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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Lieblingsbeschäftigungen.
    »Sie haben Fähigkeiten, die wir nutzen sollten.« Die Herablassung war nicht zu überhören. Ich hatte viele Fähigkeiten zu bieten. Als Privatermittler braucht man Hartnäckigkeit, Beharrlichkeit, Intelligenz, Intuition und strapazierfähige Füße. »Aufmerksamkeit für die Details«, entschied Rubella.
    »Oje. Ich fühle mich wie ein unscheinbares Schankmädchen, das mit dem Spruch angemacht wird: Ich mag dich, du bist anders als die anderen Mädchen … «
    Rubella starrte mich an. Offenbar hatte er soviel Humor wie eine Kellerassel. Außerdem ließ er sich nicht gern unterbrechen. »Petro ist da anderer Meinung, aber ich denke, wir sollten Sie zu Nonnius schicken.«
    »Dem Plappermaul, das für Balbinus gearbeitet hat? Dem Schutzgeldeintreiber, dessen Aussage den König der Unterwelt in die Wüste geschickt hat?«
    »Wir haben Grund zum Eingreifen. Der Mann hilft uns beim Aufspüren von Balbinus’ Besitztümern …«
    »Oh, ich bin begeistert!« Ich war wütend und zeigte das auch. »Während auf der Straße die Post abgeht, darf ich da rumsitzen und mit dem Abakus den Rechnungsprüfer spielen!«
    »Nein. Einen Rechnungsprüfer haben wir bereits.« Ihm entging offenbar, daß ich kurz vorm Explodieren war. »Ein Priester vom Tempel des Saturn vertritt die Interessen des Staates.«
    Von mir aus konnte er bei dieser Untersuchung auch das Establishment vertreten, wenn mir beschieden war, endlos Gewinn- und Verlustlisten durchzuackern. »Ich kann Nützlicheres beitragen, als ein paar zweifelhafte Zahlen in einer Bilanz aufzuspüren!«
    »Das hoffe ich auch! Sie wurden uns zugeteilt wegen Ihres Rufes, Falco. Diesen Mythos wollen Sie doch sicher aufrechterhalten.« Jetzt lächelte Rubella. Er konnte sich das leisten. Schließlich hatte er nichts anderes zu tun, als hier auf seinem Thron zu hocken und ununterbrochen Sonnenblumenkerne zu mampfen, während seine Untergebenen im Staub krochen. Er wußte, daß er mich geärgert hatte, und genoß das offen. »Spüre ich da ein gewisses Problem mit Vorgesetzten? Ich wette, daß Sie während Ihrer Armeezeit Ihren Zenturio gehaßt haben!«
    »Der mich bestimmt auch nicht sonderlich leiden konnte.« Ich begriff, was er mit dieser Stichelei bezweckte, und riß mich zusammen. Er wollte mich wohl zum Palast zurückschicken und behaupten, ich verhielte mich unkooperativ. Doch wenn er glaubte, er könnte mich loswerden, bevor wir überhaupt angefangen hatten, dann war er im Irrtum.
    Rubella gab nach. Nach einer winzigen Pause wiederholte er: »Vergangenheit, ja. Wenn wir davon ausgehen, daß die Diebe, die das Emporium ausgeraubt haben, in das Loch gefallen sind, das nach Balbinus’ Verbannung entstanden ist, sollten wir vielleicht nachsehen, was vor dem Loch war.«
    Das klang vernünftig. Mein Hirn kam in die Gänge, und ich sagte rasch: »Wer immer das Emporium ausgeräumt hat, lag bereits auf der Lauer und wartete nur auf das Zeichen zum Angriff. Balbinus ist erst in der Nacht zuvor auf das Schiff gegangen. Jemand konnte es kaum erwarten, den Beginn eines neuen Regimes zu verkünden.«
    »Dieser Jemand war sehr effektiv«, bemerkte Rubella. Er wirkte zurückhaltend, wie ein Koch, der hofft, daß der Pudding sich umrührt, wenn er nur in den Topf starrt.
    »Er wußte, wie er vorgehen mußte«, stimmte ich zu. »Vielleicht ist es jemand aus Balbinus’ Truppe – vielleicht sogar Nonnius höchstpersönlich.«
    »Ein interessanter Gedanke«, murmelte Rubella, den das offenbar überhaupt nicht interessierte.
    Plötzlich hatte ich nichts mehr dagegen, Nonnius auf die Finger zu sehen. Ich sagte, ich würde ihm sofort einen Besuch abstatten; Fusculus bot an, mit mir zu kommen und das Vorstellen zu übernehmen.
    An der Tür blieb ich stehen. Rubella war damit beschäftigt, eine neue Tüte Sonnenblumenkerne zu öffnen. »Eine Frage noch, Tribun. Wieviel darf ich Nonnius sagen?«
    Er schaute mich geradezu verträumt an. »Was immer Sie wollen.«
    »Der Mann war Kronzeuge. Bedeutet das nicht, daß er mit äußerster Höflichkeit zu behandeln ist?«
    »Das ist ein abgebrühter Verbrecher«, erwiderte Rubella. »Er weiß, was die Stunde geschlagen hat. Balbinus ist in der Verbannung. Nonnius ist für den Staat jetzt nicht mehr von Nutzen; es sei denn, er bringt uns weitere Beweise. Wenn er Ihnen hilft, könnten Sie beschließen, ihn mit Respekt zu behandeln. Wenn nicht, treten Sie ihm ruhig auf die Füße.«
    »Gut.« Darin war ich Meister. Ich konnte auch

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