Keiner ist so blind wie einer, der nicht sehen will… Ich liebe dich, Sharon, ich habe dich schrecklich vermißt…
    Große sanfte Hände auf ihrem Gesicht…
    Große sanfte Hände auf ihrem Gesicht. Sharon schlug die Augen auf. Foxy beugte sich über sie. Mit ekelerregender Zärtlichkeit glitten seine Hände über ihr Gesicht, ihren Hals. Er zog den Knebel von ihrem Mund und küßte sie. Seine Lippen brannten wie glühendes Eisen, sein Mund fühlte sich an wie Brei. Sie versuchte, den Kopf wegzudrehen. Es erschien ihr wie eine ungeheure Anstrengung.
    »Es ist alles gelaufen, Sharon«, flüsterte er. »Ich habe das Geld, und jetzt muß ich gehen.«
    Sie versuchte, die Augen auf ihn zu richten. Verschwommen tauchten seine Züge auf, die glitzernden Augen, eine pochende Ader, die schmalen Lippen…
    »Was werden Sie mit uns machen?« Das Sprechen fiel ihr unendlich schwer.
    »Ich werde euch hierlassen und Peterson sagen, wo er euch abholen kann.«
    Er log, genau wie früher, als er sie anführen und sein Spiel mit ihr treiben wollte. Nein, sie hatte versucht, ihn hereinzulegen, und dann hatte er sie umgestoßen. »Sie werden uns töten.«
    »Richtig, Sharon.«
    »Sie haben Neils Mutter getötet.«
    »Stimmt genau, Sharon. Ach, fast hätte ich etwas vergessen.« Er zog sich von ihr zurück, griff nach unten und faltete etwas auseinander. »Ich werde dieses Bild zu den anderen hängen.« Über ihrem Kopf schwebte etwas. Neils Augen starrten auf sie herab, Augen, die zu einem hingestreckten Körper gehörten, zu einem Körper mit einem Schal um den Hals… Sie stieß einen Schrei aus, der Schmerz und Benommenheit mit einem Schlag verdrängte. Sie war hellwach und sah das Bild klar vor sich sowie die im Wahnsinn glitzernden Augen des Mannes, der es in Händen hielt. Er hängte es sorgfältig in gleicher Höhe neben die anderen an die Wand über dem Feldbett, als führte er ein Ritual aus.
    Würde er sie jetzt auch töten, erwürgen, wie er diese Frauen erwürgt hatte?
    »Ich werde euch jetzt den Wecker stellen«, sagte er. »Den Wecker?«
    »Ja. Er wird die Bombe genau um 11.30 Uhr losgehen lassen. Du wirst nichts spüren, Sharon. Du wirst einfach weg sein, und Neil wird weg sein, und Ronald Thompson wird weg sein…«
    Mit äußerster Vorsicht öffnete er den Koffer. Sie beobachtete, wie er die Uhr herausnahm, einen Blick auf seine Armbanduhr warf und den Wecker auf 8.30 Uhr stellte. Es war 8.30

    Uhr, Mittwoch früh. Das Läutwerk stellte er auf 11.30 Uhr. Dann befestigte er Drähte an der Uhr.
    Drei Stunden.
    Vorsichtig nahm er den Koffer auf, legte ihn auf das tiefe Spülbecken in der Nähe der Tür.
    Sharon blickte quer durch den Raum genau auf die Uhr, deren Ziffern und Zeiger leuchteten.
    »Möchtest du noch etwas, bevor ich gehe, Sharon, ein Glas Wasser oder einen Abschiedskuß?«
    »Könnte ich… Würden Sie mich ins Badezimmer lassen?«
    »Sicher, Sharon.« Er trat ans Bett, band ihre Hände los und hob sie auf. Die Beine gaben unter ihr nach. Plötzlich fror sie vor Schmerz, und ihr wurde schwarz vor Augen. Nein… sie durfte nicht ohnmächtig werden.
    Er ließ sie allein in dem dunklen Verschlag und behielt von außen den Türgriff in der Hand.
    Sie drehte den Griff von innen einmal, zweimal. Sie betete, er möge nichts merken. Ein leises Knacken. Der Griff brach ab. Sharon tastete über die Bruchstelle, spürte eine ungleichmäßige Metallkante. Sie schob den Griff in ihre tiefe Rocktasche. Als sie die Tür öffnete, ließ sie die Hand in der Tasche. Wenn er etwas spürte, würde er glauben, es sei ihre Faust.
    Es klappte. Er hatte es plötzlich eilig fortzukommen. Er warf sie auf das Bett und fesselte ihr rasch die Hände. Es gelang ihr, einen kleinen Abstand zwischen den Händen zu halten, so daß die Schnüre nicht so stark einschnitten wie zuvor. Der Knebel wurde ihr über den Mund

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