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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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geben, den Vorfall zu untersuchen …«
    Während der Diensthabende zu schreiben begann, forderte Fusculus mich mit einem Nicken zum Eintreten auf. Er war ein rundlicher, fröhlicher Kerl, etwa fünfunddreißig Jahre alt und an die hundertachtzig Pfund schwer. Um seinen kahlen Schädel stand ein dunkler Haarkranz, und seine Augen waren fast schwarz. Trotz seiner Fülle wirkte er extrem fit.
    »Wenn du Petro suchst, der kommt erst später. War mit der Nachtpatrouille unterwegs«, verkündete Fusculus. »Er ist davon überzeugt, daß bald der nächste gigantische Überfall passiert. Martinus hat Dienst. Aber der ist zurück zum Emporium, um noch ein paar Sachen zu überprüfen.«
    »Ich kann warten.« Fusculus grinste leicht. Die meisten gaben sich nicht gern mit Martinus ab. »Was läuft denn so, Fusculus?«
    »Ziemlich ruhig. Die Tagpatrouille untersucht einen möglichen Diebstahl im Cerestempel. In der Asiniusbibliothek waren Kratzer am Werk und …«
    »Kratzer?«
    »Kratzen das Gold von den Statuen ab. Bei der Aqua Marcia soll ein Gerber angeblich die Luft verpesten. Normalerweise kommen ja Beschwerden über Gift im Wasser … Egal, jedenfalls können wir ihn für die Verbreitung von Gestank drankriegen und seine Werkstatt in die Transtiberina verlegen, aber jemand muß hin und die Luft prüfen, während er arbeitet. Eine Prügelei an der Porta Trigemina – ist wahrscheinlich vorbei, bis die Jungs den Clivus Publicus runter sind. Drei respektable Bürger haben unabhängig voneinander einen Wolf am Lunatempel gesehen.«
    »Wahrscheinlich eine große Katze«, meinte ich.
    »Gewöhnlich stellt sich so was als kleines, furchtsames Kätzchen raus!« grinste Fusculus. »Entlaufene Bären und Panther melden wir gleich an die städtischen Kohorten weiter – die Mistkerle sind wenigstens bewaffnet. Und wir lassen sie auch die ›zahmen‹ Krokodile von Senatorensöhnen einfangen, die aus den Regenwassertanks ausgebüxt sind. Aber einen ›Wolf‹ schauen wir uns schon selbst an. Für den Fall, daß er heroische Zwillinge säugt, weißt du.«
    »Klar, das wollt ihr euch dann doch nicht entgehen lassen!«
    »Genau! Dann haben wir da noch ein totes Pferd auf dem Rindermarkt, das abtransportiert werden muß. Und in der Zelle warten ein paar entlaufene Sklaven darauf, von ihren Besitzern abgeholt zu werden. Außerdem muß ich noch zwei nachlässige Hausherren verhören. Sie wurden letzte Nacht von der Feuerwache verhaftet, weil in ihren Wohnungen offenes Feuer oder Rauchentwicklung festgestellt wurde. Der eine wird mit einer Verwarnung davonkommen, aber der andere wurde schon mal festgenommen, also muß er beweisen, daß es ein Versehen war, oder er wird ausgepeitscht.«
    »Wer macht das?«
    »Sergius«, sagte Fusculus hämisch. Ich kannte Sergius. Er genoß seine Arbeit. »Dann haben wir noch einen dritten Möchtegern-Brandstifter in der Zelle, der auf jeden Fall überstellt wird.«
    »Überstellt?«
    »An den Präfekten. Ein dussliger Juwelier, der in seinen Kolonnaden ständig unbewachte Lampen im Wind schaukeln läßt.«
    »Und was bekommt der?«
    »Eine schwere Geldstrafe. Ich bring ihn rüber zum Hauptquartier. Vielleicht kommst du besser mit. Rubella wollte dich sprechen.« Rubella war der Tribun der Vierten.
    Ich grinste. »Soll ich mich geehrt fühlen?«
    »Was meinst du wohl?« Fusculus zwinkerte mir zu. Während er seinen Knüppel, den Brandstifter und ein paar Aufzeichnungen über dessen Vergehen einsammelte, redete er weiter. Offenbar war er einer von den Gründlichen und dozierte gern. »Abgesehen von all dem läuft noch die übliche Arbeit – was heißt, daß wir sie liegenlassen müssen, weil es Dringlicheres gibt. Wir haben eine Ermittlung gegen eine Geheimsekte laufen, die wir wegen der neuen Aufgabe wieder verschieben müssen, genau wie unser Langzeit-Feuerschutzprogramm für die Kornspeicher, unsere Kampagne gegen Togendiebstahl in den Thermen und die Fortführung der Liste unerwünschter Personen.«
    »Was denn für unerwünschte?« Ich wollte wissen, welche Art von Entarteten eine formelle staatliche Registrierung erforderten.
    Fusculus schien ein bißchen verlegen. »Ach, du weißt schon, wir müssen den Ädilen bei der Registrierung helfen. Kneipen und Bordelle.«
    »Irgendwie glaube ich nicht so ganz, daß du Kneipen und Bordelle gemeint hast, Fusculus!«
    »Mathematiker und Astrologen«, gestand er. Ich sah ihn etwas verblüfft an. »Jeder, der zum Okkulten oder zur Magie tendiert, wird zur

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