Gnadenfrist
Händen.
43
Sie sind tot, dachte Steve. Einmal verurteilt, und man ist so gut wie tot. Heute nachmittag würde Ronald Thompsons Mutter die Leiche ihres Sohnes abholen. Heute nachmittag würde sich das Bestattungsunternehmen Sheridan am Schauplatz einer Explosion einfinden und auf die Leichen von Sharon und Neil warten.
Irgendwo im Staat New York wird man unter Trümmern nach ihnen graben… Er stand am Fenster. Draußen hatten sich Reporter von Presse, Funk und Fernsehen versammelt. »Es hat sich schnell herumgesprochen«, sagte er. »Wir Geier der Medien lieben eine gute Story.«
Bradley hatte kurz vorher angerufen. »Steve, was kann ich tun?«
»Nichts. Aber wenn du zufällig einen dunkelgrünen Käfer siehst mit einem Mann von zirka achtunddreißig, dann laß es mich wissen. Er wird die Nummernschilder ausgewechselt haben.
Es wird also nicht viel nützen. Wir haben noch eine Stunde und zwanzig Minuten…«
»Was haben Sie wegen der Bombendrohung unternommen?« fragte er Hugh.
»Wir haben jeder größeren Stadt im Staat Alarmbereitschaft empfohlen. Mehr können wir nicht tun. Eine Explosion im Staat New York… Im Staat New York. Wissen Sie, wie viele Quadratkilometer das sind? Mr. Peterson, es besteht noch immer die Chance, daß es sich um eine Falschmeldung handelt - ich meine damit die Bombendrohung, den Anruf beim Beerdigungsinstitut.«
Nein, nein, es ist zu spät für sie, zu spät, dachte Steve. Bill und Dora Luft kamen aufgrund von Ninas Tod ins Haus. Sie waren hiergeblieben, um ihm einen Gefallen zu tun, um für Neil zu sorgen. Und dann hatte Bill Lufts Schwatzhaftigkeit vielleicht dazu geführt, daß Neil und Sharon entführt - getötet wurden. Ein Todeskreis - nein, bitte, laß sie leben; hilf uns, sie zu finden…
Rastlos wandte er sich vom Fenster ab. Hank Lamont war eben mit Bill hereingekommen.
Sie gingen noch einmal seine Aussage durch. Steve kannte sie inzwischen auswendig.
»Mr. Luft, Sie haben oft mit diesem Arty gesprochen. Bitte versuchen Sie, sich zu erinnern.
Hat er jemals einen besonderen Ort erwähnt, wo er gerne hingegangen wäre? Hat er irgendwann einmal viel von einem Ort gesprochen, vielleicht von Mexiko oder Alaska?«
Bill schüttelte den Kopf. All dies war zuviel für ihn. Er wußte, daß sie glaubten, Arty habe Neil und Sharon entführt - Arty, ein so stiller Mensch und ein so guter Mechaniker. Erst vor ein paar Wochen war er bei ihm in der Werkstatt gewesen. Neil war mitgekommen. Er konnte sich noch gut an den Tag entsinnen, denn Neil hatte in der folgenden Nacht einen schweren Asthmaanfall bekommen. Verzweifelt versuchte er, sich zu erinnern, wovon Arty gesprochen hatte, aber es schien, als habe er nie viel gesagt, er war nur stets an Bills Geschichten wirklich interessiert, Hank war wütend auf sich selbst. Da hatte er in der Alten Mühle gesessen und dem Kerl auch noch ein Bier spendiert. Dem Büro hatte er sogar gesagt, es lohne sich nicht, ihn groß zu überprüfen. Bill Luft mußte sich an etwas erinnern. Wie Hughie immer sagte: alles, was ein Mensch tut, hinterläßt Spuren… Er sah den Kerl noch vor sich, wie er die Mühle verließ - und er hatte keinen Verdacht geschöpft. Hank runzelte die Stirn. Als Arty sich verabschiedete, hatte er eine Bemerkung fallen lassen. Was war es nur?
Bill sagte: »… und ein netter stiller Kumpel, sage ich Ihnen…. kümmert sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. Vielleicht hat er Fragen gestellt, aber er schien nur freundlich und teilnahmsvoll zu sein wie…«
»Warten Sie mal«, unterbrach ihn Hank.
»Was ist los?« Ruhig wandte sich Hugh an den jüngeren Kollegen. »Bist du auf etwas gestoßen?«
»Vielleicht. Als Arty mit den anderen ging… und sie bedauerten, daß er Bill nicht mehr sehen würde, bevor er nach Rhode Island ging…«
»Ja, Rhode Island - von wegen!«
»Das meine ich ja. Er sagte noch etwas, und dieser Werbefritze Allan Kroeger gab noch seinen Senf dazu - die bunte Wüste. Das war’s!«
»Wie bitte?« fragte Hugh.
»Als sie sagten, es sei schade, daß Bill Luft nicht da sei, um sich von Arty zu verabschieden, sagte Arty, Rhode Island sei nicht Arizona. Könnte das ein Versprecher gewesen sein?«
»Das werden wir bald herausfinden.« Hugh rannte zum Telefon. Roger trat ein und legte Steve die Hand auf die Schulter. Hugh brüllte ins Telefon und spielte die ganze furchteinflößende Macht des FBI aus, um dem neuen Anhaltspunkt nachzugehen.
Schließlich legte er auf. »Wenn er nach Arizona will,
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