Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
die Hand und fuhr ihm mit den Fingern über die Lippen, als er den Mund aufmachte, um zu widersprechen. »Und wenn nicht , dann lösen wir dein Zahlenproblem zu dritt, mit links.«
Zaks Bruder checkte bis zur Morgendämmerung nicht im Hotel ein. Und Zaks Hirn bootete auch nicht neu. Er sah immer noch die vorbeiziehenden Zahlen. Acadia merkte, dass er das Hotel am Morgen eigentlich gar nicht verlassen wollte, aber er brauchte ein Telefon und einen Computer. Und obwohl Carina Acadia mit einem Paar schwarzer Hosen und einem frischen weißen Hemd versorgt hatte und die Kleider gut passten, brauchte sie eigene Kleidung, wenn sie noch ein paar Tage bei Zak bleiben wollte, während sie darauf wartete, dass ihre Papiere fertig waren. Wenn ein paar Tage überhaupt reichten. Sie hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde: Wochen, Monate? Sie hatte keinerlei Ausweis bei sich.
Sie musste zum amerikanischen Konsulat gehen, und sie brauchte Zugang zu ihrem Bankkonto. Jetzt, wo sie in die Zivilisation zurückgekehrt waren, erwartete sie nicht von Zak, dass er sie aushielt. Sie hätte das nicht akzeptiert, bevor sie im Lotto gewonnen hatte, und jetzt war sie nicht darauf angewiesen. Sie brachte ihr Bedürfnis nach eigenem Geld und eigenen Kleidern nicht zur Sprache, denn sie wusste, dass er anfangen würde, mit ihr zu diskutieren, und sie war nicht in der Stimmung für einen Kampf.
Sie wollte die restliche Zeit, die ihr mit ihm blieb, genießen, so kurz sie auch sein mochte. Dann würde sie sich zusammenreißen und, sobald sie allein war, Trübsal blasen. Aber bis zu diesem Moment würde sie jede Minute mit Zak in Venezuela genießen.
»Wenn Gideon hier ankommt, wird er erschöpft, dreckig und hungrig sein«, redete Acadia ihm zu, als sie in der Suite frühstückten. »Er wird sich nicht hinsetzen und Erfahrungen austauschen wollen. Lass uns gehen und unsere Erledigungen machen und in ein paar Stunden zurückkehren, um ihm Gelegenheit zu geben, sich zu erholen.«
Zuerst nahmen sie das US-Konsulat in Angriff. Dank Zaks fließendem Spanisch drang allmählich zu den Beamten durch, dass sie keineswegs an den Tatort zurückkehren würden, um bei der Polizei Anzeige über ihre gestohlenen Papiere zu erstatten. Acadia glaubte irgendwann, es nicht verkraften zu können, sich noch einmal anzuhören, dass ihnen ohne einen Polizeibericht keine neuen Papiere ausgestellt werden konnten. Man verlangte einen Bericht, in dem die Einzelheiten über das Wie, Wo und Warum des Verlusts ihrer offiziellen Papiere dargelegt wurden.
Zak arbeitete sich methodisch und geduldig eine sehr lange Nahrungskette entlang, bis er endlich die korrekte Antwort erhielt.
Sie sollten in achtundvierzig Stunden wiederkommen, um ihre Papiere zu erhalten. Acadia hoffte, dass es Pässe bedeutete, denn ohne einen Pass konnte sie das Land nicht verlassen. Aber Pässe, wurde ihnen gesagt, konnten bis zu zwei Wochen dauern. Sie mussten aus den Staaten geschickt werden. Zak versicherte ihr, dass er die Zeit mit dem richtigen Bestechungsgeld verkürzen konnte. Aber zuerst mussten sie die Papiere bekommen.
Als Nächstes gingen sie zur Bank. Dort kannte Zak glücklicherweise den Bankdirektor, der zu Hause angerufen wurde und innerhalb einer Stunde da sein und sich um alles kümmern würde, was Zak brauchte.
Was in Venezuela mindestens zwei Stunden bedeutete, wie Zak ihr sagte.
»Ich komme um vor Hunger«, gestand Acadia ihm, als sie vor dem Bankgebäude mit den marmornen und vergoldeten Ornamenten standen. »Sollen wir vielleicht zum Mittagessen wieder ins Hotel gehen und nachsehen, ob dein Bruder schon da ist?«
»Wir rufen Carina an, ob Gid gekommen ist. Aber ansonsten, nein. Wir wollen keine Zeit verschwenden. Ich habe eine lange Einkaufsliste, die ich abarbeiten will, bevor wir zurückkehren.«
Acadia lächelte. »Und womit bezahlst du? Mit deinem guten Aussehen?«
»Ich habe ein bisschen Taschengeld von Carina bekommen. Was wir brauchen, wird dem Hotel in Rechnung gestellt. Das habe ich schon mit ihr geklärt.«
Sie konnten in ein Geschäft gehen und alles, was sie kauften, auf das Hotel anschreiben lassen, und das kam Zak überhaupt nicht komisch vor? »Okay«, Acadia hakte sich an seinem gesunden Arm ein. »Gehen wir einkaufen.«
Es gab einen Computerladen, der praktischerweise direkt neben einer Damenboutique lag. Sie trennten sich an der Tür zur Boutique und verabredeten sich in einer halben Stunde. Acadia ging nicht besonders gerne einkaufen. Entweder
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