Gnadenfrist
werden wir ihn schnappen, Mr.
Peterson. Das kann ich Ihnen versprechen.«
»Wann?«
Rogers Gesicht hatte die Farbe des trostlosen Vormittagshimmels. »Steve, du mußt hier raus«, sagte er. »Glenda möchte, daß du zu uns rüberkommst. Bitte.« Steve schüttelte den Kopf.
»Wir werden beide gehen«, sagte Hugh entschlossen. »Hank, übernimm du hier.«
Steve überlegte. »Also gut.« Er ging auf die Vordertür zu.
»Nein, wir gehen lieber durch die Küche und das Wäldchen. Auf diese Weise entgehen Sie den Reportern.« Der Schatten eines Lächelns glitt über Steves Lippen. »Aber das will ich ja gar nicht.«
Er öffnete die Tür. Der Schwarm der Reporter drängte sich an den Beamten vorbei, die auf dem Gehweg postiert waren, und stürzte sich auf Steve. Mikrofone tauchten vor ihm auf.
Fernsehkameras richteten sich auf ein gezeichnetes, müdes Gesicht.
»Mr. Peterson, hat sich etwas Neues ergeben?« »Nein.«
»Glauben Sie, der Kidnapper wird seine Drohung wahrmachen und Ihren Sohn und Sharon Martin töten?« »Wir haben jeden Grund zu der Annahme, daß er zu einer solchen Gewalttat fähig ist.«
»Glauben Sie, es ist mehr als ein Zufall, daß die angedrohte Explosion genau in der Minute stattfinden soll, in der Ronald Thompson hingerichtet wird?«
»Ich halte es nicht für einen Zufall. Ich bin der Ansicht, daß der Entführer Foxy durchaus etwas mit dem Tod meiner Frau zu tun haben kann. Ich habe versucht, der Gouverneurin von diesen Überlegungen Mitteilung zu machen, aber sie weigerte sich, mich anzuhören. Ich ersuche sie deshalb öffentlich, die Hinrichtung von Thompson aufzuschieben. Es ist sehr gut möglich, daß der Junge unschuldig ist. Ich glaube, er ist unschuldig.«
»Mr. Peterson, hat sich Ihre Einstellung zur Todesstrafe angesichts der schrecklichen Sorge um Ihren Sohn und Miß Martin geändert? Wenn dieser Entführer gefaßt wird, würden Sie seine Hinrichtung wünschen?«
Steve schob die Mikrofone von seinem Gesicht fort. »Ich möchte Ihre Frage beantworten.
Bitte, geben Sie mir dazu Gelegenheit.« Die Reporter wurden still. Steve blickte direkt in die Kameras. »Ja, ich habe meine Ansicht geändert. Ich sage dies in dem Bewußtsein, daß mein Sohn und Sharon wahrscheinlich nicht mehr lebend geborgen werden. Aber selbst wenn ihr Entführer zu spät gefaßt wird, um sie noch zu retten, habe ich in diesen Tagen etwas gelernt.
Ich habe gelernt, daß niemand das Recht hat, über den Zeitpunkt des Todes eines anderen Menschen zu bestimmen. Ich glaube, daß dieses Recht allein Gott dem Allmächtigen vorbehalten ist und -« Hier brach seine Stimme. »… und ich bitte Sie, beten Sie, Gott möge Neil, Sharon und Ronald heute morgen verschonen…«
Tränen strömten über sein Gesicht. »Bitte, lassen Sie mich durch.«
Schweigend bildeten die Reporter eine Gasse. Roger und Hugh rannten Steve nach, der im Laufschritt die Straße überquerte.
Glenda erwartete sie an der Haustür. Sie legte die Arme um Steve. »Weine ruhig, Steve«, sagte sie. »Komm, laß die Tränen laufen.«
»Ich kann sie nicht gehen lassen«, schluchzte er gebrochen. »Ich kann sie nicht verlieren…«
Sie drückte seine breiten bebenden Schultern an sich und ließ ihn sich ausweinen. Sie machte sich quälende Vorwürfe. Hätte ich mich nur eher erinnert, dachte sie. O Gott, ich kam zu spät, um ihnen zu helfen. Sie fühlte, wie Steves Körper erschauerte, als er versuchte, sein Schluchzen zu unterdrücken.
»Es tut mir leid, Glenda, du hast genug durchgemacht… es geht dir nicht gut…«
»Ich bin schon in Ordnung«, sagte sie. »Steve, ob du nun willst oder nicht, aber du wirst jetzt eine Tasse Tee trinken und etwas Toast essen. Zwei Tage lang hast du weder gegessen noch geschlafen.«
Mit düsteren Gesichtern gingen sie ins Eßzimmer. »Mr. Peterson«, sagte Hugh leise,
»vergessen Sie nicht, daß die Bilder von Neil und Sharon heute in den Extraausgaben der Morgenzeitungen erscheinen; außerdem werden sie von allen Fernsehstationen ausgestrahlt.
Vielleicht wurden sie gesehen, oder jemand hat etwas bemerkt…« »Glauben Sie, daß der, der sie in seiner Gewalt hat, mit ihnen in aller Öffentlichkeit durch die Straßen zog?« fragte Steve bitter.
»Vielleicht ist jemand irgend etwas Ungewöhnliches aufgefallen, oder jemand hat mitgehört, als einer dieser Telefonanrufe getätigt wurde, oder hat mitbekommen, wie Leute in einer Bar darüber redeten…«
»Uns bleiben noch knapp fünfundsiebzig Minuten«, sagte
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