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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Florius blieb draußen, während Petronius, Martinus, Fusculus und ich der Patrouille folgten. Wir marschierten durch den Laden, ohne uns lange aufzuhalten. Hatte man ihn erst einmal als mögliche Sammelstelle für Diebesgut erkannt, war klar, daß er voller interessanter Gegenstände steckte – womit ich nicht nur potentielle Saturnaliengeschenke meine. Wie vermutet, fanden wir hinter einem Vorhang auch eine kalte Esse und jede Menge verkrusteter Schmelztiegel.
    »Ein Schmelztopf – und sie haben sich sogar ein Abbild unseres Kaisers gemacht!« Fusculus hielt eine Gußform für gefälschte Münzen hoch.
    Wir durchsuchten den Laden und die anschließenden Wohnräume. Dann ließen wir eine Wache zurück und durchkämmten sämtliche Wohnungen darüber. Wenn niemand auf unser Klopfen antwortete, brachen wir die Tür auf.
    Wir störten eine Menge Leute bei Dingen, die sie lieber für sich behalten hätten, fanden aber nirgends eine Spur von Balbinus Pius.
    »Na ja. Dann muß ich eben weitersuchen.« Petronius gelang es, unbewegt zu klingen. Aber ich kannte seine wahren Gefühle. Für einen Moment war Hoffnung in ihm aufgekeimt. Die Enttäuschung war jetzt zweimal so bitter wie die vorherige Trübseligkeit. »Ich kriege ihn«, sagte Petro leise.
    »Aber ja.« Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Das wäre besser. Es besteht immer noch die häßliche Möglichkeit, alter Freund, daß er hofft, dich zu kriegen!«
    Wir gingen auf die Straße, sagten Florius, daß sich der Vater seiner Frau immer noch auf freiem Fuß befand, baten ihn, alles Verdächtige zu melden, und schauten ihm nach, als er davonging. Martinus schlenderte weiterhin unauffällig hinterher.
    Mich überkam ein düsteres Gefühl, als Florius mit seinen Schriftrollen und seinem Stilus davontrabte. So sorgfältig, wie er die Besitztümer seines Schwiegervaters ausforschte, würde er vielleicht eines Tages auch andere Bereiche des Balbinus-Imperiums erkunden wollen. Ganz eindeutig wollte er seine geschäftlichen Aktivitäten erweitern. Er hatte mir erzählt, daß er einen Rennstall aufmachen wollte, und ich wußte bereits von Famia, welch zweifelhaften Ruf der von Florius gewählte Partner hatte. Warum sich damit begnügen? Seine Frau stammte aus einer berüchtigten Verbrecherfamilie. Florius hatte keinen Grund gesehen, sie zu verlassen, nachdem ihm das klargeworden war. Vielleicht war ich gerade Zeuge eines weiteren Aufstiegs im deprimierenden Kreislauf des Verbrechens.
    Tja, aber es würde zumindest ein paar Jahre dauern, bis er sich etabliert hatte.

LXVII
    Ich war in Ungnade gefallen. Lenia hatte gefordert, daß nun das Auguralopfer stattfinden sollte, die Zeremonie, die ich hätte durchführen sollen. Niemand konnte mich finden. Keiner wußte, wo ich war. Ohne die Auslegung der Schafsleber weiterzufeiern, wurde natürlich als undenkbar betrachtet. Ehrbare Leute wären schockiert gewesen. Zum Glück hatte sich der unerschütterliche Gaius Baebius meine Abwesenheit zunutze gemacht und war eingesprungen.
    »Oh, du warst bestimmt viel besser als ich, Gaius!«
    Zumindest hatte ihm der Kopfschleier gepaßt.
    »Er hat mir ein paar hübsche Prophezeiungen gemacht«, sagte Lenia hochnäsig.
    »Ich wußte gar nicht, daß Gaius Baebius so ein Lügner ist!« flüsterte Helena mir zu. Gaius erklärte mir in seiner trockenen Art, daß er für seine Aufnahme ins priesterliche Augurenkollegium Unterricht im Schafehäuten genommen hatte.
    Die Braut hatte es sich jetzt auf dem sauber abgepulten Schaffell bequem gemacht, neben sich die zusammengesunkene Gestalt ihres Ehemannes, den man dazu aus dem Wäschekorb gezerrt hatte. Sie hielt seine Hand, womit sie nicht unbedingt Verbundenheit symbolisieren, sondern ihn eher am Umfallen hindern wollte. Ein Freund von Smaractus bemühte sich, die zehn Zeugen für den Ehevertrag zusammenzukriegen, aber die meisten Gäste versuchten sich vor dieser Pflicht und Ehre mit so fadenscheinigen Ausreden zu drücken wie: sie hätten versehentlich ihr Siegel zu Hause vergessen. Niemand wollte schuld sein, wenn die Ehe schiefging, oder später die Mitgift wiederbeschaffen müssen.
    Wir beschlossen, daß wir jetzt genug gelitten hatten und unsere Geschenke haben wollten. Dazu mußte der Bräutigam über die Straße geschickt werden. Es war klar, daß er den Weg nur ein einziges Mal schaffen würde, also kombinierten wir das Ganze mit dem Zug, auf dem er die Fescenninischen Verse singen mußte (eine derbe Litanei, die sich schon im nüchternen

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