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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Meinung zu ändern.
    »Und warum hat unser entzückendes Nest hier nach so langer Zeit plötzlich seinen Charme verloren?« fragte Helena mit der Miene einer Furie, die schon mal zur Probe die Peitsche schwingt.
    »Ich werde langsam alt. Meine Beine können die Treppen nicht ausstehen.« Mein geliebtes Wesen schenkte mir ein zuckersüßes Lächeln, ich spielte offenbar mit dem Feuer.
    »Versuch es mal mit drei Kindern am Hals!« Silvias Bemerkung kam der Sache gefährlich nahe; mir graute schon mit vor dem Aufstieg, besonders für Helena in den langen Monaten bis zur Geburt unserer Krabbe. Ich hörte schon förmlich hilfreiche Verwandte vorschlagen, sie solle sich eine bequemere Wohnung suchen und dabei hoffen, das wäre der erste Schritt, mich endgültig zu verlassen.
    Inzwischen hatte Helena vermutlich auch begriffen, warum ich ein besseres Quartier für uns wollte. Sie lehnte sich auf ihrem Schemel zurück, wiegte Tadia in den Armen und starrte mich bedeutungsvoll an. Eine Herausforderung: Ich sollte Petro und Silvia erzählen, in welcher Situation wir uns befanden. Ich erwiderte ihr Starren, blieb aber stumm.
    »Na, sieht Helena nicht süß aus mit dem Baby?« meinte Silvia vorwurfsvoll; sie war offenbar vollkommen ahnungslos. Ich hatte es Petro gegenüber geleugnet, er hatte die Information wohl an sie weitergegeben. Mit leisen Schuldgefühlen ihm gegenüber genoß ich Helenas Anblick. Sie trug Blau, dazu geschmackvolle Armreifen, die ihren vernarbten Arm bedeckten, und silberne Ohrringe, für die ich in Palmyra ein Vermögen ausgegeben hatte, weil ich wußte, daß es ihr Spaß machte, mit mir die Welt zu bereisen.
    Sie sah gut aus. Gesund, ruhig und selbstsicher. Während sie das Kind festhielt – das sich auf den Boden schmeißen wolle, um auszuprobieren, ob das wehtat –, schickten mir Helenas schöne braune Augen einen weiteren herausfordernden Blick zu.
    Ich blieb stumm. Nie hatte ich Silvia merken lassen, wie sehr sie mir auf den Keks ging. Und Helena sollte nicht merken, daß ihre Aufforderungen mich ganz zittrig machten. »Als ich Helena das erste Mal sah, hatte sie auch ein Kind auf dem Arm.«
    »Daran kann ich mich gar nicht erinnern.«
    »Die Tochter des britischen Prokurators.«
    »Ach, Tante Camillas Älteste!« Jetzt fiel es ihr wieder ein; die Röte, die ihr ins Gesicht schoß, ließ keinen Zweifel. »Flavia.«
    »Flavia!« bestätigte ich grinsend. Sie hatte offenbar das Bild wieder vor Augen: eine höfliche Familie, gebildete Leute, die nach dem Essen darüber plauderten, ob es morgen regnen würde. In diese Szene war ich hineingeplatzt, gerade in der Provinz angekommen, voller Standesdünkel und bereit, jedem die Knochen zu brechen, der mir mit irgendwelchem albernen Geplapper kam.
    »Und was hat er gemacht?« kicherte Silvia.
    »Finster geschaut«, erwiderte Helena geduldig. »Er sah aus, als hätte ihm gerade ein Titan auf den Fuß getreten und den großen Zeh zerquetscht. Ich wohnte bei netten Leuten, die sehr freundlich zu mir waren, und dann tauchte dieser Held hier auf, bereit, wie Milo von Kroton mit einem Faustschlag den nächsten Baum zu spalten. Er war erschöpft, unglücklich und wütend wegen seines Auftrags …«
    »Klingt wie immer.«
    »Aber er hat’s trotzdem geschafft, grob zu mir zu sein.«
    »Der Flegel!«
    »Auf eine Art, die in mir den Wunsch entstehen ließ …«
    »Mit mir ins Bett zu gehen?« schlug ich vor.
    »Es dir heimzuzahlen!« rief Helena, die Erinnerung machte sie immer noch wütend.
    Als ich sie in Britannien traf, hatte sie mich völlig umgeworfen: Ich hatte sie für eingebildet, streng, humorlos, hartherzig und unberührbar gehalten; dann verliebte ich mich derart in sie, daß ich mein Glück kaum fassen konnte, als sie mit mir ins Bett ging »Und worauf warst du aus, Falco?« Silvia hoffte insgeheim auf eine lüsterne Antwort.
    Ich wollte Helena als Partnerin fürs Leben. Das war zu schockierend, um es einem so zimperlichen kleinen Stück wie Silvia gegenüber zu erwähnen. Ich griff nach der Obstschale und biß grimmig in einen Pfirsich.
     
    »Wir warten immer noch darauf, zu hören, welche Aufgabe ihr zwei für den Kaiser übernommen habt!« Silvia vom Thema abzulenken, war denkbar einfach. Wenn man eine Bemerkung überhörte, kam sie prompt mit etwas anderem. Was nicht hieß, daß einem das neue Thema besser gefiel.
    Ich sah Petro leicht die Stirn runzeln. Wir wollten erst mal abwarten. Noch hatten wir unsere Positionen nicht geklärt, und wir

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