Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
hatten eine tiefe Freundschaft und Liebe geschmiedet, die Zak Angst hatte zu verlieren. Verdammt, er hatte keine einzige Kindheitserinnerung, in der Gid nicht vorkam.
Eine Versicherungspolice , sagte er sich. Mehr waren diese Vorsichtsmaßnahmen nicht. Eine Versicherungspolice. Denn wenn er das Weiße in den Augen seines Bruders nicht innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden sah, würde er in den Dschungel zurückmarschieren, um das Miststück aufzuspüren und seinen Bruder eigenhändig zu holen.
Die Räder waren in Gang gesetzt. Buck würde den Bankdirektor anrufen und aus dem Bett werfen. Zak konnte nichts anderes tun, als zu warten. Er presste sich die Faust zwischen die Augen und schrieb die Zahlen nieder – 625 355 565 – so wie sie ununterbrochen in seinem Kopf vorüberkrochen.
Was bedeuteten sie, verdammt noch mal? Oder versuchte er etwas einen Sinn zu geben, das völlig irrational und unsinnig war? Er fügte die Zahlen zu einer Gruppe zusammen, obwohl sie in seinem Hirn alle hintereinander kamen, wie ein beschissenes Endlosband.
558 362 328 59 675 625 355 565.
Rächten sich jetzt mit dieser Gehirnerschütterung die langen Nächte vor dem Börsenticker, die er sich um die Ohren geschlagen hatte?
Lächerlich.
Er nahm den Füller und teilte die Nummern in Paare ein. Dann starrte er darauf. Nichts kam ihm in den Sinn. Er schrieb sie erneut und sortierte sie in Dreiergruppen. Wieder nichts.
Frustriert riss er das oberste Blatt von dem kleinen Block, dann begann er es in kleine Quadrate zu zerpflücken.
Er hörte Acadias leise Schritte auf dem dicken Teppich und streckte den Arm aus, um sie an sich zu ziehen. Er hatte die Empfangsdame angewiesen, das Bad mit Produkten mit Jasminduft auszustatten, und der frische, vertraute Duft von Acadias Haut machte ihn tierisch geil. Er konnte nicht genug von ihr bekommen. Er fühlte sich unheimlich ruhig und in seiner Mitte, wenn sie in der Nähe war. Entspannt und auf eine Art wohl, wie er es in all den Jahren mit Jennifer nie erlebt hatte. Einhändig löste er den lose gebundenen Gürtel ihres weißen Frotteebademantels, dann ließ er die Hand zwischen den Stoff und ihre unfassbar glatte Haut gleiten.
»Konntest du nicht schlafen?«, fragte sie sanft, lehnte ihre Hüfte an seinen Arm und fuhr mit den Fingern zart durch sein Haar, während sie über seine Schulter auf sein Gekritzel und die Papierfetzen spähte. »Woran arbeitest du denn?«
Zak zögerte. Irgendwie störte es ihn gar nicht, wenn Acadia von seinen Halluzinationen erfuhr. Er hatte einen treulosen Gedanken … dass er Jennifer niemals davon erzählt hätte. In sechs Jahren Ehe hatten sie tatsächlich niemals eine solche Vertrauensebene erreicht. Jen hätte irgendeinen Weg gefunden, das, was sie als Schwäche angesehen hätte, gegen ihn zu verwenden. Vermutlich hätte sie es so angestellt, dass Zak erst sehr, sehr spät auf den Trichter gekommen wäre, mit der Rasierklinge aufgeschlitzt worden zu sein und zu verbluten.
»In meinem Kopf laufen die ganze Zeit Zahlenfolgen vorbei.«
Sie nahm die Information ruhig auf, und ihre sanften Augen sahen ihm prüfend ins Gesicht. »Wann hat das angefangen? Nachdem du bei unserer Gefangennahme den Schlag auf den Kopf bekommen hast? Gott, Zak, ich wusste, dass du eine Gehirnerschütterung hattest! Du hast immer noch eine Beule, und der Bluterguss …«
»Man könnte meinen, es wäre eine Gehirnerschütterung. Aber nur, wenn es eine verzögerte Reaktion ist. Nein. Die Zahlen haben in der Mission angefangen.«
»Nachdem du gestorben bist.«
Zak schnaubte vor Lachen. »Genauer gesagt, nachdem ich wieder zum Leben erwacht bin. Okay, das klingt merkwürdig, aber es ist nicht irgendein neu entwickelter sechster Sinn oder irgend so ein Hokuspokus. Ich denke, es könnte eine Halluzination sein. Oder eine Fehlfunktion des Gehirns. Vielleicht brauche ich einen Neustart. Oder einen Seelenklempner.«
Sie warf ihm einen besorgten Blick zu. »Lass Carina einen Arzt rufen. Vorzugsweise einen Spezialisten …«
»Wenn ich die Probleme dann immer noch habe, gehe ich in Seattle zum Arzt.«
»Bist du …« Sie seufzte. »Ja, ich sehe, dass du es bist. Na gut. Dann lass uns erst mal überlegen, was das sein könnte.« Mit ihren Fingern hob sie Strähnen seines Haars an und ließ sie wieder fallen, während sie sich an seine gesunde Schulter lehnte. »Was denn für Zahlen?«
Er strich mit der Handfläche die satinglatte Haut ihrer Hüfte hinab und setzte dabei den Duft
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