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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sei genau das, was ich wollte – bis Petro sich Silvia geschnappt hatte. Sie hatte die Angewohnheit, Gemeinplätze von sich zu geben; vermutlich fand er das beruhigend. Die beiden waren seit sieben Jahren verheiratet, hatten drei Kinder, die ihre Zuneigung (oder was es sonst sein mochte) festigten, und die Verbindung schien Bestand zu haben. Daher hatte ich beschlossen, meine Reaktion auf Silvia zu ignorieren. Diese Frau brachte mich nämlich zur Weißglut.
    Helena schien mit ihr auszukommen, obwohl der Freundschaft die Wärme fehlte, die beispielsweise Helena und meine Schwester Maia verband.
    »Hoffentlich werdet ihr euch nicht streiten«, sagte Helena mit einem leisen Lächeln zu mir. Eine ganz Pfiffige, die Meine! Egal, ob er nun begriffen hatte oder nicht, Petronius blieb stumm und ging auf den Balkon, wo er seine jüngste Tochter hochhob, damit sie in einen meiner Blumentöpfe pinkeln konnte. Das würde zwar die Blumenzwiebeln umbringen, aber ich sagte nichts. Er war ein kompetenter, unkomplizierter Vater. Eine Lektion für uns alle.
    Die anderen beiden Mädchen saßen auf meinem Schoß und spielten mit den Sachen, die wir ihnen mitgebracht hatten. Uns ging es rundherum gut, wir waren satt und genossen noch den köstlichen Wein, den Petronius aus seinem gutbestückten Weinkeller beigesteuert hatte. Petro und Silvia hatten den frühen Abend mit uns verbracht und über unseren syrischen Reisebericht gelacht. Freunde hören so gern von den Strapazen, die einem grausiges Klima, betrügerische Geldwechsler und giftige Spinnentiere zugefügt haben. Erspart ihnen die eigene Urlaubsreise.
    Es gab so viel über den Skorpion, der Helena gestochen hatte, und andere drastische Ereignisse zu erzählen, daß wir jenes Thema umschifft hatten, das Silvia brennend interessiert hätte: unseren bevorstehenden Familienzuwachs.
    Ich will nicht behaupten, daß Helena und ich es genossen hätten, nicht darüber zu reden. Dazu war das Thema zu ernst; wir konnten noch nicht darüber lachen. Aber wir waren uns so nahe, daß mir Helenas Gesichtsausdruck nicht entging, als Silvia fröhlich über ihre Brut plapperte. Silvia wollte wohl andeuten, es sei allmählich Zeit für Helena, neidische Gefühle in dieser Richtung zu entwickeln. Schließlich fing ich Helenas Blick auf und zwinkerte ihr zu. Silvia erwischte mich dabei. Sie warf Petronius einen gespielt schockierten Blick zu, meinte, ich hätte amouröse Absichten. Petro tat wie immer so, als hätte er keine Ahnung, was hier lief.
    Das Zwinkern blieb; ein Augenblick der Stille zwischen Helena und mir.
    Die Frauen entwickelten ein größeres Interesse an unserer neuen Aufgabe, als es Petro und mir lieb war. Silvia hatte gemerkt, daß Helena Justina an einen freieren Meinungsaustausch gewöhnt war, als ihn Petronius ihr zugestand. Sie genoß es und pflückte die Einzelheiten genauso hartnäckig auseinander, wie sie vorher ihre Hühnerflügel in pfeffriger Weinsoße auseinandergezerrt hatte.
    Petronius und ich waren seit langer Zeit Verbündete. Während Silvia spekulierte, redeten wir leise miteinander.
    »Ich möchte, daß du nachher mit mir über die Straße kommst, Petro. Smaractus hat da eine Wohnung zu vermieten. Es ist zwar ein Loch, aber besser als dieses hier, wenn man es ein bißchen renoviert.«
    »Ein bißchen renoviert?« Petro kniff die Augen zusammen, als hätte er mich gerade erwischt, wie ich Weinkrüge vom Tresen einer Caupona verschwinden ließ. »Wird Smaractus die Renovierung bezahlen?«
    »Nein, aber ich habe fest vor, was anderes für uns zu finden; und wenn ich die Bruchbude selbst instandsetzen muß.«
    »Davon weiß ich ja noch gar nichts!« sagte Helena und nahm mir eine von Petros Töchtern ab. Die andere rutschte von meinem Knie, um auf dem Balkon zu spielen. »Sollte ich nicht diejenige sein, die das Objekt anschaut?«
    »Und warum kannst du keinen anderen Vermieter finden?« warf Silvia ein.
    Ich grinste Helena zu. »Derjenige, der die Mietsache inspizieren wollte, ist der freundliche Gefährte, der mir helfen wird, die neuen Fenster und Fußböden einzubauen.«
    »Vergiß es!« rief Petro entsetzt.
    »Du bist ein guter Zimmermann.«
    Helena lachte. »Und er war ein guter Freund!«
    »Ich werde alle Hände voll zu tun haben mit der Aktion gegen die Emporium-Diebe«, sagte Petronius bestimmt. Manchmal half er mir bei meinen verrückten Plänen, aber manchmal wollte er einfach nichts davon hören. Ich ließ das Thema fallen. Er war zu dickköpfig, um seine

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